z erreißen


______________


Reißbild

Wir verbrachten eine ganze Weile miteinander. Ein Stück Karton, eine Zeitschrift, Klebstift.

Das Wort „reißen“ hatte (laut Worherkunftslexikon) mal eine Bedeutung von „schreiben, einritzen“.

„Kleben“ bedeutet „Haft auf Dauer“ – eine Gefangennahme.
Also…

Reißerisches und verklebendes Handwerk. Spontane Tat ohne Plan.

Es wurde das, was es ist:

Sichtbarmachen von Unerklärbarem.

Eine Gefangennahme des Momentes namens „fertig“.

Risse


ich möchte sie stopfen

eine Welt bauen, die zusammen passt

auch wenn es nicht so wird
wie es mal war

Gräben zerreißen
und Wege bauen

wo keine waren


Einer Lücke Raum lassen

zufällig entdecken

was entsteht


etwas vergeht


Wird es Halten?

Eine neue Lage


Die Welt setzt sich

neu zusammen

setzen wir uns
ihr aus

ohne auszusetzen

Setzen wir uns ein
hin-ein

Auch neue Regeln bieten Raum

ansetzen


Satzzeichen



Ich benutze

„Wir“ nicht im Sinne von „unsereins„.

„Wir“ nicht in Bezug auf unsere jeweilige individuelle Situation.

„Wir“ ist der möglicherweise geimeinsame Blick
durch einen neuen Rahmen

türlos frei in jeweils unser beider Welten stehend



Sie verglich meine coronabedingte Ausgangs- und Kontaktsperre mit ihrer beginnenden Chemotherapie.

Ich suchte meine (Er-) Fassung.

Horizont

Das Telefon klingelte.

Mein Rehabegleiter teilte mir mit, es finde in diesem Moment eine Hausversammlung statt. Alle Mitarbeiter und Rehabilitanden befänden sich ab sofort in Quarantäne. Wo ich mich denn gerade aufhalte?

Genau hier…

…war es, als mich am Mittwoch, den 25. März um 16:58 Uhr dieser Anruf erreichte.

Der „Tuniberg“ ist – wie nennt man das – ein „Hubbel“ fällt mir ein… 🙂 –

aber nein, so nennt man das sicher nicht. Wikipedia sagt, es sei eine „Kalksteinerhebung“ zwischen Freiburg und Kaiserstuhl. Es wird vorrangig Wein dort angebaut und ich erinnere mich gerne an die gefühlt viel zu wenigen Stunden, die ich letzten Herbst mit meiner Holz-Ergotherapiegruppe hier grauburgunderweintraubenerntend verbracht habe.

Die Lage von Haus Landwasser erlaubt uns keinen Blick in die Weite,

so nahm ich Abschied in aller Fülle. Erlaubte mir, die Radtour bis weit nach dem Sonnenuntergang auszudehnen. Genähert habe ich mich währenddessen nur der Rückkehr und somit der Zeit in die mulmig fad bitterschmeckende Ungewissheit, die sich einer bestimmten Bedrohlichkeit nicht entziehen kann.

Nicht nur eine Zeit ohne eine Fluchtmöglichkeit in räumliche Entfernung.

Fehlen wird mir der beruhigende Blick in den Horizont.

Schmerzlos schöne Verbundenheit von Weite und Halt.

Angebot zum Kurzurlaub, möglicherweise einer Reise

von einem Punkt in einen Raum.

 

Etwas

Nach diesem Tag. Am Ende dieses Tages gestern, an dem es so viel von diesem kindlichen Gefühl der diffusen Bedrohung bis hin zum Ausgeliefertsein für mein Nervensystem zu erleben gab – und so viele völlig unerwartete wie wirkungsvolle Glückstrosthoffnungsrettungsgefühlsternschnuppen – saß ich.

Ich saß dort am Aufgang zur Messe Freiburg.

Ich hatte Äpfel bekommen, mein Lieblingsknäckebrot und noch ein paar Zutaten für das heutige Backen mit J.

Ich mag diesen Platz mit dem Blick in die Weite. Der Flugplatz verschafft noch ein bisschen Raum vor all den Baustellen. Links ruht der Schwarzwald. Dort die Gipfel der Vogesen. Bis vor kurzem waren sie noch schneebedeckt…

Und am Himmel spielten sich Sonnenuntergangsfarben sanft in die Nacht.

Nach diesem Tag fand ich dort Weite und Ruhe. Ich saß auf den steinernen Treppen. Ein paar Menschen waren da, aber angenehm weit weg um mich alleine fühlen und trotzdem ungestört sein zu können.

