Mitglied

Sehr geehrte Frau Nies,

wir bedanken uns für folgende Bestellung:

Bestellnummer: 44839189

SC Freiburg – Cagliari Calcio, 3. August 2019, 14:30 Uhr:
Sparkassen-Tribüne Stehplatz Süd – Stehplatz Süd – erm. 4,00 EUR
Sparkassen-Tribüne Stehplatz Süd – Stehplatz Süd – erm. 4,00 EUR

Versandkosten: 3,00 EUR
——————————————————————–
Gesamtpreis inkl. aller Gebühren und USt: 11,00 EUR

[…]

Sportliche Grüße,

Ihr SC Freiburg
Ticketing


Ich freu‘ mich!!! Ich geh‘ ins Stadion!!! Wie früher im Waldstadion: Ein Stehplatz muss es sein. Erstmal in die Südkurve (früher in Frankfurt: F-Block…). Die Nordkurve ist den „echten“ Fans vorbehalten, denke ich mal. Ich schau‘ mir das erstmal an.

Es gibt ja noch weitere Testspiele… aber der Vorverkauf ist immer zunächst nur Mitgliedern möglich. Und die Eintracht wird ja auch kommen… Man kommt hier, so oder so, einfach nicht so leicht an Heimspielkarten, so viel habe ich schon mitbekommen.

Kurz und gut:

Seit heute bin ich Mitglied im Fußballclub 1.FC Freiburg.

Und das macht – jetzt schon – Spaß.

 

verlässlich 2

Das Wort „verlässlich“ verlässt mich seit einer Weile in anderer Hinsicht nicht… ich formulierte kürzlich mal:

Ich bin kein Mensch, der verlässlich zu sich stehen kann.

Ist das schlimm? Ego meint verächtlich: „Schäm‘ Dich was!“ – Ego meint also, das sei schlimm.

Ist es aber gar nicht.

Es ist gut so.

Es ist gut, in dem Sinne, die Strenge des Egos, seine Wahrheiten, Beschuldigungen verlassen zu können:

Ich bin ein Mensch, der verlässlich zu sich stehen kann.

und

es macht Angst. Denn zu solchen launigen, wankelmütigen Menschen kann Andermensch nicht verlässlich stehen. Oder?

Bleib im Jetzt, Liebe, sagt mein Mitgefühl. Bleib‘ hier bei mir. Jetzt im Moment bist Du, real, völlig verlassen, denn Du bist alleine hier im Raum. Es ist kein Mensch da. Und, fühlt sich das schlimm an? Nein. (* Anmerkung der Redaktion: Kein Wunder, sie, mein Mitgefühl, ist ja da…) Jetzt im Moment lässt Dich das Ego in Ruhe, auch die Kleine schläft, egal wie viel Mist Du gemacht hast und wie verkorkst Du Dich manchmal verhälst: Egal, wie Dich Deine Kritiker bewerten. Egal, wie viel Angst in Deinen Gedanken über… steckt.

Wer verlässt überhaupt wen wann?

Alle Menschen sind im Moment auch verlassen von mir, denn ich bin alleine. Fühlt sich das für die im Moment schlimm an? Nein.

Ist das schlimm für mich? Ego/Kleine meint, kleinlaut, aber doch: „Ja, eigentlich schon…“ Womit die Lächerlichkeit dieses Urteils ziemlich offenbar wird.

Sie werden Dich verlassen! Sie werden Dich erkennen, angewidert sein und… Dich sowas von satt haben… zumindest viel lieber etwas mit anderen zu tun haben wollen… Lückenfüller…

Jetzt, im Moment jetzt, kann mir keiner (mehr) folgen. Ich weiß selbst nicht, auf welche Taste ich als nächstes tippe. Ich weiß nicht, was passiert.

Wenn Du Dich hingibst, wenn Du Dich zeigst, wirst Du die Angst der Wahrheit des Verlassenseins spüren. Du wirst erniedrigt, verspottet, weggeschickt. Du wirst verletzt, verwundet. So sehr, dass Du daran zu Grunde gehen wirst.

