Hirn Flick Flack

Nein, ich wollte mich partout nicht daran erinnern, wo ich die Lebkuchen vor mir selbst versteckt hatte. Wie macht man sowas?

Mit einem „Hirn Flick Flack“!!!

Ein Skill!

Ein Skill ist eine Fertigkeit… um in bestimmten Situationen klar zu kommen, klar werden zu können, wohlwollend und -tuend mit sich und der Welt umgehen zu können. Manchmal, wie in diesem Falle, eine einfache Ablenkung, die bewusste Beschäftigung mit etwas völlig anderem.

Ich wählte also einen Hirnflickflack. Ich suchte Tierrassen in alphabetischer Reihenfolge. Das gelang mir ganz gut – bis auf das vermaledeite „X“, natürlich… (aber: nein, ich google nicht!!!).

Und es gelang mir sogar, wenn auch nicht ganz in der richtigen Reihenfolge, auf „Yorkshire Terrier“ und „Quarter Horse“ zu kommen. Auch der hässliche Hund mit der blauen Zunge fiel mir ein: Chow Chow.

Aber: Ich kam einfach nicht DA rauf. Jeder kennt sowas, denke ich.

Wohlwollend bat ich mein Hirn, welches den Begriff ganz sicher kennt, ihn mir zu verraten. Und ich ließ den Zwang und die zeitliche Gebundenheit los…

…dachte an so vieles… immer mal wieder an dieses Wesen, dessen Bild ich doch genau vor Augen hatte…

…aber bis heute früh kam ich partout nicht auf den Namen von diesem familienfreundlichen, bellfaulen, mittlerweile aus seiner Hochzeit gefallenen Modehund… den scheinbar jeder Fellnasenfreund in seinem Eigentum gehabt zu haben schien!!!

Da war doch was mit „beige“ oder „blond“? Ganz sicher…

Es began zu wurmen. Und klar, genau in dem Moment, in dem ich mir erlauben wollte, das Internet nach dem Begriff für diese Züchtung Hund zu befragen, gab mein Hirn den künstlichen Widerstand auf und säuselte, fast unmerklich, wie unbeteiligt, völlig harmlos tuend, zu meinem stillen, aber genüsslich reinem Vergnügen, die zwei Worte in mein Bewusstsein:

Golden Retriever

So. Das hätten wir also.

…womit wir wieder bei den Lebkuchen wären…


Fremdsprache, Lektion 2

Nein, Danke – aber ich hätte gerne die Klarheit!

Und: Gerade erinnern Sie mich an meinen Humor…

Für ihn packe ich nämlich noch etwas von dem echten dunklen Kakao ein. Sie wissen schon… Er freut sich so, wenn genug davon da ist, um mich da durch zu ziehen.

Und übrigens:

Danke, dass Sie da sind!

Meine Einsamkeit kommt oft zu kurz. Sie bekommt manchmal ein bisschen zu wenig Raum und Zuwendung von mir.

Und ich kann sie einfach deutlicher spüren, wenn ich unter Menschen bin.

Vertrauung


Cafeteria oder Zuhauseseingefühl…

Stolz oder Trost

Nichts trifft wirklich zu.

Es ist ein Durchatmen, ein Lassenkönnen, ein kurzes „Ja“. Eine Einwilligung.

Hochzeit ohne jede Art von „müssen“: Aufgabe, Hingabe ohne Verlorengehen, Verlust, Gewinn oder Sieg.

In dieser Hinsicht könnte die Theke ein Traualtar des Augenblickes gewesen sein.

Vertrauung mit dem Leben.

 

Fremdsprache

Manchmal freue ich mich, zielstrebig und erwartungsfroh, auf die Cafeteria und den warmen, kräftigen Cappuccino. Es ist eine Art von Stolz, diesen Ort für mich entdeckt zu haben.

Klar, es gibt auch die anderen Momente. Die, in denen ich hier, am selben Ort zu anderer Zeit, einen Hauch von Trost finde.

Manchmal muss ich ein wenig warten, bis ich die Cappuchinoherstellung in Auftrag geben kann.

Heute habe ich dabei ein Bild zum Begreifen entdeckt, vom imaginären Kalenderblock gerissen, werfe gerade noch einen wertschätzenden Blick darauf, nehme es mit, lade es zum Bleiben ein und lege es mit Bedacht hier in meinen Blog nieder.

In der Auslage der Theke liegen allerlei leckerer Waren feil. Ich mag sie gar nicht aufzählen. Einiges kann ich leicht als mögliche Verführer ausschließen, weil ich ja keine Wurstwaren esse, aber schmecken würden sie mir wahrscheinlich schon.