Kein Gedanke ans Atmen. Dabei langsam die Ruhe wahrnehmen, ja vielleicht sogar spüren, diese Ruhe, die da ist. Immer da ist.

Weite. Sanfter, ruhiger Lärm einer entfernten Stadt. Silhouetten von Gebäuden. Auf der Straße dort fuhren einspurig Fahrzeuge von rechts nach links. Ich glaube, ich dachte an nichts. Mein Verstand war eingelullt für einen Moment von ebendiesem.

Bis sich dieses große, rote Etwas in die Wahrnehmung drängte.


Etwas

drängte sich sich auf, zerschnitt den Moment…

Gefühle erklafften den dort entstandenen Raum,

Gedanken wie eine Garde gierig-eifriger Honorarsoldaten im Gefolge.

Die Waffen dieser Soldaten sind Urteile

Sie schneiden scharfe Krater ins Jetzt.


…und verschwand. Das Etwas verschwand. Es ver- zog sich aus dem Blickfeld. Langsam. Ganz langsam. Von rechts nach links.

„Es ist immer alles da“.

Auch wenn etwas den Verstand oder das Gefühl berauscht, verführt, entführt, einnimmt, besetzt, völlig beherrscht, zermartert,…

Es ist immer alles da. Der Boden, der Himmel, die Welt bleibt, wie sie ist.

Auch das Etwas existiert immer. Ich nehme es manchmal nur nicht wahr.

Etwas mag hindurchziehen.

 


 

Wir wollen wieder diesen leckeren Orangengugelhupf backen und Apfel-Haferflocken-Cookies…

Und wie gerne lasse ich mich schon jetzt vom Geruch, der doch auch nur in meiner Erinnerung, in meiner Sehnsucht existiert, verführen.

Bis dort an den gedeckten Tisch.

Mit

Was auch immer Etwas ist.

Es ist immer alles da.

satt

Eine schöne, rundrum wohltuende Radtour war es, hin nach Tiengen, zu einem Ort, an dem ich noch niemals zuvor war.

Mein Rucksack und mein Fahrradkorb waren, im Gegensatz zur Hinfahrt, auf dem Rückweg gut gefüllt – und tatsächlich – mit allem Respekt, der mir zur Verfügung steht – kam mir der Vergleich mit Hamsterfahrten nach dem 2. Weltkrieg.

Meine Mehlvorräte wurden knapp. Und weil mir das Backen so viel Freude macht und zudem hier so willkommen ist, war ich von ständig leeren Regalen zunehmend genervt. Ein Mitrehabilitand brachte mich auf die Idee zu googeln, denn er haben von einer Mühle gehört…: „In Tiengen – oder so?“

Ich rief gar nicht erst an um nach den Vorräten zu fragen, ich machte mich einfach auf den Weg zur „Jenne Mühle“.  (kleine Anmerkung: Erste urkundliche Erwähnung 1357!)

Und es war nicht einfach nur die Freude über das Mehl, die schöne Tour, die ich fast selbständig fand, das Wahrnehmen des Wiederauflebens der Natur, der blaue Himmel, kreisende Störche, freundlich grüßende Menschen… das Gefühl „draußen“ zu sein… es war, alles zusammen genommen, glaube ich, bewusst erlebte…

„Selbstwirksamkeit“

Heißt: Ich habe (mindestens) ein Bedürfnis und ich stille es.

Ich mach‘ mich satt. Und nicht nur das… Es fühlt sich auch noch rundrum gut dabei an.

 

Ayvar

Es war kurz vor Ladenschluss.

Von vier noch vorhandenen Gläsern Ayvar nahm ich zwei.

Wirklich gebraucht habe ich – natürlich – keines. Wer braucht schon Ayvar?

Gewollt habe ich welche.

Bin ich deshalb ein Gutmensch, weil ich mich als Schlechtmensch ertappt habe?

Wohin führt diese Frage?

Noch immer in den Dreck.

Sie könnte ins Jetzt führen.

Kasperltheater

Ich habe das Gefühl mich entschuldigen zu müssen.

Dafür möchte ich um Verzeihung bitten.

Denn Schuld setzt eine Verletzung voraus.

Kein Mensch hat mir was von einer durch mich verursachten Verletzung gesagt.

Dass ich trotzdem das Gefühl habe, mich entschuldigen zu müssen, heißt, ich misstraue.

Das macht mich traurig.

Und es berechtigt mein Gefühl der Schuld.