Der Verstand reagiert mit „Dumpfe“, mit Verdrängung, der Körper deutet Schock an. Für ihn war das schon sehr oft wahr. Für ihn war das früher so wahr, dass er das Programm gelernt hat, in bestimmte, lebensrettende Verhaltens- und Gefühlsmuster zu verfallen (Selbsterniedrigung, Anpassung, Unterwerfung, Kleinmacherei, Spott und Hohn, Anbiederung, Fremdverherrlichung, Realitäts(v)erträumung… Dumpfe und Verdrängung…).

Bei allem (in dieser Schockstarre) – verdumpften – Mitgefühl:

Sind diese Urteile im Hier und Heute deshalb weniger lächerlich?

Andauernd verlasse ich und bin verlassen und es ist nicht schlimm: Ist es nicht wunderbar befreiend? Auch das ist egal, denn es kann sich sogleich verdammt und real schlimm anfühlen, also wirklich sein… Und, Karin, auch das ist ein Geschenk, so fühlen zu können. Geschenke kann man manchmal nicht zurück geben oder wieder los werden. Man muss, darf sie behalten und etwas damit machen, lernen zum Beispiel:

Ich darf mich darüber hinaus

– immer wieder – auf mich

und

mich – immer wieder – verlassen.

Menschen verlassen mich. Mehrfach täglich. Und ich fühle es meistens nicht. Auch das ist schlimm. Und ich bin dankbar dafür.

Ich verlasse den Kreis vertrauter Menschen und fühle so dumpf. Dauerschuld. Manchmal kriecht die Angst hoch.

Und es ist nicht schlimm, dass es sich fühlt und denkt, als ob das alles zusammen genommen aber sowas von… sei.


„…diese Wichtigtuerei...“ ja, Ego… ruhig Blut. Wir sind uns unserer Unwichtigtuerei ja manchmal auch schon bewusst.

…und mit so einem Kram verpasst man das Leben… 😉

Dennoch: Danke für’s Lesen.

Noch mehr?


Ich bin ein Mensch, der verlässlich zu sich gehen kann.

Schmeckt sich gut an. Fühlt sich neugierig an. Ein schöner Legosatz. Lässt Freiheit zu, zu dürfen, auch anders zu sein, hat aber eine ziemlich begrenzte Richtung.

Den probier‘ ich vielleicht mal aus, lass‘ ihn mal so stehen… Der ist es aber nicht…

Denn: Ich bin auch (in) Euch, Ihr, die ihr seid und gewesen seid, seid auch in mir… wir leben zusammen. Und es gesellen sich neue Wanderer hinzu und wir dürfen uns wieder da sein und verlassen sein lassen.

Ich bin ein Leben, das, trotz (und nur wegen/in Form genau) dieser Menschengestalt, verlässlich lernen darf, einfach (einfach) zu sein.

Alles andere ergibt sich mit der Aufgabe.

verlässlich 1

Morgen trete ich die Reha in Freiburg an. Diese kann bis zu zwei Jahre andauern.

Heute steige ich aufs Motorrad und verlasse…

Ich sitze aufrecht in meinem Bett. Die Sonne schaut durchs Fenster. Hell ist es um 6:32 Uhr, blau das Stück Himmel. Es wird ein heißer Tag. Die Töne der Vögel wirken noch ein bisschen nachtmüde, gelangweilt. Vielleicht meckern sie über die Nachbarschaft. Vielleicht kommentieren sie ihre Körperpflege? „Und hier noch ein bisschen jucken, mach‘ mir doch mal einer die Plagegeister weg… und – aaaahhhrg – der Rücken… – was gibt’s heute eigentlich zum Frühstück?“

Ich werde mal sehen, was aus dem Kühlschrank noch weg muss. Ein Stück Ananas wartet da noch auf jeden Fall auf mich… Um spätestens 14 Uhr will ich aufgebrochen sein. Ich nehme die kurvigen, autobahnfreien Strecken, darf mich willkommen fühlen bei Margret und Franz. Klaus wird da sein. Und ein Willkommensein, das mir Tränen in die Augen treibt. „Da und verlässlich willkommen sein“ mit gefühlsechtem Wirklichkeitsgeschmack. Es sind willkommenheißende, herzliche Zärtlichkeitstränen für die Begrenztheit in mir.

Kann man etwas verlassen, das man gar nicht annehmen kann?

