Puh. Echt jetzt?

Liebe will fließen können – ein Hinblinzeln

Drei Perspektiven schieben sich zusammen

1

„Was wäre wenn…“

frug mich am Ende dieser intensiven Therapiestunde mein Therapeut.

Ich hatte ihm von meiner Diskrepanz erzählt zwischen meinem Wert, Freunden beizustehen und meiner erlebten Unfähigkeit dazu. Mein Nervensystem schlägt einfach Alarm. Es glaubte, meiner Freundin ginge es so schlecht und irgendwas in mir glaubte, etwas können zu müssen oder zu sein… und da war nichts außer „Drama“ – meiner erlebten Ohnmacht, dem zwanghaften Widerstand dagegen, meinem Michselbstbeschuldigen, dem Ummichselbstkreisen und dem Entsetzen darüber, was ja auch nichts anderes ist…

Wir arbeiteten uns mithilfe des aktuellen „Symptoms“ durch die Geschichte zurück an den Anfang. Ich berichtete:

„Ich erinnere mich eigentlich nur an eine schöne Geschichte, die mein Opa von meiner Mutter erzählt hat: Er saß auf dem Rad. Vor ihm, auf dem Lenker, saß seine Tochter. Ihre lockigen, blonden Haare wehten im Wind.“

In meiner Erinnerung an seine Erinnerung ist einfach ein schönes Gefühl. Schlicht, leicht, zart.

Dann kam der Krieg. Und die Geschichten schwiegen. Oder erzählten vom Hunger. Von der Vertreibung. Dem Verteiltwerden nach Unwillkommensein. Dem Trotzdemdasein. Müssen.

„Was wäre, wenn…

all DAS

nicht gewesen wäre?“

Es war ganz am Ende der Stunde. Der Satz war klar da in meinem Kopf und musste nur noch ausgesprochen werden:

 

ich könnte sie einfach lieb haben

 


…und… 

Sie hätten sich lieben lassen können. Sie hätten ihre Liebe fließen lassen können: Sie hätten uns,

 

sie hätten mich einfach lieb haben können.

 

„Und,“ sagte ein treuer Begleiter:

„Du könntest Dich selbst einfach lieb haben…“

 


 

2 : Kindermond

Sie blieb mir wohl aus einer meiner ettlichen spirituell oder therapeutisch gefärbten Lebensstunden hängen, diese Geschichte, die nachspürbar machen soll, wie sich Kinder zu retten vermögen.

Ein Kind bleibt in einem Wald alleine zurück. Es ist dunkel. Die Stimmen entfernen sich. Entsetzt stellt es das Alleinsein fest. Es kann den Weg nicht sehen. Es ruft, krächzt, wimmert… aber die anderen Stimmen kehren nicht zurück. Es ist kalt. Unbekannte Geräusche drängen sich in die Stille. Die Lebensbedrohlichkeit der Situation lässt das Bewusstsein hinter alte Instinkte zurücktreten. Alles erstarrt.

Plötzlich tut sich der Himmel auf. Der Mond erhellt die Nacht. Lässt sein Licht durch die Dächer des dunklen Waldes bis hinunter auf den Boden scheinen. Das Kind atmet auf. Es erkennt, dass es dort anders ist. Vorsichtig traut sich das kleine Wesen, einen Schritt dort hin zu gehen, wohin das Licht fällt. Die Füße spüren, sich vom Ort des Verlassenseins entfernen zu können. Das Gehirn schreibt sich eine Geschichte. Es beginnt zu glauben, der Mond würde ihm einen Weg zeigen! Es fühlt unbeschreibliches Glück, das Gefühl des „Womöglichwahrseinskönnens“ – Reale (!) Hoffnung auf eine Rettung. Das Kind geht weiter. Es macht das Entdecken zu seinem Abenteuer und glaubt an den Mond als seinen beschützenden, treuen Begleiter. Das Kind fühlt sich sicher und findet – mithilfe seines Kindermondes – nicht nur einen, sondern auch seinen Weg.

…wäre es stehen geblieben, hätte es nicht die Möglichkeit der „Bindung an eine Rettung“ – so verrückt sie auch sein mag – gehabt, hätte es vermutlich nicht überlebt.