Die Theke ist durchsichtig und nicht zu hell beleuchtet. Es sieht einfach alles appetitlich aus. Und mir schleicht sich eine Erinnerung an kindliche Kaufladenspiele an..

Hier und Jetzt bemerke ich: Ich lasse mich gerne verführen. Würde gerne ‚weich‘ werden. Mir einen Muffin bestellen oder ein knuspriges Laugengebäck. Nüsse oder einen Haferriegel. Frisches Obst oder ein mit Grünzeugs aufgepepptes Käsebrötchen.

Aber ich habe keinen Hunger.

Und gäbe ich mich jetzt der puren Lust hin, hätte ich ‚den Salat‘ vielleicht später auch in der ungewollten Form: Ohne bewusste Erlaubnis zum Genuss ist es manchmal nämlich nicht die Zufriedenheit, die sich beim Verführtwerden von Köstlichkeiten einstellt, sondern die Selbstabwertung, der Selbsthass oder die Schuld.

Und die brauche ich doch nicht mehr. (Habe genug davon…) Und kaufen will ich sie schon gar nicht.

Die Frauen hinter der Theke sind im Kontakt herrlich erfrischend: Fast neutral, aber mit einem Hang zur Unfreundlichkeit. Es macht Spaß, sie zum Schmunzeln zu bringen.

Und sie sind flott: Meist geht es schnell voran und ich muss, in der Schlange wartend, nicht allzu lange zwanghaft am Gebäck vorbei oder auf die Rückwand der Kaffeemaschine sinnieren.

Heute war es aber genau richtig lang, um mir das schon erwähnte Bild zu machen.

Der Verführung der selbsterniedrigenden Gedanken, des Badens im Leid will ich widerstehen lernen wie den Muffins.

Ja, es gibt sie. Sie sind heimelig vertraut und fühlen sich manchmal so verdammt richtig und wahr an.

Sie sind es aber nicht.

Und genau so wie in Uffenheim, als ich feststellte, das ich gar nicht das Essen will, sondern irgendetwas anderes, möchte ich diese Miesheit mir selbst gegenüber nicht mehr länger verinnerlichen.

Das Sprachgewirr ist hier in der Cafeteria bunt.

Ich werde die Sprache und deutlich auszusprechen lernen, in der ich

‚Nein, jetzt nicht‘

verstehe.

Heute

…war ich schon sowas von genervt, verärgert, schlimm wütend, traurig, misstrauisch, habe mich als falsch und unwert entlarvt gefühlt, und war dennoch mehrmals so tief von dem Geschenken des Lebens berührt, dass ich es jetzt nicht mehr wirklich fassen kann. Ich war müde, neugierig, abgedriftet, un- und konzentriert, hungrig, gierig, glücklich, in Freude, konnte sowas wie verträumt leichte, versponnene Liebe und meine tiefe Sehnsucht spüren, hatte Angst, wenn auch verschleiert, aber Lust, war verzweifelt, irritiert, zornig. Fühlte mich auch mal sicher, als Stütze, fleißig, ignorant, mutig und bin so feige.

Und doch:

Habe mich auch verbunden gefühlt. Und verzaubert.

Einfach getragen.

Und völlig unzumutbar.

Ist das jetzt was Besonderes?

Nein.

Nicht Gefühle zu haben ist neu.

Meine Wahrnehmung hat sich geändert. Und die Bewertung. Oft bin ich noch in inneren Kämpfen verwickelt, aber vielleicht bin ich tatsächlich

auf dem Weg zu erlauben, einfach da zu sein.

Menschen, Gefühlen, Bewertungen. Mir in meiner schlichten Seinigkeit.

Auf dem Weg

offen zu sein für ein Kommen und Gehen.

Klarheit.

Im Hier und Jetzt wie es sich mir zeigt, immer wieder neu,

ob ich „will“ oder nicht:

Egal

auf die vertrauende, leichte, liebende Art

willkommen

Pausenfilm

So richtig falsch fühlte ich mich dort in der Cafeteria der Unibibliothek.

Es war Mittagspausenzeit. Irgendein Hörsaal hatte sich hierher entleert…

…so steht man hier zur Zeit langschlängelig wartend am Tresen. Mehr als alle Sitzgelegenheiten sind genutzt. Dank dreier Ein- und Ausgänge herrscht ein emsiges Vorbei und Hindurch nach da von dort. Und zwischen all dem macht sich Stimmengewaber breit, bastelt aus geselligem, schrilltönefreiem Gelächter und unaufgeregtem Geschirrgeklapper seine ganz eigene Art von Entspannungsmusik für mich.

