Teil 3: Einladung

Glücklichseindürfen, hab‘ keine Angst. Lass‘ Dir die Zeit, die Du brauchst.

Auch wenn Du von irgendwoher hörst, Du musst für immer da sein, lass‘ Dich nicht beirren. Bleib zart, neugierig, schmecke den Mut, solange er Dir schmeckt. Du musst nicht aufessen. Du musst nicht essen, was anderen schmeckt. Du musst nicht wachsen um unlästig zu sein. Du musst auch nicht stark werden.

Versteck‘ Dich da hin, wo Du Dich sicher fühlst.

Du kannst und machst das prima. Aber ich weiß, Du lukst irgendwann wieder hinter einem Baum hervor. Oder lässt Dich in einem Kitzelkleinenwummsmoment in einem Husch erwischen. Oder streichst im Wind vorbei.

Ich will er-leben, was Du wirst, bist.

Du musst nicht groß sein, nicht größer sein als Du bist. Du nicht.

Ich lerne, auf Euch alle aufzupassen.

Und jetzt, gerade

fühlt es sich verdammt richtig und gut an.

Teil 2: Herzlich willkommen, Schlimm

So saß ich beim Kaffee und dachte…

Schlimm hat nichts mit meinen Eltern zu tun, er gehört als schlichte Zustandsbeschreibung ins und zum Hier und Heute.

Aber schon der Umkleidekabine überfiel er mich wieder.

Und er ließ sich fassen, anfassen, angreifen:

Er gab mir zu verstehen, dass er ein alter Bekannter ist. Das er ins Alte gehört, da gehört er hin.

Schlimm gehört zur Vergangenheit. Ich packe Schlimm in die Gegenwart und er gehört ins Alte. Schlimm war damals!

Ich ziere mich noch immer, aber es war wohl wirklich schlimm. „Schlimm“, das Chormitglied fühlt sich da, dort, beim Alten, richtig aufgehoben an. Er will da hin. Und ich muss ihm erlauben, das Alte schlimm sein zu lassen.

Wenn mich jemand nach meiner Vergangenheit fragt, erzähle ich die, meine, Fakten tonlos oder gepresst, weil ich mir nicht eingestehen kann, das es schlimm war. So schlimm war es nicht. Wir hatten es gut. Unsere Eltern haben alles für uns getan und noch mehr. Sie haben sich sogar aufgeopfert nur für uns… ich habe keinen Grund zum Jammern. Andere Leute haben wirklich Grund, die dürfen es haben, dass es ihnen schlimm geht. Ich habe keinen Grund. Wirklich nicht. Alles nur Getue…

Schlimm! Und schon ist Schlimm wieder im Heute und „nervt“.

Ich stand in der Umkleide. Versicherte mich nochmals, dass die Türen verschlossen waren. Ich stand da, lehnte mich an und weinte mit der Erkenntnis vor Glück.

Schlimm darf da hin, wohin er gehört. Ich darf ihn immer wieder los und zurück in sein nach Hause lassen, wenn ich ihn mal wieder ins Hier und Heute verfrachtet habe. Darf ihm auch einen liebevollen Ermutigungsstartstupser geben. Darf ihn ansehen, liebhaben als „Schlimm“. Er ist wer.

Er ist nicht mehr „Nichtgewesenseindürfen“, er darf Schlimm sein.

Ich weinte noch ein bisschen bis es sich besser anfühlte. Versicherte mich nochmal bei der Kleinen. Sie könne noch nicht sprechen, aber es sei gut so. Es fühlte sich gut an.

Und ich stand unter der Dusche und summte vor mich hin. Ich ließ mich (mich) hören. Und ich freute mich darauf, in das kalte Wasser zu steigen. Mich spüren. Und ich hörte beim Schwimmen diese wunderbare Musik (7. Sinfonie von Beethoven) und ich musste mitten im Becken innehalten und lachen. Und später auf der steilen Bergabfahrt musste ich laut vor mich hin lachen. Einfach so. Und es hörte sich neu an, fremd. Und ich lachte darüber.

Vor Glück.

???

Herzlich willkommen im Leben, Glücklichseindürfen?!!!!

Wo Schlimm nicht mehr ist, gibt es Raum und Sicht und Fläche für andere Wesen.

Teil 1: Schlimm

Mag man in unserer Gegend schwimmen gehen, hat man reichlich Auswahl, aber mein Favorit ist das Europabad in Wetzlar. Und zur Krönung gibt es in der dortigen Pizzeria auch noch einen echt guten Kaffee aus italienischer Maschinerie und Hand.

