Brombeerhecke, Sein

Wie lang diese Ranken werden können! Und wie behutsam sie sich in den Rasen zu schlängeln scheinen… Zunächst unaufdringlich, wie beiläufig durch Brennesseln und strohigem Gras hindurch bis hin zu weicheren Gefilden scheint sie nur darauf zu lauern, einen Raum im Boden zu finden, feste zuzupacken und für sich zu sichern.

Die Pferde lassen diese Brombeerheckeneroberungsgebiete mehr und mehr abseits ihrer bevorzugen Weideflächen liegen, Hecken nisten sich ins Gras, Sträucher in die Hecken…

So fasste ich den Entschluss, den Brombeerhecken Einhalt zu gebieten.

Ok, mein Anliegen stieß bei Rücksprache schon auf Verwunderung. „Wenn du das machen willst??? Klar, dann leg‘ los, gerne!“

Es ist nicht meine Weide, und nicht ich bin die Pächterin. Es sind nicht meine Pferde. Es hat mich niemand gebeten oder danach gefragt. Bezahlt werde ich nicht. Und Werkzeug habe ich mir auch erst zugelegt.

Warum also?

Es gibt so viele unfreundliche Worte dafür…

Ja, das alles gehört meinetwegen auch dazu. Dieses eklige Beipaket ist zu dem „trotzdem“ nötig, das mir dazu dient, diese Arbeit zu tun. Stunde um Stunde arbeite ich nun an den Hecken der Weide um fühlen zu können, dass es etwas gibt.

Etwas, das ich gerne tue. Etwas, das ich kann. In meinem Tempo.

x • (Entscheiden + Tun + Einverständnis + Weitermachen) =

Schon damals bei der Arbeit gab es Tätigkeiten, die sonst niemand gerne gemacht hat und auch freiwillig niemand tun musste. Ich fand sie und nahm sie für mich heraus. Und war gierig darauf. Ja, fast eifersüchtig, wenn irgendjemand sonst meinen „Schatz“ entdeckt hatte… Die Selbstverachtung und die Scham gehören für mich dazu.

Aber um all das geht es nicht.

Irgendwann während all dieser stundenlangen Tuns dieser Art Tätigkeit, gibt es Momente, in denen ich mich nicht mehr verunsichere, nicht mehr denke, hinterfrage, werte und: Fühle.

Um diese Momente geht es.

Alles andere ist die Zutatenliste, Beiwerk, Tätigkeitsbeschreibung, die Art, wie der Löffel gebogen ist… so entsteht der Zaubertrank für meine Momente des Seins.

Und ich versuche auch meiner Raumgeberin immer wieder zu verdeutlichen, dass mir diese Arbeit nur so vermag, mir zu dienen…

Weil ich die Schräglage (noch?) brauche, um „Sein“ zu können, bin ich ihr dankbar für ihr Halten, damit ich es fassen kann.

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