Dinge 2

Geht Euch das auch so?

Eingekauft ist so schnell. Gegessen auch.

Entrümpeln ist schwer. Abnehmen auch.

Raum und Ordnung in Räumen und Schränken empfinde ich als wohltuend; ich kann durchatmen.

Ich habe seit Oktober 2016 rund 30 kg abgenommen. Ich bin noch nicht angekommen in diesem neuen Körper, aber es macht mir Freude, in kleinere Kleidung zu steigen und mich darüber zu wundern, das ich da hinein passe.

Dinge zu besitzen, greifbar zu haben, ist bequem. Aber sie kosten Geld, Zeit und Raum.

Es ist auch bequem, Mittel und Beschäftigungen zu missbrauchen. Aber sie kosten Geld, Zeit, Gesundheit und das Gefühl, am Leben zu sein.

Ich habe es gerne bequem.

Und teilzunehmen am eigenen Leben macht Angst, ok, aber auch neugierig. Könnte verdammt lecker sein.

Das ist meine derzeitige Zwickmühle und sie fühlt sich dementsprechend an.

Aber es gibt doch noch andere Felder auf diesem Spielbrett…

Raum

Vor ein paar Tagen habe ich mich aktiv gegen meine aktuellen Essgewohnheiten gestemmt und mir es zum Frühstück schön gemacht.

So ein Esstisch wird bei uns schnell mal als Ablage missbraucht. Davon habe ich den Unseren heute entbunden, ihn frei geräumt, gewischt und mit einem Tuch geschützt. Von der naheliegenden Grünanlage habe ich ein Röschen geklaut. Und Bärtram, unser salzstreuender Daueroptimist, leistete mir beim Frühstück mit Mandelmus-Frischkornbrei und Apfelstücken Gesellschaft.

Ich spüre, wie gut mir das tut. Ich hatte auch plötzlich Zeit und Raum für die Zeitung und konnte etwas darin stöbern. Entdecken, was mich interessiert, also Offenheit spüren und zulassen, statt mich komplett zu verschließen.

Raum schafft Raum.

Dinge

Zitat von mir selbst, ein paar Beiträge zuvor:

„Ich (…) spüre die Last, die in Dingen lagert. Dinge haben in der Vergangenheit Lebenszeit gekostet. Und sie fordern dieselbe in der Zukunft.“

Gestern habe ich angefangen, die Kammer neben der Küche zu räumen. Ich möchte Platz, Sauberkeit und neue Ordnung schaffen. Es gelingt mir nur zum Teil. Ich stelle fest, dass ich mich nur schwer trennen kann.

Dinge wie Kuchenformen. Unmengen von Tupperschüsseln. Kerzenständer. Die verschiedensten Reinigungsmittel. Und unglaublich viele Lebensmittel.

Ich fasse es selbst nicht, welche Mengen an Dingen da lagern.

Aber morgens ist meine beste Zeit…

Willkommen

„Es ist viel in Bewegung gekommen“ in meinem Er-Leben seit dem letzten Jahr, genauer gesagt, seit meinem Aufenthalt in der Heiligenfeldklinik Uffenheim.

Manchmal denke ich: Zu viel, zu chaotisch, zu schnell.

Deshalb möchte ich diese Seite hier nutzen, um etwas für mich zu halten. Vielleicht handelt es sich um einen Denkansatz, ein Erlebnis oder Gedankenspiel, eine Entdeckung oder Erfahrung, ein Gefühl oder Bild – was immer es ist – es ist mir in irgendeiner Weise wertvoll.

Wichtig genug, um vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt wieder eine Bedeutung zu haben, wie für immer gelöscht zu werden oder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Eine Art „Geschenk“ – entdeckt, betrachtet, gefühlt und in Worte gefasst. Zum einen, um mich dabei an mich selbst zu erinnern, die ich es mir gemacht habe. Aber durch die Veröffentlichung hier im Blog teile ich es auch mit Euch – und damit widerum mich mit.