Der Überlebensinstinkt kapert den Verstand, der sich eine passende Geschichte bastelt.

Ich wurde neulich mal wieder von einer Art Kindermond überrannt.

Rettung war gar nicht nötig. Fühlte sich aber trotzdem so an… 

…weg waren sie, die sturen Eselswächter samt Verstand, hockten seelig an der Wunderbar und gaben sich dem Besoffensein von Neurotransmittercocktail „Könntewomöglichwahrsein“ hin.

Nicht „I.“ (…die vernichtend zuschlagende „Göttin“ der Erlösung nach Art des Hauses) half, sondern ein guter Freund:

„Karin, Du bist ein wundervoller Mensch. BLEIB DIR TREU.

Alle Kinder kommen als Wesen voller Liebe auf die Welt.

Liebe will fließen können…: Du hast einen Riesenstaudamm in Deinem Inneren.“

Manchmal schummelt sich ein Funken hindurch und tanzt sich in die Freiheit. Das kannst Du nicht verhindern, allenfalls schützen, absichern, steuern.


…und so sitze ich hier, betrachte die Szene an der Wunderbar. Und habe Mitgefühl.

Was auch sehr, sehr schön ist.

Danke.


 

3

A propos „Liebe will fließen können…. „:

In diesem Sinne wäre ein eigenes Pony (Link zu einem alten Blogbeitrag, öffnet ein neues Fenster) tatsächlich früher vielleicht wirklich eine Rettung gewesen…

Buntepollenallergie

„Nebellebensuppe…“

Klingt das trüb und fad?!

Für mich klingt es nach Versteck. Und nach etwas, das mir wohlbekannt ist. Ich weiß, ich komme in meiner Suppe im Leben unter. Sie hat früher immer Schutz geboten. Sie tut es jetzt.

Jammern? Zähneknirschen? Suppenkaspar? Trüber, schneller, doppelt essen? Egal! 

Ich nehme alles dafür in Kauf, was diese Art Suppe mit sich bringt.

Ja, ja… das Leben kann bunter schmecken. Und was ist, wenn ich eine Buntepollenallergie habe? Und die Dinger haben gerade mal wieder Saison „bis ungewiss“?

So gesehen habe ich mir mein Gericht (!) in – meiner Art – Liebe zubereitet.

…weil ich, ja, ich, Nervensystem Karin, weiß.

Ich weiß um Euch, ihr sturen Eselsanteile, tapfere, wohlwissende Wächter. Nichts kommt an Euch vorbei, das ich nicht gelernt habe, zu nehmen.

Der Verstand glaubt, er müsse doch, zumindest aber doch gemeinsam mit all unserer Erfahrung, die Macht besitzen, Euch zu bewegen.

Lachhaft.

Alles zu Eurer Zeit.

Kasperltheater

Ich habe das Gefühl mich entschuldigen zu müssen.

Dafür möchte ich um Verzeihung bitten.

Denn Schuld setzt eine Verletzung voraus.

Kein Mensch hat mir was von einer durch mich verursachten Verletzung gesagt.

Dass ich trotzdem das Gefühl habe, mich entschuldigen zu müssen, heißt, ich misstraue.

Das macht mich traurig.

Und es berechtigt mein Gefühl der Schuld.


Welches Bedürfnis steckt dahinter? Was kann ich gerade nicht für mich tun, wenn ich mir und der Welt nicht die Ruhe lassen kann?

Mitgefühlschmarotzerei? Zuwendungsmanipulation? Erwecken der Wut als Stabilisator und Schmerzdämpfer? Hass als Ventil? Spürbarer Ekel als Zeuge der Anklage, als „amtliche Beglaubigung“?


Na, ihr meine Schatten, seid ihr alle da?

Gut. Dann gehen wir alle wieder schlafen. Schlaft gut und sicher. Ich tu Euch nichts. Ihr habt Berechtigung. Ihr seid aus kindlich naiver Notwendigkeit geformt und ausgestaltet in Meisterjahren des Kopfwerks.

Jeder Eurer Hiebe sitzt.

Gewiss träumt ihr vom Ruhestand.


Und jetzt

Fast bin ich gelangweilt.

Verweile ich nicht dort.



Wer spielt hier wen?

