In den letzten Wochen habe ich besucht und ich bekam Besuch. Und ich habe dazu einen ganzen, bunten Strauß Auffälligkeiten geschenkt bekommen…
Aufführungen
Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, sage ich meistens „wechselhaft“, was den Tatsachen entspricht, denn was ich schon gelernt habe, ist die Vergänglichkeit von Gefühlen zu bemerken. Was vielleicht fehlt ist die emotionale Distanz dazu. Ich schaffe es oft noch nicht alleine. Ich lasse mich gerne begleiten, wobei mich die Schwere und die Verzweiflung völlig vereinnahmen, mir die Freude und Leichtigkeit, sollte ich sie überhaupt erkennen, hingegen sehr fremd vorkommen. Manchmal – selten, aber beeindruckend – treten die beiden zusammen mit Faszination, Verwunderung und Staunen auf die Bühne. Wenn das so ist, kam es schon vor, dass ich sogar meine engste Vertraute, die Sehnsucht, verließ und mich diesem Schauspiel ungeteilt hingab. Ich konnte mich darin aufgebend, einfach sein. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl: Einfach Sein. Oder: Wenigstens mal in der Rolle des Seins sein.
„Schlimm ist nicht das Gefühl, sondern der Widerstand dagegen“ meinte mein Psychologe…
Immer wieder dasselbe, ich weiß… Aber nochmal anders entdeckt, erkannt, beschrieben: Nicht die Distanz könnte also die Lösung sein, sondern die Hingabe. Nicht das Erkennen und „Daseinlassen“ von Leiden, Wut und Angst sondern auch da: Sein. Wenn nur das Leiden, die Wut und die Angst nicht so abstoßend wären, so widerlich schwere Rollen, auch wenn ich sie gut kenne. Mir sind sie so bekannt wie die Leichtigkeit mir fremd ist.
Aber das nur am Rande. Denn gerade bin ich die, die den Blog schreibt. Die Neugierde schaut mir über die Schultern. Und wenn die da ist, ist die Freude nicht weit…
Ich freu‘ mich auf Dich -> Link in neues Browserfenster
Verständnis für die Existenz der Kompliziertheit, die immer mitmischen will, wenn Freude und Leichtigkeit auftauchen 😉
Im Ursprung erklärbar, aber grundlos
Nein, ich sagte nicht das übergeordnete „wechselhaft“, sondern ich sagte „es geht mir nicht gut“.
Es entsprach den Tatsachen des bisherigen Tages und dem Grund, warum ich meinen Raum verlassen und die kurze Reise angetreten hatte.
„Raus aus der Situation“, aufbrechen, unterwegs sein, ankommen, Willkommensein fühlen, wieder gehen dürfen. Freude locken. Freude erhoffen. Als Türöffner für Zuversicht, Leichtigkeit, Spannungsminderung:
Ich hatte das Motorrad genommen, eine kurvenreiche Strecke gewählt. Begleitet von Sonne, blauem Himmel hinter herbstlich gekleideter Landschaft. Verstand, Gefühlsbrei und Körper sind abgelenkt von der Fülle der Sinneseindrücke und den kognitiven Anforderungen. Willkommen bin ich bei meiner Mutter, was hilft, das Gefühl dazu auch zu finden. Sie freut sich. Also findet meine Freude vielleicht auch leichter auf die Bühne.
Ich: „Es geht mir nicht gut…. und ich kann Dir nicht sagen, warum.“
Sie: „Ja, Du hast doch gar keinen Grund…“
Es traf mich wie ein Schlag: „Stell‘ Dich nicht so an! Du hast keinen Grund, also lasse es gefälligst: Hör‘ auf zu jammern. Dein Gefühl ist falsch. Du bist nicht richtig. Mit Dir stimmt was nicht! Nimm‘ Dich nicht so wichtig. Du bist nicht wichtig.“ und „Ich kann Dich nicht verstehen. Du bist verrückt und einfach nicht annehmbar, wie Du bist.“ zusammengefasst: „Du bist Schuld.“
Aber das hat SIE nicht gesagt. Es waren meine inneren Kritiker!
Ich verstand, zu überprüfen. Ihre Aussage war mitfühlend, nicht anklagend gemeint. Es war mein Missverständnis, das ich selbst erst jetzt richtig verstehe…
Ich kann ihr nicht sagen, warum es mir hier und heute schlecht geht, weil dann unvermeidlich Schuld im Raum stände als Kennzeichen meines Familienerlebens. Ich kann Schuld noch nicht loslassen, weil ich nicht will, dass sie andere belastet. Ich bin unterwegs, anzuerkennen, dass Schuld, die ich loslasse, gar nicht genommen werden muss… es steht den Menschen frei, was sie nehmen. Ich darf – in fast vollkommener Theorie erfasst – mich unschuldig fühlen. Und: Ich bin existenzfähig OHNE Schuld…
Und einen Grund für mein mieses Erleben im Hier und Heute gibt es tatsächlich nicht, da hätte meine Mutter wirklich völlig recht, selbst wenn sie es so gemeint hätte.
Ursachen im Wurzelwerk unserer menschlichen, geographischen, historischen, familiären und ganz individuellen Geschichten mag es geben. Ich kann Verständnis aufbringen und versuche, zu begreifen. Glaube aber noch, irgendetwas (tun, nehmen, greifen, stehen, lassen) zu müssen, um… zu… ja was auch immer.
Das ist es ja gerade 🙂



