Das man glaubt, verdienen zu müssen? Bei gleichzeitigem unveränderbarem Schuldempfinden, weil man ja sowas gar nicht verdienen kann? Wenn sich Vertrauen ins Daseindürfen, in die Näheduldung immer wie ein „Vorschuss“ anfühlt, wie kann das „einfach“ sein dürfen?

Egal. So oder so nehme ich Euch alle, die mir am Herzen sind, mit. Das kann ich, auf meine Art. Ich pack‘ Euch zu mir, hab‘ Euch am Bandel, bestech‘ Euch… mit Füßekitzeln, Seifenblasen und Gutenachtgeschichten bei Kerzenschein (wahlweise Taschenlampe unter der Decke)… Ich mache ein Angebot, das Ihr nicht ablehnen könnt.

Und wieder schwappt ein Glücksgefühl zur Trauer. Meinem Körper wird’s warm… Ihr zumindest seid schon mal da angekommen 🙂

Ich bin begrenzt.

„Mach‘ das Beste draus.“ und „lass‘ es Dir gut gehen“. Ich nehme diese Sätze als gutgemeint an, und erweitere ihnen bewusst Raum, weil mir die Aufträge sonst zu groß erscheinen, nicht zu packen, vor zu schwierige Rätsel stellen, „Löcher in den faserigen Bug reißen können“.

Davon habe ich schon genug. Aber der Kahn fährt. Wir kennen uns schon eine ganze Weile und ich bin dabei, ihn lieben zu lernen.

Denn endlich vertraut er mir genug, sich mir ganz zu zeigen. Alle seine Wunden.

Vielleicht wie einen Oldtimer. Erst muss ich spengeln lernen, damit die Teile wirklich halten. Mein Hirn kapiert manchmal halt noch immer nicht, dass Neuteile von der Stange „einfach“ nicht passen.

Wir gehen auf Ausfahrt.

 

Anschlusspunkt

Und am Montag ging ich wieder ins Atelier. Irgendwann, als die beruhigende Wirkung von schlichtem Verweilen, getarnt, geschminkt, verwürzt mit Kaffee und Keksen, einsetzte, nahm ich mir ein grobes Skizzenpapier, sowie die Farben Schwarz und Weiß.

Ich gab der Leere eine haltlose Struktur, wollte diese aufweichen, verwässern, restliche Räume „irgendwie“ füllen, in Kontakt zueinander bringen, mischte die Farben, aber wirkungslos… letztendlich war der innere Konflikt („Mach’…! Tu.. Werd’… Aber schnell“ ) der den bewussten, vertauenden Beginn und ein zufriedenes Ende so schwierig macht, behandelt, bewerkelt, aber nicht bewerkstelligt, geschweige denn befriedet.

Irgendwann entstanden kleine Punkte auf einsamen, schwarzen Stellen. Wundenmarker?

Ein Pünktchen ist ein Ende und zwingend ein Neubeginn mit offenem Beginn: Ich habe infolgedessen immer wieder die Wahl, was nach dem Punkt geschieht. Was geschieht, fühlt sich begrenzt an (habe einen kleinen, weißen Pinsel in der Hand), ist es letztendlich aber nicht. Es könnte jederzeit zumindest ein Strich werden.

Ich fühle mich so begrenzt. Wodurch begrenzt? Durch den Raum, den ich mir zugestehe, die Möglichkeiten, die ich mir vorstellen kann, die Fähigkeiten, die ich mir einberaume.

Nein, Karin, diese Begrenzungen werden durch Dein Nein und Deine Schuld bewacht, aber sie sind vielleicht nur dadurch Grenze. Sie ist nicht das Ende. Du weißt es. Du reibst Dich an ihr. Gerne? Leidend? Gezwungenermaßen? Noch. Oft. Aber Du bist bewegt, auf sie zuzugehen.

Sie glaubt, Dich beschützen zu müssen vor Schlimmerem als „das allem“. So schnürt sie Dich ein mit Selbsterniedrigung. Aber sie gibt Dir Halt, hält Dich, wenn auch in Deinem Raum…

Du weißt, sie ist Deins, aber Du kannst sie nicht berühren, nicht nehmen. Jeder Kontakt mit tut so schlagartig „Nein“.