Salbe und Wirken

Die Neurodermitis

Mit meinem Krankenpflegeexamen 1989 und der damit verbundenen Rollenveränderung trat meine Neurodermits auf.

Die Schulmedizin konnte mir auch mit Salben-, Licht- und Badetherapie nicht helfen. Und die Erfolge einer stationären Behandlung verpufften anschließend nach schon drei Wochen. Mehr und mehr half nur noch Kortison. Ohne Salben aus dem Haus zu gehen war nicht denkbar für mich.

Diese andere Art von Aufgekratzsein führte mich schließlich auf andere Wege: „Heilung“ brachte ein Aufenthalt in einer Klinik, die einem besonderen Genehmigungsverfahren der Krankenkasse bedarf, arbeitete sie doch gänzlich nach den Regeln klassischen Homöopathie. Ich war so glücklich, dort hin gehen zu dürfen: Hoffnung.

Ich erinnere mich noch an das stundenlange Anamneseverfahren. Man wurde in dessen Rahmen gebeten, sich bis auf die Unterhose auszuziehen und sich von zwei ÄrztInnen betrachten zu lassen. Letztendlich erhielt ich einmalig drei bis fünf Globuli, Glaubersalz, dreieinhalb Wochen Saftfasten, 2 x pro Woche Colon-Hydro-Therapie (eine einstündige Darmspülung), ansteigende (das Wasser wurde währenddessen erwärmt) Fußbäder mit Rosmarin und nur bei Bedarf Lymphdrainagen, Kartoffelwickel, Halbedelsteinauflagen und Sauerkrautsaft. Die meisten Patienten dort litten an Haut- oder Darmerkrankungen. Alle mussten fasten, und zwar in zweierlei Hinsicht: Der schlimmste Schrecken übte für mich das Salbenfasten aus. Ständig juckende, schuppende, entzündete Haut ohne Schmierzeug?

Ich glaube, jeder, der unter trockener Haut leidet oder vielleicht mal sowas wie Fußpilz gehabt hat, kann sich annähernd vorstellen, was das bedeuten könnte. Nicht nur meine Haut war abhängig von äußerem Fett. Ich fühlte mich psychisch abhängig und stand vor dem kalten Entzug.

Neben dem Verzicht auf alle symptomlindernde Maßnahmen nahmen wir alle für durchschnittlich drei Wochen  keine feste Nahrung zu uns. Und alle wurden anschließend auf tierisch eiweißfreie Rohkost umgestellt. Es gab neben vielen Vorträgen über Homöopathie und Ernährung auch psychotherapeutisch angeleitete Gruppen- und Einzelsitzungen sowie Ergotherapie. Ich blieb insgesamt ca. acht Wochen, noch drei Monate bei der empfohlenen Kost und bin ‚Pescetarier‘.

Mein Haut riss damals auf, manchmal bei jeder Bewegung. Sie schmerzte, eiterte – und heilte.

Es ist und bleibt wunderbehaftet, dass sie seit dem nie wieder so nach etwas schreien musste.

Vor einigen Jahren traten die Symptome aber wieder zunehmend auf.

Als Krankenschwester auf einer Demenzstation dieser Zeit braucht man in vielerlei und völlig unterschiedlicher Hinsicht ein dickes Fell…

Ich fand mich häufiger in der Apotheke vor den einschlägigen Tuben und merkte doch recht schnell, dass ich das nicht mehr will.

Also der Symptomen wegen (Zufälle gibt es nicht) fand ich meine Hausärztin, die sich auf die klassische Homöopathie spezialisiert hat und mich seither nicht nur entsprechend behandelt sondern mich auf meinem Weg begleitet, mir so zum Beispiel auch meine Körperpsychotherapeuten und die Heiligenfeldkliniken empfohlen hat.

Bei der Homöopathie geht man davon aus, dass die Symptome rückwärts ausheilen. Neuste Symptome zuerst.

Die Haut beruhigte sich schnell wieder.

Die Essstörung

Stopfen. Hinein und Löcher: Halte inne!

Das stumme Schreien nach außen: Bitte bleib! Bleib so. Es ist nicht gut, aber es könnte schlimmer kommen. Ich tue alles, was ich vermag dafür, dass „es“ bleibt, wie es ist.

