Pony

Ich suche schon den ganzen Morgen.

Und ich kann es nicht finden.


Mit diesen Worten beginnt der Blogbeitrag, den ich vor ein paar Tagen geschrieben habe. Ich war sehr verzweifelt in diesem Moment.

Verzweiflung ist Ausdruck der Hilflosigkeit.

Mit der Verzweiflung etwas anfangen, also darüber schreiben zu können, war demnach schon für sich ein Ausweg. Zudem hat sich mein Verstand mit dem Erleben befasst und hat, wie er glaubt, Erkenntnisse gewonnen, die mir vielleicht in Zukunft zur Mustererkennung dienen können.

Und für einen Teil in mir ist es eine glaubwürdige Befürchtung, seine Wahrheit also, dass ich mich durch die Veröffentlichung des Beitrages zu sehr zumute. Also durch zu mutiges Vertrauen eine Entfremdung riskiere, die ich lieber bei mir behalten möchte 🙂

Aber das ist schon wieder ein Thema für sich…

Worum ging es in diesem Beitrag, den ich lieber für mich behalte? Sein Titel ist „haben müssen“.

Grob gesagt ging es um das Gefühl das „man“ hat, wenn man, trotz mehrstündigem intensiven Suchens, sein Portemonnai mitsamt aller Karten vermisst. Nicht nur das. Die ganze Situation wird permanent und lautstark mit abfälligen, verletzend entwertenden Schuldzuweisungen kommentiert von einem Kritiker, von dem man eigentlich glaubt, Anerkennung zu benötigen oder zumindest von der man sie sich sehnlichst wünscht.

Vorstellbar?

Diesen Gefühlscocktail meine ich. Den hatte ich neulich. Davon habe ich geschrieben.

„Wie einfach sich diese Worte schreiben lassen“, denkt mein Verstand.

Jetzt nach ein paar Tagen kann ich tatsächlich erstaunlich distanziert darüber schreiben. „Ernüchtert“ kommt mir in den Sinn.

Denn man stelle sich vor, dieser Umstand des Verlustes trete ohne greifbares, sichtbares Objekt auf.

Verzweifelte Suche nach etwas, ohne zu wissen, was es ist.

Es war das Gefühl, etwas nicht finden zu können, weil man nicht weiß, was es ist, zudem davon bedroht, weil man zu wissen glaubt, es haben zu müssen.

Mir fehlte ein Gefühl. Ich glaubte, mit aller Not und Verzweiflung, ich müsse etwas fühlen können, von dem ich gar nicht richtig weiß, was es ist.

Mit dem Schreiben von dem Druck, den dieses Erleben machte, fand ich Distanz.

Verknüpfte einen möglichen Auslöser (Familienbesuch), den Ursprung (unerfüllte Sehnsucht) und eine theoretische Lösung (Einverstandensein durch Anerkennung der Unlösbarkeit des Problems).

Das Gefühl, es haben zu müssen, war wahr. Und das Gefühl, es nicht haben zu können auch.

So wie damals…


Als Kind glaubte mein Nervensystem mit derselben Verzweiflung mal, ein Pony haben zu müssen. Ein eigenes Pony war für mich allen Ernstes (!) die Lösung aller meiner Probleme.

Weit gefehlt.

Und Trost für heute.

 

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