Punkt für Punkt. Wie abstoßende Magnete finden sie ihren Raum auf meinem Papier, lassen sich Abstand und Raum, werden sich aber nie nahe kommen, wenn sie weiter Punkt bleiben wollen.

Zu überwinden bin ich für mich nicht. Aber vielleicht einzunehmen. Durch Annahme. Oder „Radikale Akzeptanz“… die Grenze akzeptieren, sehen, achten, vereinnahmen,…? Wie wirdsoll das gehen?

Strich statt Punkt? Striche verbinden vielleicht, aber nähern sich dadurch Punkte wirklich an? Einer erobert den anderen. Flicken eine Wunde, heilen sie doch aber nicht.

Den letzten Punkt setzte ich auf dieses Papier am Montag, dem 1. Juli 2019, um 16:32 Uhr.


Montag, 1. Juli 2019, 16:32 Uhr.

Ich war also gerade dabei, möglichst „schöne“ Pünktchen in genau „richtigem“ Abstand auf die Welt aus Papier zu bringen.

Und ein anderer Mensch war im selben Moment dabei, einen der Punkte in meine Welt des Erlebens zu bringen, die sich „besonders“ hervortun. Die sich anfühlen, wie ein bedeutender, richtungsweisender Punkt.

Unser Treffpunkt war das Vibrieren meines Telefons.

Der Punkt heißt: Rehabeginn in Freiburg im Breisgau am Dienstag, den 9. Juli 2019

Nein, kein Schlusspunkt, denn es geht ja weiter. Es ist ein Anschlusspunkt mit Pfeil am Ende.

Ich ging zurück zu meinem Tisch und machte ein Bild vom Anschlusspunkt. Ein Bild, mit dem ich den Moment der Geburt dieses Farbstillstands fest hielt, um mir vielleicht vorzugaukeln, es gäbe irgendetwas im Leben, das auf/zuhalten sei.

Auf geht’s!

Schlaf‘ gut

Habe gerade nochmal hier reingeschaut.

Warum?

Früher in der Höhle haben sie vielleicht auch nochmal nach einander geschaut, ob alle da sind, einen sicheren Platz haben. Man war aufeinander angewiesen. Da war das Gefühl der Verbundenheit nicht nur schön, sondern auch praktisch.

Denke einfach gerne an Euch, die Ihr im Kreise meines Verbundenheitsgefühls so herzlich willkommen seid. Gerade jetzt im Moment der aufkommenden Ruhe nach einem eindrucksvollen Tag.

So wünsche ich Dir – und mir auch – eine gute Nacht

Schlaf gut

und wache gemütlich auf

wohlig räkelnd

viel leicht

Ein Jahr

Dieses Jahr fing für mich am 14. Dezember 2016 mit dem Linksabbiegen aus dem Parkplatz vor der Klinik Uffenheim an.

Es war genau vor einem Jahr. Wir waren noch eine Abschlussrunde gelaufen. Ich wollte nicht wirklich los in diese Unvorstellbarkeit des „Lebens danach“.

Ich wollte kein zwanghaftes Essen mehr. Kein Wegmachen durch TV und kein krampfartiges Aushalten der Arbeit mehr. Ich wollte etwas anderes.

Uffenheim war ein Aufbruch. Körperlich sichtbar durch 17 kg Gewichtsabnahme nach 10 Wochen, körperlich spürbar durch einen enormen Bewegungsdrang als Ausdruck des emotionalen Aufgewühltseins, der Ziel- und Haltlosigkeit, der Desorientierung, die ich nun fühlen konnte.

Ich habe begonnen zu laufen.

Ich wusste, dass sich etwas ändern muss. Aber was?

Der Rahmen meiner Vorstellungskraft beschränkte sich zum einen darauf, dass ich zukünftig „meinen“ Urlaub machen wollte. Ich hatte mir eine Wanderung zu Brigitte nach Weitendorf vorgenommen und mit groben Planungen begonnen. Zum anderen wollte ich mir eine Musikanlage für mein Zimmer kaufen, meinen Besitz reduzieren, meine Zimmer gründlich renovieren und anschließend umgestalten, um dort „meinen Platz“ zu finden und einen für Gäste zu haben, an dem ein Willkommensein zumindest räumlich zu spüren möglich ist.