Das Stopfen nach Innen: Ich tue alles dafür, was ich zu tun vermag. Ich esse, damit ich so bleiben kann, wie ich bin. So sein kann, damit es nicht schlimmer kommt. Damit ich es halten kann, was ist, damit „es“ nicht wahr ist, was ist. Schlimmer als das, was ist, ist die Angst davor. Und die brauche ich nicht spüren, erkennen, sehen, wenn ich esse. Ich bin schlimm, wenn ich esse, nicht „Es“, das ich nicht verstehe, gegen das ich nichts zu tun vermag und das richtig sein muss, damit ich überleben kann. Wenn „Es“ richtig sein muss, es sich für mich aber falsch anfühlt, muss ich doch falsch sein. Vermutung: Ich esse, um zu wissen, spüren, errichten, einen Grund unter meinen Füßen für mein Falschseingefühl zu haben.

Es dauerte Jahre, bis ich – in Uffenheim – den Griff, meinen Halt durch sie, meine Essstörung – lockern konnte.

Ich hatte mich in meiner Kindheit an sie gebunden.

Die Salbe meiner Kindheit legt nun meine Wunden frei.

Es schmerzt. Es eitert Ungesichertsein, Schlimm, Getue und

Falschseingefühl.

Ich muss da durch und vertrauen lernen, dass ich mich mit und durch mein Er-Leben heile.

Ich muss da durch? Besser: Ich bin da mit.

Dieses Erleben ist mein Weg. Ich muss keinen er-finden.

Darf von den Geschichten und Märchen lassen.

Mein Geist spinnt und denkt, mein Gefühl zwingt und schwappt, mein Urteil spaltet, glaubt Fetzen reißen und zu irgendwas verkleben zu können.

Mein Verstand glaubt sich noch in Nachwehen. Er glaubt, ich könnte die Macht ergreifen, könnte es richten. Glaubt, ich müsste tun, sein, machen, verstehen, endlich kapieren, endlich loslassen, endlich vertrauen, planen, bleiben, gehen, halten. Und zwar schon längst! Schnell! Schneller!

Mein Verstand glaubt… ich müsste er-leben.

und

Er ist. Es ist. Jetzt ist es. Ich wirke. Mitten im Atem.

Ob ich’s gerade mal wieder begreife zu kapieren zu scheinen und es ganz sicher niemals (er-) schaffen kann.

Weil’s schon ist…

 


 

Danke für Euch, für Ihr und Euer Sein in meinem Lebensein. Ihr alle, derer Hilfe ich mich bediene. Gefragt oder ungefragt. Es ist, wie es ist.

Nachtrag…

 

… Anlass zu einem weiteren Abschiedsbild:

 

.

Sie fasst mich, die Kleine.

Ich das, wie so vieles andere, noch nicht wirklich.

Mulme

aus Scham und Angst

legt sich fast völlig erstickend

über Familie „Wasjaauch“

Freude, Leichtigkeit, Glücklichsein, Überraschung

ja und der Herr „Darfjagarnicht-Könntedochaberauch“…

Stolz

 

Ja, Charlotte, die schauen wir uns ganz vorsichtig an.

Das Hemd

Es ist nicht zu fassen, wie lange ich an diesem Blogbeitrag hier bastele. Nun pack ich ihn, um ihn loszulassen und mit ihm „Es“.

Das Hemd.

Oder das Fett?

Es ist meines und wird immer gewesen bleiben. Es darf jetzt aber werden, anders zu sein.

Zurück zum Hemd.

Habt Ihr schon vom Markenwarenankäufer im Internet gehört? Man gibt den Hersteller an, die Art der Kleidung (Hose, Bluse,…), bekommt den Preis genannt, darf die Ware kostenlos dort hin schicken und weg ist sie. Nach Prüfung der klar genannten Annahmevoraussetzungen erfolgt

die Zahlung shnell und unkompliziert als Banküberweisung.

Genau dort befindet sich gerade „das Hemd“.

Es ist weg, aber noch nicht ganz. Es könnte abgelehnt werden. Denn es ist älter als die erlaubten fünf Jahre…. genauer gesagt sind es mehr als 20 Jahre, die es mich begleitet hat, wie mir gerade bewusst wird.