Welches Bedürfnis steckt dahinter? Was kann ich gerade nicht für mich tun, wenn ich mir und der Welt nicht die Ruhe lassen kann?

Mitgefühlschmarotzerei? Zuwendungsmanipulation? Erwecken der Wut als Stabilisator und Schmerzdämpfer? Hass als Ventil? Spürbarer Ekel als Zeuge der Anklage, als „amtliche Beglaubigung“?


Na, ihr meine Schatten, seid ihr alle da?

Gut. Dann gehen wir alle wieder schlafen. Schlaft gut und sicher. Ich tu Euch nichts. Ihr habt Berechtigung. Ihr seid aus kindlich naiver Notwendigkeit geformt und ausgestaltet in Meisterjahren des Kopfwerks.

Jeder Eurer Hiebe sitzt.

Gewiss träumt ihr vom Ruhestand.


Und jetzt

Fast bin ich gelangweilt.

Verweile ich nicht dort.



Wer spielt hier wen?

Schmutzig?

Ich schaute zum Fenster.

Nahm an den Häusern vorbei den blauen Himmel wahr.

Weiß wie Schäfchenwolken

hoben sich die Abdrücke einer kleinen Hand davon ab, die vielzählig auf der Scheibe verteilt waren.

„Die habe ich gemacht!“ poltern sie für mich heraus und ich stelle mir die hier ansässige kleine Tochter vor, wie sie stolz ihre Mutter anlacht.

„Das da ist meine Hand!“

Hier bin „ich“ und darf ich sein, darf ich bleiben, darf meinen Abdruck hinterlassen, bin willkommen. Und das ist gut und selbstverständlich so.

Ich sagte es der Mutter zum Abschied, wie schön ich das finde, was ich mit diesen Abdrücken ihrer Tochter verbinde.

Und sie freute sich.

„Ach, weißt Du, ich finde sie auch schön,“ sagte sie lachend, „aber meine Mutter sagt immer, die Scheiben seien schmutzig!“

Ich lächele noch immer über die befreiende Enge meiner beschränkten Wahrnehmung

– habe ich doch gar keinen Schmutz gesehen.

Zwanzigfünfzehn

20:15 Uhr. Bettfertig. Kontaktvorfreudig.

Die Beleuchtung im Zimmer ist schon gedämmt. Ich finde es angenehm warm. Ich kenne einige Menschen, denen es sicher zu warm wäre. Überheize ich? Verbrauche ich zu viele Ressourcen? Ich brauche die Wärme zum Ankommen, zum „Landen“ im Tagesende.

Später aber, in der Nacht, freue ich mich über den Schein des Mondes auf den Boden meines Zimmers und die frostige Luft, die sich hier verbreiten darf – genau so lange, bis es mir selbst unter der Decke zu kalt um die Nase wird.

Aber das liegt in der Zukunft.

Es ist 20 Uhr 15 und ich bin in Schlafklamotten. Muss ich mich schämen? Was soll diese Frage überhaupt? Naja, ich habe sie mir gestellt und beantworte sie mir mit einem „Nein“, möchte mir aber die Mühe geben, es mir nochmal genau zu verdeutlichen, dass ich mir Ruhe gönnen darf und froh darüber sein könnte, so ich sie mir zugehörig fühlen könnte.

Zwar wache ich nicht mehr automatisch um 4:30 Uhr auf, aber einen Wecker brauche ich hier nicht. Heute war es so gegen 6 Uhr und ich kann mir meine Zeit lassen, aus dem Bett zu kriechen. Ich brauchte eine gute Weile, bis die Wirkung des frisch gebrauten Instantkaffees und die gefühlt notwendigen Nachbereitungen der Nacht und Vorbereitungen für den Tag so weit gediegen waren, dass ich mich in den Fitnessraum verabschieden konnte. Jalousien runter, Musik an. Das WLAN war heute schwächelnd, so musste das Morgenmagazin als Orientierungshilfe mit Berieselungsfunktion herhalten, während ich mich in der verbleibenden halben Stunde ins Körperspüren brachte. Crosstrainer, Seilspringen, Rudergerät, Schwingstab, Hula Hoop Reifen zur „Belohnung“ :-). Alles nur ein paar Minuten… Aufrecht und bewusst gehen wird mir damit möglich.

Schnell unter die Dusche, Reisekaffee, Sachen packen, pünktlich um 8:30 Uhr war ich in der „Beruflichen Betreuung“ ein Stock tiefer.