Ich bin nicht nach Weitendorf gelaufen – aber gefahren. Ich sitze in meinem Zimmer auf einem Platz, der sich jetzt, für diesen Moment, gut, aber nicht wirklich wie meiner anfühlt. Ich höre Musik aus meiner Anlage. Vertrauen zu haben, dass Gäste nicht meine Wohnung, sondern mich besuchen wollen, ist noch immer nicht leicht, aber leichter geworden. So wie mein Besitz. Teilweise ultralight… 😉

Ich bin gelaufen.

Und ich habe erfahren: Auch wenn ich ein Ziel wie Santiago de Compostela erreiche, komme ich noch lange nicht an. Aber auch wenn ich nicht wirklich ein Ziel habe, erreiche ich doch auf meinem Weg meine Grenzen.

Diese nicht als mein Ende, sondern sie in diesem Moment als Notwendigkeit, Anlass und Beginn der Richtungsänderung anzunehmen ist die Aufgabe, an der ich glaube, mich noch zu beißen zu haben (ist das nicht ein so passend wie schöner Verschreiber?).

Ich habe eine Loslösung erfahren und spüre manchmal, wie sehr mich das ängstigt. So bin ich noch auf der Suche nach Halt und Ziel, statt den Fall, die Angst, die Verunsicherung, die Unvorstellbarkeit als das zu sehen, was sie sind:

Meine Begleiter.

 

 

Herbstreise und Danke: Ja, Dir.

Ich musste wieder weg.

Es war am Donnerstag, den 11. Oktober. Die Reise führte mich zunächst in den Norden zu Brigitte, Clara und Arthur, Frau Mauz und Bruno nach Weitendorf.

„Weitendorf“ ist ein so schöner Name für diesen Platz. Ich bin noch jetzt fasziniert von… wie soll ich es beschreiben?

Ich habe so eine Geste im Sinn: Kennt Ihr diesen freundlichen, aufwärts nickenden Blick über die Schultern, der, kaum sichtbar zwinkernd, aufmuntert, einfach mal mitzukommen? Genau das machte diese völlig unaufgeregte Gelassenheit, mit der ich mich dort bei Euch willkommen fühlte. Ich mich und mit mir meine Dauerbegleiter „Zweifel und Angst“. Zugegeben: Die beiden waren echt beeindruckt und schauten sich irritiert um: Könnte es wirklich einen Platz zum Loslassen und Beinebaumeln geben?

Noch immer irgendwie ungläubig staunend sage ich:

„Danke“.

Wir kommen wieder.

Ein Termin führte mich am Montag, den 16. Oktober nach Goslar. Ich blieb anschließend zwei Nächte in Braunlage.

Wir saßen auf den Bänken am Torfhaus, in Duderstadt und mehrere hundert, oft kurvige Kilometer auf denen der Motorräder – an diesem sonnigen Dienstag im Harz.

Ja, schön war’s mit Dir, Matthias! Hab‘ Dank. Gerne wieder… (von guten Dingen kann ich so schlecht genug bekommen 😉 ).

Nein, zurück nach Wetzlar wollte und konnte ich noch immer nicht.

Ich fürchte, bei mir wollen Gehör, Verstand und Gefühl oft einfach nichts miteinander zu tun haben. Aber irgendwie hast Du’s geschafft, Christoph, und so oft „Du bist willkommen“ gesagt, dass ich mich gerne zu Dir auf den Weg nach Nürnberg gemacht habe. Ich bin durch Deine weit geöffnete Türe gegangen und durfte und konnte ganz lange (bis zum Do., 26.10.) bleiben. Du hast mich und ich es bei Dir mit mir (aus-) gehalten.

Und das war, gerade zum Abschluss dieses, meines Jahres des realen, aber mehr noch des emotionalen „Aufgemachtseins“, nicht immer einfach.

Ich atme ein und spüre sie, die tiefe Dankbarkeit.

Ich danke Euch allen, die Ihr mich begleitet habt. Euch, zu denen ich Vertrauen haben, leben oder es mit Eurer Hilfe immer wieder üben kann.

Es ist ein Spiegel. Wie ich Euch, so ich irgendwie auch mir:

Ich nenne es „mein Herz öffnen können“.