Ich habe es einfach mit den anderen Hemden dort hin geschickt, befindet es sich doch noch in wirklich gutem Zustand. Es lag ja auch lange in Kisten….

…was darauf hinweisen könnte, dass ich es nie gemocht habe, aber das Gegenteil ist der Fall.

Das Glück, dieses Hemd damals gefunden zu haben, kann ich noch heute nachempfinden. Vor ca. dreißig Jahren gab es für Menschen wie mich das Internet noch nicht wirklich. Alleine dieses Geschäft gefunden zu haben, war ein Geschenk für mich. Er bot nicht nur passende Kleidung an, sondern auch bunte, moderne, frische Farben! Damit lässt sich einiges vor sich selbst verdecken. Und dieses Hemd war auch vom Material her genau das Richtige für mich. Der feste Baumwollstoff gleicht dem eines Segeltuchs. Ich mochte es nie, wenn die Oberteile am Gesäß hängen bleiben. Ich mochte mich und meine Konturen immer versteckt und geglättet wissen. Ich war so glücklich mit diesem Hemd.

Es war damals, 1996/97, bereits mit im Reisegepäck zu meiner ersten stationären Psychotherapiebehandlung in Bad Grönenbach…

Ich hatte das Hemd also damals schon gekauft, mich also damit abgefunden, äußerlich und innerlich diese Maße für mich zu verschlingen.

Und erkannte das zwar als Symptom, aber…

Ich mochte „es“, also das Hemd (,…), sehr und habe es aufbewahrt. Ich trug es nicht wirklich oft. Es lag viel in Kisten und hat gewartet darauf, das es getragen wird.

Nur Kleidungsstücke, an denen ich irgendwie gehangen habe, durften in Kisten darauf warten, dass sie wieder, je nach dem, passen oder gefallen. Ich hatte meistens eine „zu groß“ und eine „zu klein“ Kiste. Dieses Hemd lag oft in der zweiteren. Manchmal war es mir auch einfach nur zu bunt, auffällig und ich deshalb unpassend.

Warum schreibe ich von diesem Hemd?

Ich möchte ihm als Zeichen der Wertschätzung einen schriftlichen Abschiedsgruß widmen… ähnlich vielleicht wie neulich dem Dacia. Es hatte lange, lange Zeit einen Nutzen für mich.

Nun aber ist es weg.

Darf ich es mit meinem Körperfett vergleichen? Natürlich kann ich nicht in die Zukunft sehen. Und die Erfahrung weiß, dass ich schon oft ab- und wieder zugenommen habe. Dieses Hemd hatte mich dennoch die ganze Zeit begleitet… Nun aber ist es weg.

Diese Ausmaße sind weg. Diese Bedürfnisse waren mit alten Mustern nicht mehr zu bewältigen.

Das Hemd ist weg. Und ein Neues ist schon da.

Es ist nicht weit. Aber es passt größentechnisch. Es ist aus reinem Leinen („Segeltuch light“ 😉 ), welches ich gerne mag. Ob es mir emotional passt, werde ich noch finden.

Das Alte jedenfalls, werde ich nicht mehr finden. Es ist weg.

Unabhängig von meinen Ausmaßen: Es würde mich nicht mehr anpassen können.

Hemd, Fett, lass Dich von anderen tragen. Ich derweil trage mehr und mehr Andersmich.

 

PS: Dieser Markenwarenankäufer bietet an, die Sachen gegen Gebühr zurück zu senden, die er nicht annehmen möchte.

Es könnte ja noch Ebaywert für mich haben?

Jetzt, nach dem Schreiben dieses Blogbeitrags weiß ich: Sie dürfen es behalten. Ich habe es getragen. Ich brauche es nicht mehr.

Und ich lasse es Wert gewesen und nun anders sein.

Danke, Hemd

Verführung aus…

Ich kenne nun also das Gefühl der emotionalen Besoffenheit:

Es ist der Kontakt zu dem Gefühl, der Hauch Ahnung des „Womöglichwahrseins einer tatsächlich möglichen Erlösung“. Es ist ein kleiner Moment des unbeschreiblichen „Ah’s“. Tränen kommen mir in die Augen, wenn ich mir beim Versuch, hier und jetzt, Worte dafür zu finden, das Gefühl versuche vorzustellen.