Ich lade Euch, meine „Lieblingsmenschen“, ganz herzlich ein, Teil zu haben, aber auch Teil zu sein, denn ich bin sehr gespannt darauf, was Ihr beim Lesen so erlebt: Auf Eure Blickwinkel, Ideen, Ausblicke, Stolpersteine, Entdeckungen auf diesem Weg, also auf Eure Rückmeldungen und Kommentare.

Ich danke Euch vorab ganz herzlich dafür!

Das magische Eintrittswort* 😉 erfahrt Ihr von mir .

(*bitte nicht ungefragt weitergeben – Danke)

Zuhause sein

Seit 11 Tagen bin ich wieder in Deutschland. Drei Nächte habe ich bei Frank, zwei bei Muttern, zwei unterwegs, drei in Wetzlar und nun eine bei Ruth verbracht. Jeden Tag hatte ich Kontakt zu mir lieben Menschen. Ich tanke auf. Mal für Minuten, mal für Stunden. Ich übe, das Willkommensein auch zu fühlen – und oft gelingt es mir auch.

Aber es treibt mich – weg von Wetzlar.

Ich möchte Euch etwas von meiner dortigen Ankunft erzählen.

Es war letzten Donnerstag, der 22. Juni. Klaus hatte mir in der Nacht zuvor auf dem Zeltplatz in Leun Gesellschaft geleistet. Auch sein Bruder Ralph kam vorbei. Nach Wetzlar ging ich die ca. 15 km zu Fuß. Ganz langsam, so bewusst wie möglich, habe ich mich an „zu Hause“ angenähert.

Vor der Haustür gab Hajo das Empfangskomitee. Aber auch das hat nicht geholfen: Kaum war ich oben in der Wohnung, musste ich wieder raus. Es war wie eine Flucht. Habe lange mit Ulli telefoniert, bin ein bisschen gelaufen, habe mich mit Eis und Zeit beruhigt und mich später abgelenkt mit Vorbereitungen für meine Willkommensfeier.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie erschlagen man sich von der Normalität einer unveränderten Wohnung fühlt, von all dem Kram und Krempel, wenn man wochenlang aus einem Rucksack gelebt hat? Und eigentlich nichts an Eigentum vermisst hat?

Ich spüre, wie wenig ich mit meiner in den letzten Jahren gelebten „Normalität“ zu tun haben will. Spüre die Last, die in Dingen lagert. Dinge haben in der Vergangenheit Lebenszeit gekostet. Und sie fordern dieselbe in der Zukunft. Fühle mich verpflichtet. Und flüchte.

Flüchte zu dem, was ich vermisst habe: Zeit mit Freunden. Und die Fähigkeit, diese mit ihnen genießen zu können.

Gerade, jetzt im Moment, ist Ruth mein Zuhause.

Schön, dass Du Urlaub hast! Danke, dass ich hier sein darf. Fühle mich wohl und willkommen. Jetzt.

Annehmen.

Das Auto des Altschäfers störte mich lange. „Wenn es doch nur weg wäre“, dachte ich mir, „könnte ich ein schönes Erinnerungsfoto machen.“

Aber gehört es nicht zu diesem Moment? Er wäre nicht er selbst, stünde das Auto nicht dort.

Ja zu dem, was ist.

Nein zum „Ja, aber wenn?“

Kaum gedacht, Foto gemacht, war das Auto weg.

Praxislernen.

Vier Stunden

Heute hat mich Ulli besucht.

Wir liefen eine kleine Runde und setzten uns anschließend auf eine Holzbank, schauten in die Ferne, die nächste Woche und einer Schafherde zu.

Ließen Gedanken schweifen, gehen und kommen.

Wir hatten Zeit, teilten und schenkten sie uns selbst – gleichzeitig.

Ich fand Ruhe und nahm sie mir.

Für lange, vier schöne Stunden.