Dieser war mein Begleiter, als ich mich auf die Suche nach diesem Chormitglied machte. Essen und Trinken, geschmacklicher Genuss ist Begleitung, Versuch des Soseinlassendürfens.

Was sich in meinem Erleben in den letzten zwei Jahren geändert hat, ist zum einen, dass ich mich besser fühle – manchmal auch in qualitativer Hinsicht… aber beeinträchtigt fühle ich mich vor allem durch meine Bewertung:

„Schlimm…

sind nicht die Gefühle, schlimm ist der Widerstand dagegen.“ wie mein Psychotherapeut so treffend bemerkte.

So leide ich immer wieder „schlimm“ besonders unter Zweifeln, Ratlosigkeits- und Ohnmachtsgefühlen, unter Ängsten und mehr oder weniger unterdrückter Wut. Ich mag mich einfach nicht „darum“ kümmern und schon gar nicht adäquat für mein Erleben und Bewerten einstehen. Fühle mich so schuldig. So will ich nicht sein. Sollen sich andere drum kümmern. Es soll anders sein. Sie sollen anders sein. Ich soll anders sein… nur nicht so, wie es ist. Getue! Angst! Wütiges Knirschen gemischt mit Angetriebensein ohne Richtung…

Schlimm.

Was ist mit diesem „schlimm“?

Welches mir so oft begegnet, immer wieder, schon seit langem und in letzter Zeit so klar.

Ich malte mir „Schlimm“ mit großen Buchstaben. Und nun war es so weit, ich riskierte einen Blick auf „schlimm“. Was steckt hinter diesem sich so schlimm anfühlen? Was ist denn so schlimm?

Was ist denn (so), Schlimm?!

Und da wurde er irgendwie schlagartig zu Schlimm.

Ein Chormitglied!

Wow!

Hier ist eine Pause nötig. Ich bin so begeistert über mich, ich kann es gar nicht ausdrücken. Mein Hirn macht das wunderbar, voller Wunder. Genau richtig für mich. Wie kann ich das erklären?

WWW – eine Idee

Ich stahl

mich nachts in den Vorratskeller im Untergeschoss. Klaute Gläser mit Wurst oder Dosen mit Erbsen. Oder ich ging an den Gefrierschrank und aß Eis. Am besten die ganze Packung. Dann fällt es vielleicht nicht auf. Müll wurde tief in der Mülltonne entsorgt oder sogar mit in die Schule genommen, um Spuren zu beseitigen. Auch Brot abzuschneiden hätte bedeutet, erwischt zu werden. Man hätte erkannt, dass nicht der Vater abgeschnitten hatte. Ich klaute meinem Bruder seine Süßigkeiten. Er konnte sie, im Gegensatz zu mir, schon immer aufheben und einteilen. Manchmal machte er sich lustig über mich. Manchmal wurde er wütend. Er hatte ja Recht. Ich gab ihm Geld dafür und noch heute nenne ich mich „den Grundstock seines finanziellen Wohlstands“ 😉 .

Entweder fiel das niemandem auf, dass in den Regalen etwas fehlte. Oder man schwieg es der Einfachheit halber tot. Oder es war einfach nicht schlimm.

Für sie.

Für mich schon. Ich las irgendwann in einem Bravoartikel über die „Esssucht“, erkannte mich in diesen Mustern. Wollte in Psychotherapie. Man hielt mich für verrückt. Nimm‘ Dich nicht so wichtig. Geht vorbei. Ist doch nicht schlimm, machst halt mal Diät. Und: Reiß‘ Dich endlich zusammen. Machst nur Stress. Das Kind in Psychotherapie schicken. Wo gibt’s denn sowas. Die spinnt doch.

Ich stahl

Dinge. Oft. Und wurde zwei Mal dabei erwischt. DAS war schlimm. Ich durfte in Psychotherapie.


Ohne Berechtigung und gleichzeitig schlecht zu sein, ist noch heute ein Grundgefühl. Ich habe es schon damals gelebt, indem ich gestohlen habe. So durfte dieses Gefühl da sein, so hatte es seinen Grund.

Essen ist Vereinnahmung. Da kommt keiner mehr dran. Meins. Wenn auch zu Unrecht, gestohlen. Aber diesen Genuss habe ich mir selbst besorgt. Ich werde immer fetter? Klar: Euch zeig‘ ich’s…

Ich fühle mich schlecht? Ja, ich zeig es Euch, indem ich mein Schlechtsein bin.