Damals, in der Schule, stellte ich mir manchmal in meiner Verrücktheit vor, dass ich, würde ich die Schule verlassen, dort auf dem Parkplatz sein Auto sehen. Er wäre aus Norddeutschland gekommen, um mich abzuholen, weil ich ihm ebenso wenig aus dem Sinn gegangen wäre, wie er mir…

Dieses Gefühl meine ich: Völlig verrückt! Also ich befinde mich dann wirklich in der Emotion eines Kindes, das in dem Moment der Erkenntnis ist, dass es wirklich wahr werden könnte, dass… die, seine, gute Fee tatsächlich existiert. Das es ein sich sicher fühlender Teil einer, sich selbst vertrauenden, liebend leichten Herkunftssippe sei, das sein vom Taschengeld gekauftes Los beim großen Preis genannt worden wäre, das meine Eltern mir heimlich ein Pferd gekauft hätten… kurz: Ich rühre mir aus Fetzen meiner Wahrnehmungen einen emotionalen Zaubertrank, damit ich an etwas glauben kann, das nach Faktenlage einfach nicht stimmt, nicht stimmen kann.

Aber es erlaubte mir schon damals einen emotionalen Fluchtweg: Eine gleichzeitige Ablösung vom Gedankenzement des Alltags und Erlösung aus dem Gefühl des alleingelassenen Kleinkindes, das aus einem Rätsel von ‚zu Hause‘, in dem es sich nicht so fühlt, vor einer Welt steht, in die es gehen soll, in der für es nichts ergreifbar ist, aber gleichzeitig schon längst hätte ergriffen werden sollen: Alles scheint zu groß, nicht erlaubt, nicht richtig oder nicht wahr.

Dann ohne stoffliche Hilfsmittel in die emotionale Besoffenheit fliehen zu können, ist doch ein echt kreativer Weg in eine Form der Rettung aus Unerträglichem, Unerklärlichem.

Für eine gewisse Zeit…

Denn diesen Irrsinn gibt es auch anders.

In die andere Richtung geht es noch tiefer, die Angst ist nicht zu beschreiben. Wie „der Schrei“ ohne Hinter- und Vordergrund, ohne Boden und Halt.

Ich bin nicht alleine. Es gibt Menschen, die wissen, von was ich schreibe.

Manchmal reißt ein einziger Gedanke den Boden weg oder ein unablässiger Gedankenstrom der Entwertung wäscht eine Diele nach der anderen aus dem löchrigen Mikado des Vertrauens.

Es fühlt sich so wahr an. Diese Selbsturteile sind für mich so stimmig und wahr, so passend, dass, sehe ich über den schneidend schroffen Spott, die alles ergreifende Kraft des endlich richtigen Entschlusses, die Faszination über die Klarheit dieser Erkenntnisse hinweg, mir Tränen in die Augen kommen.

Tränen? Hatte ich in diesem Blogbeitrag schon mal. Und genau da will ich hin:

Diese beiden Zustände als emotionale Besoffenheit begreifen zu lernen.

Als ein Verführtsein in die Welt von Märchen.

„Das ist doch schlimm! Du bist furchtbar. Schrecklich. Da musst Du was gegen machen. So kannst Du doch nicht… alles nur Getue… willst ja nur abhauen, fliehen, Dich klein machen, rumwimmern, willst nur keine Verantwortung übernehmen… nimm‘ endlich Dein Leben in die Hand, Du unerträglich feige, rumeiernde, um Beachtung buhlende…“

Ja, das kann schlimm sein. Und sich schlimm anfühlen.

Und ich bin Karin, die sich gerne verführen lässt. Von den Märchen ihrer Erlebenswelt, von Vorgelesenbekommen, von Butterplätzchen in Elchform.

Die sich, aus welchen Gründen auch immer, welche es situativ im Hier und Heute sicher öfter mal mit spielerischen Forschergeist, Mitgefühl und Humor zu überdenken lohnt, so gerne und leicht verführen lässt, dass sie auch diese entsetzlichen Verurteilungen dafür in Kauf nimmt.