Solcherlei Klänge sind mir andernorts oder -zeits schnell ein Genervtsein wert. Gerade ist es anders.

Ich gehöre hier nicht her, sagt mir mein Verstand, und doch ist es jetzt genau mein Platz in der Ecke auf diesem nicht zur Einrichtung gehörenden Stuhl, den irgendjemand von irgendwo herbei und nicht wieder zurück geschleppt hat. Hier steht er nun neben den ungenutzten Kinderstühlen, die mir als Ablage des Glases dienen, in dem der gute, heiße Cappuccino für 1,25 € gereicht wird. Der Platz, an dem ich mich soeben gerade wohl fühle: Am Rande, unbeachtet, unauffällig, unbelästigt, geduldet.

Unsichtbar und unbemerkt, aber doch Dabeiseindürfen.

Und im Gemälde der Wahrnehmung erlauben, dass sich dort, wie jetzt am Tagesende, Traurigkeit und Erschöpftsein schützend vor die Sehnsucht schieben, die, sich taktvoll zurückhaltend, im Hintergrund wirkt.

Ohne die Kontraste des Dramas darf sich auch mal alles Übrige in Blässe verschwimmen.

Reintöniges Richtigsein im Falschsein ist mir bei aller eventuell mitklingenden Fragwürdigkeit wohlbekannt und ein willkommenes Gefühl.

Alles ist richtig. Mittendrin und nicht dabei. Atmen und Lassen sein.

Sonnenaufgangsabspannstimmung.

Mittendrin im Heimatfilm

ein Fundstück Lösungsweg.

keine Kategorie. Verzeihung

Mein Vater ist keine Kategorie.

Es ist ein Versuch, mich mir anzunähern.

Mich selbst (aus-) halten und (er-) tragen können zu verstehen.

Leider gerate ich immer wieder in die Schuldfrage, in die Wut, den Schmerz der Sehnsucht. Will das alles von mir zu Dir schieben. Nur nicht haben, nicht sein.

Ich bitte Dich deshalb um Verzeihung.

Ich benutze Dich, um mir verzeihen zu lernen. Du bist mir Diener und Anstifter zugleich. Opferst Dich als ein Lehrer, meine Wahrnehmung zu begreifen, die mich auf meinem Weg begleiten wird und leiten helfen soll.

Komme gerade hinter Deine Lehrmethoden… ganz schön raffiniert.

Raffinesse für krumme Dinger hätte ich Dir eigentlich zutrauen können, Herr Nies.

Reise Standortbestimmung

Wo bin ich?

„Der Weg ist das Ziel“

Etwas in mir wehrt sich hartnäckig dagegen, diese Weisheit ein für alle Mal, endlich, verstanden zu haben. Immer wieder muss ich mich aktiv und bewusst aufmachen, öffnen, um mich diesen Worten wirklich zugänglich zu machen. Was heißt: Ich verschließe mich dagegen, kein Ziel zu haben und keines haben zu müssen. Ich wehre mich dagegen, kein Ziel erreichen zu können.

Ich will gestillt werden, ankommen und das Gefühl haben, mich in Sicherheit fühlen zu können.

Dabei hilft mir mein Leben so gut, Verständnis zu haben – in jedem Moment – dafür, dass ich so viel verloren habe, nur weil ich so viel erdacht hatte, zu haben oder zu brauchen, was einfach nicht (mehr) stimmt.

„Ich habe mein altes Leben verloren und noch kein neues gefunden“ schrieb ich neulich in der Problemerfassung für die Klinik auf.

Ist das nicht wunderbar?

Nein. Leider fühlt es sich oft nicht wunderbar an, sondern einfach nur schlimm.

Mein Hirn sucht Sicherheit in der Bewertung.

(Also: Habe ich Angst vor der Zukunft, ist das schlimm. Zorn zu haben oder wütend zu sein, ist schlecht. Verzweiflung auch nur zu erahnen ist schrecklich. Ekel zur spüren ist widerlich. Irgendetwas oder -wer macht mich…, lässt mich… fühlen,… was ich nicht will.)

So funktioniert es nunmal, das Hirn: Es sucht in den alten Schemata (wenn dies und das passiert, werde ich dies und das fühlen, mich in Sicherheit bringen und am besten mich so und so fühlen und verhalten) und greift auf die alten Bewertungen und Verhaltensmuster zurück. Gefühle lösen Gedanken aus und umgekehrt geht das auch.