Bedürfnisse wie Lust und Trost werden auf Essen projeziert.


Diesen Mustern gilt es, auf die Spur zu kommen.

Das Hirn hat sich Muster gespeichert. Kommt dieses oder jenes Gefühl auf, wird es so bewertet, wie es sich während der Entwicklung bewährt hat.

Leider ändert sich daran nichts mehr (wenn ich Hrn. G.Hüther, Neurobiologe, richtig verstanden habe). Hoffnung gibt es in Form von körperorientierter Traumaarbeit, um dabei zu helfen, diese erlernten Muster durch den Neokortex neu bewerten zu lassen. Er muss immer wieder neue, hilfreiche Erfahrungen machen, damit er schneller, zuverlässiger und für sich glaubhafter „überbewerten“ kann.

Wenn das Stammhirn meldet: „Vertrauen – das kannst Du Dir nicht leisten. Irgendwas stimmt da draußen nicht. Das kann ja gar nicht sein. Pass‘ auf! Nimm, was Du kriegst, egal was, egal von wem, um zu überleben.“ muss der Kortex schnell und überzeugend sein, um dafür zu sorgen, dass die Bälle nicht allzu hoch fliegen.


Was lasse ich heute in meinem Leben aufführen?

Welches Gefühl lasse ich heute wahr werden, was inzeniere ich mir heute?

Diesen Mustern gilt es auf die Spur zu kommen…

Und: Wenn ich mir heute was erlebe, es mir lebendig mache, darf ich lernen, die aufkommende Schuld als Teil der Aufführung zu begreifen, nicht mich in ihr.

Und auch sie ist kein Schmarotzer, sondern Begleiterin der Kleinen. Die Schuld kommt auf, um mich auf mein Kleinkinderleben hinzuweisen, dass ich immer mit mir trage. Es muss nichts mit der Realität zu tun haben, für mein Gehirn aber war es und ist es noch heute wahr.

Das ist ein weitere, vorsichtige Schrittimmagination (nicht, dass ich denke, ich hätte das schon wirklich verstanden 😉 ). In Richtung „Entscheidung“ für den Ausweg.

Ich werden den Beitrag www nennen.

Wie Wahrheit wird. Eine Idee.

oder

wie Wahrheit wurde… ? Geht beides. Aber: „Werden“ klingt so schön nach frischem, erdig duftenden Hefeteig. Ich mag Hefeteig.

Wenn’s gut wird, werde ich mich endlich zu meinem „Eins“ machen können, eins, worauf ich wirklich Lust habe.

Lektion: „Respekt“

„Irren ist menschlich“ heißt ein Standardwerk in der Fachliteratur für Menschen, die mit psychiatrisch Erkrankten arbeiten. Damals, in meiner Vorbereitung zu meinem Krankenpflegeexamen (1989), machte mich Brigitte darauf aufmerksam und weckte meine Neugierde mit der Aussage, Erkrankungen seien darin als ‚Landschaft‘ beschrieben. In meiner Fachkrankenpflegeausbildung Anfang der Neunziger galt es als „Die Bibel“ und wurde im stundenintensiven Fach „Psychiatrische Krankenpflege“ intensiv genutzt. Leider hatte ich nie den Eindruck, den Autoren in ihrer Tiefe der Bilder wirklich folgen zu können. Vermutlich saß ich selbst zu tief drin oder war zu nah dran – wie man es sehen will – und verstand es es deshalb nicht wirklich, weil ich hätte erstmal auftauchen müssen, bevor ich mich dem Inhalt mit klarer Sicht annähern kann. Vielleicht aber hatte ich einfach zu wenig Erfahrung. Egal.

„Ich verstehe Dich sowieso nicht und die Erinnerung daran tut mir weh.“ waren wohl die Gedanken, mit der ich schon vor einigen Jahren leichten Herzens mein Exemplar aus dem Regal geworfen habe.


„Naive Landschaftsmalerei“ könnte ich heute meinen letzten Beitrag betiteln. Erfasst mit dem Blick aus dem sicheren Korb eines schwebenden Ballons. Nicht unwahr deshalb. Beruhigend sogar. Aber vergänglich…

Zitat: „Sie (die „Leere“) darf bleiben, wie sie ist. Neben mir gehen, wie ein Schatten. Oder fern sein wie eine gewiss in und mit mir lebende, aber gerade unsichtbare Wesensart.“

Ein ungesicherter Krater in übersichtlicher Landschaft ist leicht auszumachen.