Ich, Karin, lasse mich gerne verführen. Und das darf so sein.

Teil 2: Herzlich willkommen, Schlimm

So saß ich beim Kaffee und dachte…

Schlimm hat nichts mit meinen Eltern zu tun, er gehört als schlichte Zustandsbeschreibung ins und zum Hier und Heute.

Aber schon der Umkleidekabine überfiel er mich wieder.

Und er ließ sich fassen, anfassen, angreifen:

Er gab mir zu verstehen, dass er ein alter Bekannter ist. Das er ins Alte gehört, da gehört er hin.

Schlimm gehört zur Vergangenheit. Ich packe Schlimm in die Gegenwart und er gehört ins Alte. Schlimm war damals!

Ich ziere mich noch immer, aber es war wohl wirklich schlimm. „Schlimm“, das Chormitglied fühlt sich da, dort, beim Alten, richtig aufgehoben an. Er will da hin. Und ich muss ihm erlauben, das Alte schlimm sein zu lassen.

Wenn mich jemand nach meiner Vergangenheit fragt, erzähle ich die, meine, Fakten tonlos oder gepresst, weil ich mir nicht eingestehen kann, das es schlimm war. So schlimm war es nicht. Wir hatten es gut. Unsere Eltern haben alles für uns getan und noch mehr. Sie haben sich sogar aufgeopfert nur für uns… ich habe keinen Grund zum Jammern. Andere Leute haben wirklich Grund, die dürfen es haben, dass es ihnen schlimm geht. Ich habe keinen Grund. Wirklich nicht. Alles nur Getue…

Schlimm! Und schon ist Schlimm wieder im Heute und „nervt“.

Ich stand in der Umkleide. Versicherte mich nochmals, dass die Türen verschlossen waren. Ich stand da, lehnte mich an und weinte mit der Erkenntnis vor Glück.

Schlimm darf da hin, wohin er gehört. Ich darf ihn immer wieder los und zurück in sein nach Hause lassen, wenn ich ihn mal wieder ins Hier und Heute verfrachtet habe. Darf ihm auch einen liebevollen Ermutigungsstartstupser geben. Darf ihn ansehen, liebhaben als „Schlimm“. Er ist wer.

Er ist nicht mehr „Nichtgewesenseindürfen“, er darf Schlimm sein.

Ich weinte noch ein bisschen bis es sich besser anfühlte. Versicherte mich nochmal bei der Kleinen. Sie könne noch nicht sprechen, aber es sei gut so. Es fühlte sich gut an.

Und ich stand unter der Dusche und summte vor mich hin. Ich ließ mich (mich) hören. Und ich freute mich darauf, in das kalte Wasser zu steigen. Mich spüren. Und ich hörte beim Schwimmen diese wunderbare Musik (7. Sinfonie von Beethoven) und ich musste mitten im Becken innehalten und lachen. Und später auf der steilen Bergabfahrt musste ich laut vor mich hin lachen. Einfach so. Und es hörte sich neu an, fremd. Und ich lachte darüber.

Vor Glück.

???

Herzlich willkommen im Leben, Glücklichseindürfen?!!!!

Wo Schlimm nicht mehr ist, gibt es Raum und Sicht und Fläche für andere Wesen.

keine Kategorie. Verzeihung

Mein Vater ist keine Kategorie.

Es ist ein Versuch, mich mir anzunähern.

Mich selbst (aus-) halten und (er-) tragen können zu verstehen.

Leider gerate ich immer wieder in die Schuldfrage, in die Wut, den Schmerz der Sehnsucht. Will das alles von mir zu Dir schieben. Nur nicht haben, nicht sein.

Ich bitte Dich deshalb um Verzeihung.

Ich benutze Dich, um mir verzeihen zu lernen. Du bist mir Diener und Anstifter zugleich. Opferst Dich als ein Lehrer, meine Wahrnehmung zu begreifen, die mich auf meinem Weg begleiten wird und leiten helfen soll.

Komme gerade hinter Deine Lehrmethoden… ganz schön raffiniert.

Raffinesse für krumme Dinger hätte ich Dir eigentlich zutrauen können, Herr Nies.

made bei ihmmir

Dieses Wort „egal“ geht mir zur Zeit nicht aus dem Sinn.