Ich weiß nicht, wo die Henne ist und wer das Ei. Fühle mich manchmal wie im dichten Nebel einer mir fremden Erdbebenlandschaft verirrt.

Gerade jetzt im Moment ist es anders. Ich schaue auf diese Bühne, habe den Film gedrosselt, ein bisschen zurückgespult, angehalten und versuche auszublenden…

Es ist gut, sich von alten Mauern zu lösen, die sich früher sicher angefühlt haben, wenn sie es nicht mehr tun. Ich hatte mich mal in Sicherheit gewähnt, im Funktionsmodus, der bestand und sich gleichzeitig aufrecht erhielt. Der Weg tat sich einfach auf und ich bin ihn gegangen.

Irgendwann brach irgendwas zusammen.

Es ist nicht so, das es schmerzt, weil irgendwas kaputt geht oder einfach nicht (bzw. „mehr richtig“) tragen will. Das Schöne immer wieder durch die Finger rinnt, ich nicht halten kann, ich nicht vertrauen kann, mich nicht der Freude und Zuversicht hingeben kann, die Angst so groß ist wie die Sehnsucht und die Trauer und die Wut. Weil irgendwas war oder nicht war. Nicht ist, kommt oder geht…

Es schmerzt.

Es ist gut, sich von alten Mauern zu lösen. Das Dumme ist nur, daran zu glauben, dass es mit neuen Mauern (Bewertungen, Bedingungen,…) besser wird. Und darüber zu verzweifeln, nicht zu wissen, wohin die Reise gehen soll.

Der Weg ist das Ziel. Ich weigere mich, einen Weg zu sehen und verzweifele darüber. Oder ich sehe einen Weg und erkenne einfach nicht, dass es meiner ist. Oder ich sehe viele Wege und und kann mich nicht entscheiden, weil sich die anderen dann verschließen oder einbrechen könnten.

Noch ist es so, Karin. Einfach stehen und warten, bis der Nebel sich lichtet.

Heidi, langsam komme ich an den Punkt, diesen Satz, den Du mir vor Monaten schriebst, zu erfassen. Es ist gerade noch so. Punkt.

Ohne „immer“ vor dem noch.

(…und ohne „gerade“ und ohne „noch“. Und ohne „so“…)

Es fühlt sich an wie ungehalten stürzend. Oder getragen. Oder widerlich. Oder zart. Von Herzen oder eklig. Ratlos, verzweifelt oder verzaubert. Ich bin was wert oder nicht. Ich bin egal, war egal, zu viel, zu schlecht, zu… trage Schuld oder bin schuldunfähig. Bin verlogen oder genau richtig, wie ich bin. Irgendwas oder irgendwer im Leben war gut, schlecht, wichtig, egal, schlimm, wunderbar, ein Geschenk oder…

Es ist Leben.

Ich werde nicht. Ich bin.

Nicht der Weg ist zusammengebrochen.

Es sind nur die Mauern der Wahrnehmung.

Und das ist wunderbar.

O.k., Karin, für Dich nochmal von vorne…? Ja, bitte, bitte… immer wieder… „Geschmacksrichtung: Vorgelesen bekommen, am Lagerfeuer sitzen, Summenhören, Sonnenwärme, Sternschnuppen, Glühwürmchentanzen. “ Gibt es dafür auch Weihnachtsplätzchenausstechförmchen? Gaaaaanz bestimmt. Komm‘ wir gehen mal gucken…

made bei ihmmir

Dieses Wort „egal“ geht mir zur Zeit nicht aus dem Sinn.

Egal ist schlimm.

Waren wir unserem Vater echt egal? Hat er uns nur seiner Frau, oder den Wertvorstellungen seiner bäuerlichen, streng katholischen Herkunftsfamilie zuliebe oder einfach völlig gedankenlos in die Welt verholfen?

Wollte er sich „normal“ fühlen, indem er „Normalität“ lebt? Oder wollte er einfach nur irgendwas (anderes) fühlen und / oder einen Grund dazu haben? Für das eigene Tun und Erleben nicht mehr verantwortlich, die eigene Leere nicht mehr füllen zu müssen?

Kinder sind doch herrliche Gefühlsverursacher und -überdecker in jeglicher Hinsicht.

Das er uns liebt vermochte er mir zumindest nicht zu vermitteln. Deshalb war Liebe nicht da – zumindest für meine individuellen Wahrnehmungsmöglichkeiten nicht. Was nicht heißt, dass sie in Wirklichkeit nicht da war.