In diesem klitzekleinen Moment.

 

Fremdarbeit

Es ist der 1. November 2017.

Ich nehme zwei Schlüssel aus dem Kasten. Einer hängt seit einem halben Jahr ununterbrochen oben links in der Ecke. Manchmal habe ich ihn gesehen. Es ist wohl nicht möglich, gleichzeitig zu seufzen und selbstermutigend tief einzuatmen. Sonst täte ich es in diesem Moment wohl.

Ich lasse sie leise klimpernd in meine Jackentasche fallen.

Türe auf, Licht aus, Türe zu, Treppe runter. Die Haustüre fällt ins Schloss.

Es ist dunkel.

Der Zeigefinger macht diese kleine Bewegung und ein gefühlt viel zu lautes fünfstimmiges Klacken öffnet die Türen des Dacias. Ich steige ein, suche auch nach sieben Jahren noch das Zündschloss und finde es spätestens mithilfe eines genervten Blickes. Der Motor springt an und los geht’s. Die Strecke wird mir gleichzeitig merkwürdig fremd und vertraut vorkommen. Nach ca. fünfunddreißig bis vierzig Minuten bin ich an der Arbeit.

Wie wird die Antwort meines winkenden Abendgrußes ins Pförtnerhaus ausfallen? Gleichgültig, irrtiert oder gar erfreut? Ich bin schon jetzt neugierig.

Und vielleicht blinzelt mir ja der blaue Golf schon erwartend zu, wenn ich ganz langsam zum Parkplatz hoch fahre?

Ach, ich freu‘ mich auf Dich, Irene!

Wir werden uns herzen und gemeinsam die vielleicht 367. und gleichzeitig erste Nacht verbringen.

Ich werde mich fremd fühlen.

Und keine Angst davor haben.

Ich werde mich an Laage erinnern: Mich fremd zu fühlen ist ein, ja, so gesehen auch willkommener Teil von mir. Ich habe ihn sehen gelernt. Und komme mit dem Schmerz schon ein bisschen besser klar. Jetzt im Moment habe ich verstanden: Ich kann aufhören, dort geliebt werden zu wollen und anfangen, zu arbeiten.

Ja, ich habe Angst vor dem Versagen meiner Fähigkeit und dem Verlust meines Willens, meine Grenzen zu erkennen und sie zu respektieren. Dem infolgedessen haltlosen Inmichzusammenfallen oder dem Rückfall in alte, dämpfende Muster.

Aber nur die Zukunft weiß, was wirklich wird.

Und ich gebe dem Arbeitsbeginn auch fast gerne ein bisschen meiner Freiheit ab. Ich habe die vage Hoffnung, mein auch kräftezehrendes, fast grenzenloses Getriebensein durch die festen Termine ein wenig einzudämmen. Um vielleicht, passend zur Jahreszeit, ein wenig zur Ruhe zu finden.

So viel zur Theorie.

Es gibt sie also, die Früchte des Jahres. Manche kann ich vielleicht schon erahnen und ich bin gespannt, wie sie duften und aussehen und hoffe, sie ehrlich und innig zu lieben.

Und ich freue mich schon auf das Erntedankfest mit Euch!!!

Irgendwann…


Gleichzeitig

Ich bin hier in Nürnberg bei Christoph von Herzen und fast bedingungslos willkommen, der Himmel lacht blau, und die BMW wartet unten am Gingkobaum. Ich freue mich, mit ihr die kleinen Strässchen der fränkischen Schweiz zu erkunden.

Ich bin gesund.

Sehe Früchte und Freunde.

So viel Glück!

Aber trotzdem drängt sich die Traurigkeit vor, lässt ihre Tränen frei.

Die Argumente der Vernunft sind machtlos.

 

Aufatmen

Das Erdbeben in meinem Leben macht gerade Pause.

Gestern war ein guter Tag. Kein Weglaufen, weder nach Draußen, noch ins Bett. Ich habe Dinge anpacken können, die einfach dran waren und das fühlt sich gut an.

Ja zu mir.

In meiner kleinen Welt.

…und dann nochmal raus in die Abendsonne

…so, nun kann’s mit dem Geschüttel eigentlich wieder losgehen :-))