Mich ertragen / Gepäck tragen

Mittwoch, der 7. Juni 2017, 7:05 Uhr

Lake Isabella. Gestern habe ich fleißig gegessen, habe mich für Salat mit Surimi entschieden statt für Pizza, für Orangensaft statt Bier dazu. Ich habe das eine oder andere kurze Gespräch geführt.

Soweit ist meine Bereitschaft, mich um mich selbst zu kümmern.

Wenn ich an den PCT denke, werde ich immer unsicherer, ob ich es schaffe, weiterzugehen. Ob ich den Rucksack tragen kann. Ich will mich von meinen Luxusgütern wie dem Solarpanel nicht trennen, würde gerne auch wieder den vorgeschickten Kindl Reader mitnehmen, obwohl ich ihn kaum genutzt habe. Muss einen Bärenkanister einplanen, sowie Sandalen und die Mikrospikes. Sollte vielleicht an ein Handtuch und muss an mehr Verpflegung denken.

Ich merke meine Unlust, mich Strapazen auszusetzen. Ich will es gerne leicht haben.

Auch das kenne ich von meinem Leben. Anstrengungen müssen von baldigem Erfolg gekrönt sein, durch Anerkennung in jeglicher Form. Fühle ich mich zu schwach, werfe ich das Handtuch, fliehe ins Essen, unter die Bettdecke oder jammere meinen Lieblingsmenschen die Ohren voll.

So würde ich es auch gerne mit mir leicht haben. Meine mich quälenden Gedanken ‚weghaben‘. Gut gelaunt, zuversichtlich, beschwingt sein.

All das bekomme ich hier zu spüren.

Ich kann vielleicht hunderte von Euro ausgeben und das Gewicht meines Gepäckes reduzieren. Aber meine Bereitschaft, mich Strapazen auszusetzen, mich meiner Bequemlichkeit zu stellen? Die ist nicht käuflich zu erwerben.

Zumal die körperliche Anstrengung meist auch die psychische Entwertung zur Folge hat.

Also gut: Eine Möglichkeit wäre, die Strecken zu reduzieren, mich nicht mehr so auszulaugen. Aber was fange ich mit dem Rest des Tages an? Ich werte mich über meine Leistung. Leiste ich nicht genug, fangen die Zweifel an. Laufe ich weniger Strecke, muss ich mehr tragen: Verpflegung und Freizeit, vor der ich Angst habe.

Dilemma.