Ein Schatten folgt brav, ist gezähmt.

Ein gerade unsichtbares freilebendes Wesen ist weit weg, berührt nicht…

 

„Wahr-nehmen. Nicht wahr träumen, Karin.“

ja ja….

 


Die Landung des Ballons war sicher deutlich spürbar und ausgestiegen bin ich wohl auch. Mein Bewusstsein aber wollte nicht mit, machte sich selbständig und blieb noch ein Weilchen im Land der Träume.

Sie ist mir nach wie vor fremd, diese Landschaft. Es gibt nicht nur Weite, Leere, Sanftmut, Stille und Unberührtheit.

Wenn keine Aufführung ist, ist die Bühne überschaubar.

In einen Krater, den man aus der Ferne sieht, fällt man nicht sofort rein.

Scheint die Sonne, ist der Schatten zu sehen.

Wenn der Chor schweigt, kann der Dirigent schlafen.

 


Auf dem Stundenplan stand: „Respekt“.

Und vermittelt wurde der Inhalt mit einem Angriff. Mit einem Auftritt von ihr, „I.“ (Wer war das noch? ⇒ Link in weiteres Browserfenster zum Beitrag „Petersilie verrücken, Juni 2018), der Wertvernichtungsdiva, bzw. dem Hurricane, der glaubt, einen Haufen Mist wegfegen zu müssen.

Sie kam in Gestalt der „selten schöne Art Wesen“ und griff mich an wie ein in seiner Landschaft frei und sich lebendes Raubtier.

Egal, ob sie glaubt, der Misthaufen habe die Höhe des Erträglichen erreicht und kein Wesen in dieser Landschaft sorge sonst ernsthaft für den Abtrag.

Egal, ob sie einfach Hunger hat, und vielleicht gar nicht mich meint. Einfach als Wesen in dieser Landschaft lebt und ihrer Lust folgt, sich als Laune der Natur auszuleben.

Es ist, wie es ist: Diese fremde Landschaft ist gefährlich und ich kenne mich in ihr noch nicht aus.

Ich bin aufgebrochen in diese Landschaft.

Zurück will und kann ich nicht.

 


So kann mein kommender Klinikaufenthalt ab Mitte November, in der in einem achtwöchigen Programm sämtliche Module des DBT Therapiekozeptes (Hintergründe und Fakten/Einführung in das Skillstraining/Achtsamkeit/Stresstoleranz/Umgang mit Gefühlen/Zwischenmenschliche Fähigkeiten/Selbstwert/Umgang mit Sucht) vermittelt werden sollen, vielleicht eine Art „Survivaltraining“ in dieser Landschaft sein, die und in der ich bin.

 


Jedenfalls bin ich gespannt auf die inzwischen 24. Auflage des Werkes „Irren ist menschlich“.

Nicht auftauchen, nicht Abstand nehmen müssen.

An meinen derzeitigen Ort liefern lassen 😉

Mal sehen, was und wie es heute ankommt. Und wer alles da ist, um es in Empfang zu nehmen.

Leere Dose, prall gefüllt

Wenn ich wandere, ist es immer ein Moment der Freude und Neugier, mich zu entscheiden, in einen Weg abzubiegen, den ich noch nicht kenne.

Er könnte besonders schön sein. Es könnte etwas zu entdecken geben. Ich lerne mich immer besser auskennen im Terrain. Der Weg wird zwar früher oder später auf etwas treffen, das ich kenne, aber es besteht zumindest die Möglichkeit, das dann aus einer neuen Perspektive zu sehen.

So entschied ich mich heute für einen schmalen Pfad, wirklich winzig und kurz. Und sein nahes Ende, eine vielbefahrene, altbekannte Straße, hatte ich schon vor dem ersten Schritt deutlich vor den Augen und in den Ohren. Aber es war die Entdeckung eines neuen Weges und die muss ja, wenn schon nicht feierlich, aber zumindest umgehend begangen werden.

Und siehe da, es gab etwas zu finden:

Es war eine Dose.

Sie lag bestimmt noch nicht lange dort, unübersehbar, äußerlich makellos, kess glänzend in der Sonne und lockte mit ihrem „guck‘ mal, ich bin sogar noch 25 Cent wert“ Versprechen.

Die Dose war bedruckt mit Eisvogel auf dunklem Grün. Sie war leer von Bier aber voll mit…

…Luft? Ja, das auch…

Ich nahm sie mit. Und genau in diesem Moment war noch etwas anderes darin.

