Neulich litt ich mal wieder gründlich. Ich hatte schon eine Ahnung, aber ich konnte sie nicht umsetzen: Körperliche Bewegung ins Freie hätte auch dem Gefühlserleben als Be-frei-ung aus der Bedrückung dienen können.
„Und wenn nicht?“
Wenn es nicht helfen würde, würde es ja noch schlimmer werden – lähmte der Gedanke, passend zum erstarrenden Gefühl der diffusen Angst.
Wenn das Hilfsmittel, dass sich schon so oft bewährt hatte, nicht mehr helfen würde… das „Notfallantibiotikum“ nicht mehr greife?
So passte sich der Gedanke dem Körpergefühl der durch Angst gebremsten Getriebenheit an.
Es müsse derartig furchtbar sein, wenn das so verlässliche Hilfsmittel „raus, Ablenkung, Bewegung“ nicht helfe, dass ich das zu erleben lieber nicht riskieren wollte und verharrte stattdessen im Leid: „Da weiß man, was man hat.“
Es war ein grausam erlebter Nachmittag.
Ich hielt mich krampfhaft im Leiden – verstärkte es also nur – um nur nicht den Halt zu verlieren.
Abends aber hatte ich einen Termin: Der Wiederbeginn unseres Tanzkurses brachte mich auf die Füße. Nicht, dass ich auch nur eine Spur von Lust verspürt hätte – das Gefühl der Verpflichtung half mir.
A. ging nicht auf meinen Wunsch ein, uns doch bitte am Veranstaltungsort zu treffen, und fing mich an der Haustüre ab, um mir einfach beim Fußweg Gesellschaft zu leisten – ob ich wolle oder nicht. Schon das alleine lockte eine kleine, vorsichtige, verlocke(r)nde Freude und ihre Freundin, die Dankbarkeit, auf die Bühne.
Und das Tanzen mit ihm brachte die beiden zum Durchbruch: Ich hatte einfach Spaß!
Ich bemerkte erstaunt das Einssein: Freude (Gefühl), Lachen, mein „Tanzen“ (Körper) – und erlaubte es (Gedanken). Welch ein ungeahntes, umfassendes, blitzartiges Wunder der Wende!
Es hat wieder geholfen, das Breitbandantibiotikum „Bewegung“ und zudem das Teilendürfen: Geteiltes Leid und geteilte Freude…
Es greift Mal um Mal zuverlässig.
Und wenn nicht?
Dann werde ich sehen, erleben, fühlen, denken. Es, etwas, wird sein (und – ob ich will, oder nicht – vorbei ziehen wie ein Wetter…). Der Horizont, die Erde, die Menschen, vielleicht das Leiden – jedenfalls: Etwas wird sein.
Die Option, mich in diesem Moment gehalten fühlen zu können, wird sein.
Und wenn ich das, was da ist (der Moment, die Freude, das Leiden, die Angst, das Verlorensein, die Verzweiflung, Ratlosigkeit,…), akzeptiere, dann werde ich sagen können:
Meine Art, mich in diesem Moment gehalten fühlen zu können, wird sein.
Es ist mein Ausdruck, mich gerade so in diesem Moment zu befinden, aufzuhalten…
Oder sogar: Ich halte mich im Jetzt.
Und das nächste „Jetzt“ (z.B. mich einzuladen, mich zu bewegen, die Entscheidung, es zu tun – oder auch nicht) wird wieder eine Option sein, mich gehalten fühlen zu können.
Vielleicht ist es nur ein seltsam verschrobenes Konstrukt, Vertrauen zu er-finden.
ja
und
… „veröffentlicht vor 8 Stunden“… sagt der Editor.
und die erste Bewährungsprobe stellt sich ein. Die Angst ist da und sucht sich einen Grund. Einen Halt in möglichen Ursachen und Lösungen.
Weiteratmen. Die Angst ist da und sucht sich einen Halt. Dabei braucht sie keinen. Sie ist da.
Atmen. Mehr ist nicht zu tun.