Egal ist schlimm.

Waren wir unserem Vater echt egal? Hat er uns nur seiner Frau, oder den Wertvorstellungen seiner bäuerlichen, streng katholischen Herkunftsfamilie zuliebe oder einfach völlig gedankenlos in die Welt verholfen?

Wollte er sich „normal“ fühlen, indem er „Normalität“ lebt? Oder wollte er einfach nur irgendwas (anderes) fühlen und / oder einen Grund dazu haben? Für das eigene Tun und Erleben nicht mehr verantwortlich, die eigene Leere nicht mehr füllen zu müssen?

Kinder sind doch herrliche Gefühlsverursacher und -überdecker in jeglicher Hinsicht.

Das er uns liebt vermochte er mir zumindest nicht zu vermitteln. Deshalb war Liebe nicht da – zumindest für meine individuellen Wahrnehmungsmöglichkeiten nicht. Was nicht heißt, dass sie in Wirklichkeit nicht da war.

Einen Menschen auf die Welt zu bringen, ihm in die Welt zu verhelfen, ihm die Welt zeigen, Stütze und Halt sein, Vertrauen und Sicherheit – ich bin Theoretiker, ich weiß. Leider – Aber und sowie Gottseidank – kann ich es auch so sehen.

Mein Vater war betrunken, auf Arbeit, sauer, genervt, hysterisches HB Männchen, entwertend, peinlich. Immer da, aber nie, weil woanders oder da, benebelt, jedenfalls nicht erreichbar weit weg. Obwohl er immer da war, nie weg.

In meinem Spiegel hat er sich für mich geschämt. Ich war lästig, falsch (hätte ein Junge sein sollen, glaube ich, und habe noch nicht mal das hinbekommen), anders als er wollte, das ich bin. Ich war da. Vermutlich war das das Problem.

Irgendwann war ich Krankenschwester. DAS war was.

Was.

Was Kinder können MÜSSEN ist, bei Erwachsenen so viel Liebe zu erwecken, dass sie sich um sie kümmern. Ich vermochte es nicht. Pflichtgefühl hattest Du wohl. Und die Fluchtgedanken hast Du gegen die Leere in der Bierflasche eingetauscht.

Warum ist das so wichtig?

Weil Du lebst in mir. Meine früheren Erlebnisse, Wahrheiten, Entschlüsse haben sich in Form von Einstellungssätzen und Gedanken / Gefühlsschemata in meinem Stammhirn festgesetzt.

Aus unergründlichen Gründen funktionieren erworbene Schutzmechanismen nicht mehr und ich bin diesen alten Gefühlen nun wieder aktuell, aber in alter, schlimmer Frische ausgesetzt. Sie flammen hier und heute so auf, wie ich sie damals erlebt habe. Auslöser: Irgendwas oder -wer im Hier und Heute / Erlebnisqualität, sowie Handlungs- und Bewertungsimpuls: Kindheit.

Ich fühle mich falsch, verloren, lästig, zu viel, der Liebe unwürdig, desorientiert, verzweifelt existenzgefährdet wie damals. Ja, und wo kommt dieser Selbstekel, dieser manchmal abgrundtiefer Hass, diese Verachtung her? Ist das ein Spiegelneuronprodukt oder Reaktion?

Meine Chance ist, mein Bewusstsein zu trainieren, neue Denkwege über das alte Erleben einzutrainieren, damit ich nicht mehr so von alten Gefühlen überflutet und in alte Bewertungs- und Handlungsmuster weggerissen werden muss.

So lasse ich mein Hirn mit Bilder spielen. Bildern von früher, Bildern von heute. Memory erkennen, um trennen zu können. Aus eins mach zwei. „Schmeiß‘ weg“ und „nimm‘ an“. Dabei zu erleben, dass es nicht um um das Bleiben, Durchhalten, Trennen, Verbinden… Loswerden oder das Finden geht, sondern um Sein.

Ein Teil in mir sagt: „Du warst Dein Leben lang auf der Flucht“ und hat in gleichermaßen Tiefe Mitgefühl und Verachtung dafür.

Aber Du hast genau das gelebt, was Du wolltest: Fliehen.

Was will ich?

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