Einen Menschen auf die Welt zu bringen, ihm in die Welt zu verhelfen, ihm die Welt zeigen, Stütze und Halt sein, Vertrauen und Sicherheit – ich bin Theoretiker, ich weiß. Leider – Aber und sowie Gottseidank – kann ich es auch so sehen.

Mein Vater war betrunken, auf Arbeit, sauer, genervt, hysterisches HB Männchen, entwertend, peinlich. Immer da, aber nie, weil woanders oder da, benebelt, jedenfalls nicht erreichbar weit weg. Obwohl er immer da war, nie weg.

In meinem Spiegel hat er sich für mich geschämt. Ich war lästig, falsch (hätte ein Junge sein sollen, glaube ich, und habe noch nicht mal das hinbekommen), anders als er wollte, das ich bin. Ich war da. Vermutlich war das das Problem.

Irgendwann war ich Krankenschwester. DAS war was.

Was.

Was Kinder können MÜSSEN ist, bei Erwachsenen so viel Liebe zu erwecken, dass sie sich um sie kümmern. Ich vermochte es nicht. Pflichtgefühl hattest Du wohl. Und die Fluchtgedanken hast Du gegen die Leere in der Bierflasche eingetauscht.

Warum ist das so wichtig?

Weil Du lebst in mir. Meine früheren Erlebnisse, Wahrheiten, Entschlüsse haben sich in Form von Einstellungssätzen und Gedanken / Gefühlsschemata in meinem Stammhirn festgesetzt.

Aus unergründlichen Gründen funktionieren erworbene Schutzmechanismen nicht mehr und ich bin diesen alten Gefühlen nun wieder aktuell, aber in alter, schlimmer Frische ausgesetzt. Sie flammen hier und heute so auf, wie ich sie damals erlebt habe. Auslöser: Irgendwas oder -wer im Hier und Heute / Erlebnisqualität, sowie Handlungs- und Bewertungsimpuls: Kindheit.

Ich fühle mich falsch, verloren, lästig, zu viel, der Liebe unwürdig, desorientiert, verzweifelt existenzgefährdet wie damals. Ja, und wo kommt dieser Selbstekel, dieser manchmal abgrundtiefer Hass, diese Verachtung her? Ist das ein Spiegelneuronprodukt oder Reaktion?

Meine Chance ist, mein Bewusstsein zu trainieren, neue Denkwege über das alte Erleben einzutrainieren, damit ich nicht mehr so von alten Gefühlen überflutet und in alte Bewertungs- und Handlungsmuster weggerissen werden muss.

So lasse ich mein Hirn mit Bilder spielen. Bildern von früher, Bildern von heute. Memory erkennen, um trennen zu können. Aus eins mach zwei. „Schmeiß‘ weg“ und „nimm‘ an“. Dabei zu erleben, dass es nicht um um das Bleiben, Durchhalten, Trennen, Verbinden… Loswerden oder das Finden geht, sondern um Sein.

Ein Teil in mir sagt: „Du warst Dein Leben lang auf der Flucht“ und hat in gleichermaßen Tiefe Mitgefühl und Verachtung dafür.

Aber Du hast genau das gelebt, was Du wolltest: Fliehen.

Was will ich?

Under construction

Tag 20 – Pause

Die Station nimmt neben den „normalen“ (haha 😉 ) Krisenpatienten auch maximal 8 „DBT ler“ auf, die das gesamte achtwöchige Programm zusammen bestreiten. Um das Aufnahmeprozedere zu schaffen, wird diese Gruppe aber in zwei aufeinanderfolgenden Wochen aufgenommen. Nach mir und Nina* begannen in der Woche drauf noch vier KollegInnen.

Da waren’s nur noch drei. Und heute brach zudem auch noch Nina leider ab.

In meinem heutigen Präsentseingefühl traute ich mich… auf die Idee war ich schon vergangene Woche gekommen, als mir mein Erleben mal wieder wie ein Windspiel im Frühjahrssturm vorkam und ich mich nach meinem Bett sehnte, nach dem Alleinseinkönnen und nach dem Gefühl in der Hand, wenn sich nach einem anstrengenden Tag der Haustürschlüssel im Schloss dreht…

Ich traute mich zu fragen und die Antwort fiel positiv aus: Ich darf eine Woche pausieren, werde morgen entlassen und nächste Woche steige ich mit meinen Mitpatienten wieder in das Fortsetzungsprogramm DBT ein.