Fr. S. frug mich mit dem Blick auf den Kopfhörer, ob meine gestrigen Methoden zur Erweiterung der Stresstoleranz gewinnbringend waren. Ja, schon. Und ich hatte mich auch schon weitestmöglich entfernt von der Mitrehabilitandin gesetzt, deren Körpergeruch mich ekelt, was widerum die innere Familie zu den immerselben Dramaserienfolgen inspiriert. Der Geruch war dennoch wahrnehmbar… ein  bewusster Schluck Kaffee. Und Minzöl habe ich notfalls auch dabei.

Eigentlich muss ich mich dringend um einen Praktikumsplatz in der Pflege bewerben, aber die Unklarheit sträubt mir das innere Klettpflanzenfell. Wenn ich nur wüsste, um welche Sorte es sich wirklich handelt! Ist es der Widerstand gegen mich im Beruf allgemein oder ist es der Widerstand gegen die Erinnerung an vergangenes Erleben, mit dem ich nun vielleicht besser klar kommen (lernen) könnte? Der Beruf an sich ist ein schöner Beruf. Vielleicht gibt es Nieschen für mich, wenn ich nur wüsste, ich dürfte sie auch für mich nutzen und könnte sie ausfüllen. Um mir darüber klarer zu werden, mache ich das Praktikum. Nicht, um mich zu etwas zu zwingen. Ob ich überhaupt zumutbar bin für die Menschen, die Betriebe? Zwei große Psychiatrien haben meine Anfrage dankend abgelehnt. Nun bleibt nicht mehr viel… „Buchenbach“, die anthroposophische Psychiatrie, treibt mir Ehrfurcht ins Erleben. Ich möchte zur Kontaktaufnahme gut vorbereitet sein.

Aber erstmal entschied ich mich an der Gruppe teilzunehmen, die sich heute mit dem Thema „Lernmethoden“ beschäftigte. Wir waren zu dritt. Ich stellte den anderen den „motorischen Lerntypen“ vor und spürte in der kurzen Vorbereitungszeit die Freude über meine Ideen, mit denen ich das vermitteln wollte. Die kindliche Aufregung bringt Verunsicherung in die Hülle der Alten bzw. die, an die Anforderungen, Erwartungen einer Erwachsenen gestellt werden. Im kleinen Rahmen konnte ich zufrieden mit mir sein.

Die Aufregung aber blieb… („Fr. Nies, Sie wissen, Sie brauchen manchmal etwas länger als die Mehrzahl der Menschen, um auf normale Stresslevel zurück zu kommen.“)

So fand ich in der Kaffeepause nur im Rückzug Sicherheit, zumal „natürlich“ der Kaffee leer war, der Nachschub unverständlicherweise unter Verschluss und die dafür Zuständigen entspannt in der Sonne sitzend. Ich wollte nicht stören und tue ich mich auch ’so‘ schon schwer genug mit selbstsicherer, angemessener Kritik. Ich hörte mir spöttisch verachtend zu.

Beruhigungstee war auch passender als Kaffee…

Dann diese Email! Der Pflegedienst „Ich und Du“, der das für das deutsche Pflegemodell revolutionäre, aber dort erfolgreiche Prinzip von „Buurtzorg“, also praktisch organisierte Nachbarschaftshilfe, aus den Niederlanden versucht, in Freiburg zu integrieren, lud mich ein kostenlos, am eigentlich 295,-€ teuren Eintagesworkshop am kommenden Montag teilzunehmen. Wie soll ich dieses Gefühl beschreiben? Ich musste es sofort den Beraterinnen erzählen und die freuten sich einfach gründlich – wobei bei mir Staunen und Zweifel mitschwingen – aber die Freude behielt ich mir und sagte dankend zu, während mich die Gedanken daran bis jetzt nicht verlassen, ob es wohl angemessen ist, zumindest ein paar Pralinen oder sowas mitzubringen – einen selbstgebackenen Kuchen? – welchen? Ich rätsele.

Die Zeit bis 12:15 Uhr verflog. Schnell was essen und rauf aufs Rad. Ich kam pünktlich um 13 Uhr zur ASF, meinem ca. neunwöchigen „Arbeitgeber“ von Dezember bis Januar. Mittwochs haben wir hier immer Bürotag, aber ansonsten war ich täglich von 6 bis max. 12 Uhr dort und arbeitete in verschiedenen Bezirken bei der Straßenreinigung mit, so gut ich konnte. Ich erhielt dafür viel Anerkennung und ein wirklich schönes Zeugnis, über das ich mich, besonders als „Kleine“, innig freuen kann. Aber auch „die Große“ kann zufrieden mit sich sein. Man wolle sich aber nochmals – zusätzlich zum Abschlussgespräch – persönlich von mir verabschieden. Ich spürte meine Verunsicherung in der Vieraugensituation mit dem Personalchef. Was ist angemessen zu erzählen? Warum erzählt er mir Dinge aus seinem Leben? Was will er wirklich von mir hören? Es ging vorbei. Ich hielt eine handgeschriebene Dankeskarte, einen Einkaufsgutschein in der Hand und eine Flasche Wein mit Logo, die ich noch im Auto verstauen muss…

Aldi. Beloh-ruhigungsgebäck. Sonne. Sonne. Sonne. Blauer Himmel. Mein Fahrrad. Richtig temperierte Klamotten…

Die Wohngruppe war schon am Freitagsputz. Ich hatte mich entschuldigen lassen und darum gebeten, den „Selbstversorgerraum“ später selbständig reinigen zu dürfen.

Diese wöchentliche  Zimmerkontrolle regt mich auf. Es fühlt sich an, als dränge man in meine Privatssphäre. Als könne man mir nicht vertrauen. Das macht mich wütend – aber die Einsicht ist ja auch da. Das Dulden aber ist ein „Müssen“ und das macht es so schwierig. Und dann zückte auch noch diese kindliche Praktikantin in Krankenpflegeausbildung, die sich mir noch nicht mal vorgestellt hat, ihren Kuli und unterschrieb mir meinen Wochenplan als „korrekt erledigt“… was für mich schon was hat von menschlichem Wertigkeitsgefälle bzw. mangelndem Einfühlungsvermögen der Beteiligten… o.k. Augen zu und durch… ich muss doch nicht alles diskutieren und ansprechen….

Ich unterhielt mich mit zwei hier tätigen Krankenschwestern meines Alters, während ich den Selbstversorgerraum putzte. Das kommt extrem selten vor, dass sich sowas ergibt. Genauer gesagt: Es kam noch nie vor. Ein eigentlich entspanntes, freundliches, fast kollegiales Gespräch. Es ging um meine berufliche Zukunft und den Workshop am Montag. Ein komisches Gefühl aber bleibt… „was stellst Du Dich so an… geh‘ einfach wieder arbeiten… alles nur Getue… Du hast keinen Grund, es ist nicht schlimm, Du stellst Dich nur was an….“ sagt diese Stimme, die ich, so eine leise Hoffnung, immer besser von mir abgrenzen kann. So ein mieses, komisches Gefühl aber bleibt.
Die Idee zum und der kurze Ausflug in die Kühle des Radschuppens zwecks Laubentfernung tat mir gut.

Schnell ein paar Emails. Kaffeetrinken. Ich war am Kuchenbacken beteiligt und einfach neugierig auf das Produkt. Schön, ein Platz neben A. war frei. Darf ich? Nerve ich nicht? Bin ich zu anhänglich? Nur weil ich meinem Gefühl folge, dass ich mich dort wohl- und willkommen sein fühlen könnte? Wir albern oft. Diesmal traf sein Scherz das Umfeld meines Marks. Ich setzte mich trotzdem. Oh, wie schön, dass J. noch dazu kam. Der Kuchen schmeckte. A. schimpfte, dass wieder ich mich um das Aufräumen kümmerte, statt Tischtennis zu spielen. Motivationskonflikt. Ich ging raus, aber die Tischtennisplatte war besetzt und ich räumte weiter, bis mir einfiel, ich muss ja dringend los, wollte ich doch an der frühen Selbsthilfegruppe „ehrliches Mitteilen nach Gopal“ teilnehmen… Leider konnte ich A. nicht mehr Bescheid sagen, warum ich mich nicht mehr blicken ließ.

Die Sonne schien noch immer. Was für ein Tag! Ich kam pünktlich. Ich mag den Raum und die Menschen dort. Die Ruhe. Es erging mir ganz gut, was nicht immer der Fall ist.

Ich muss die Schaltung einstellen… aber die verbleibenden Gänge schnurren. Lidl. Glücklich über meine Auswahl, stellte ich an der Schlange stehend fest, meinen Geldbeutel nicht dabei zu haben. Also hin und her radeln… die Zeit verrann. Ich verschob das Telefonmeeting um 15 Minuten.

20:15 Uhr. Kontaktvorfreudig und bettfertig.


 

Nein, ruhig schlafen konnte ich nicht wirklich. Auch die Bedarfspille half nicht wirklich. Nachts musste ich mehrfach raus.

Und zwei Mal freute ich mich über meinen Nasenfrost – bevor ich das Fenster wieder schloss.