Ich frug mich, wer sie denn morgens um die Zeit schon geleert haben würde? Jemand auf dem Weg zu nahgelegener Bau-, Halte- oder Suchtberatungsstelle? Rathaus, Leica oder Parkbank?

Es waren also Fragen darin. Und viel Phantasie. Auch ein Hauch von Betroffenheit und Mitgefühl. Also jede Menge Bewertung. Und Entwertung auch, wenn ich ganz ehrlich bin…

Und da war sie schon!

Ich hatte noch einen guten Kilometer zu gehen und war mitten in der Stadt.

„Was wohl die Leute denken? So früh morgens, eine leere Dose Bier in der Hand?“

„Hättest sie doch liegen lassen können für jemanden, der das Geld wirklich braucht. Als hättest Du DAS nötig!“

„Du solltest Dich was schämen!“

Es war Scham darin!!!

Und ich geh‘ noch einen Schritt weiter: Es war Glück darin, denn ich fand neben all dm eine kleine, feine Unterrichtseinheit zum Thema „Wahrnehmung, Urteil und Auswirkung auf das tägliche Handeln“. Mit Achtsamkeit herausgefummelt.

Erstaunlich! Wundersam…

Und gefreut habe ich mich schließlich auch noch drüber.

 

Ich glaub‘, darauf gehen wir jetzt erstmal einen trinken.

Mit Charlotte auf die Parkbank.

Auf mein Wohl 😉

 

Fotografieren

Ich fotografiere gerne.

Und glaube mich deshalb, erklären zu müssen. Wem? Meiner Scham, also mir selbst. Sie kann oft schlecht zuhören. Aber vielleicht liest sie diesen Blog.

Enge Freundin!

Du zeigst mir sehr deutlich, was Du davon hälst, dass ich so viel fotografiere. So lange ich das heimlich für mich mache oder nur ein paar wenige Bilder an ausgewählte Menschen schicke, kannst Du damit leben und lässt mich sein. Aber was Du anstellst, seit dem ich gestern die Bilder von der Treppe und den Kohlköpfen im Blog veröffentlicht habe, sagt mir, dass Du in heller Sorge bist.

Du hast Angst, dass ich mich lächerlich mache. Ich sei kein kleines Kind mehr, das malt, damit es hören kann, wie schön es malen kann, damit es weiß, das es da sein darf. Und immer dasselbe malt, weil es weiß, das das gefällt. Und es macht gern das, was gefällt. Damit sie nicht fällt.

Ich solle mir gefälligst selbst genügen. Es reiche doch völlig aus, dass sie mir gefallen. Es ginge doch eigentlich nur um mich. Und die Gefahr besteht ja, dass die Bilder ins Leere fallen. Und mich mitnehmen.

Schonwieder.

Waschen oder trocken bleiben? Beides geht nicht.

Ich entscheide mich für den Mut des Belassens. Meine Bilder dürfen noch ein bisschen bleiben. Es ist mein Blog.

Was Menschen tun oder lassen, was ihnen gefällt oder nicht, ist IHR Leben. So gerne Du, Ich, auch manipulieren und kontrollieren willst oder glaubst, es zu müssen, um da bleiben zu können.

Die Bilder bedeuten mir etwas. Sie sind ein Symbol dafür, dass ich zu dieser Zeit dort war. Das ich dort war und sehen konnte. Ich habe es gesehen. Ich habe es gefunden, das Schöne, das es für mich war in diesem Augenblick. Und ich wollte es mitnehmen nach Hause, nicht nur, aber auch, um es zu teilen.

Das ist das natürlichste von der Welt. Es ist kein Getue, Liebe. Das ist normal.

Komm, Charlotte, hab‘ keine Angst. Atme mal tief durch, Alte. Mach‘ Dir nicht so viele Sorgen. Sorgen machen ist sinnlos. Wir sind doch nicht mehr Kleinkind. Wir schaffen das schon. Auch mit der Angst. Die ist halt auch da und meint es nur gut. Wir nehmen sie einfach auch mit. Sie kann schlecht gehen. Aber vielleicht nimmt sie mit der Zeit von selbst ab, wird leichter, wenn wir uns alle besser kennen.

Nein, wir setzen sie nicht auf Diät 😉 !!! Wir lassen ihr die Zeit, die wir brauchen.

Und stöbern noch ein bisschen nach schönen Bildern. Das lenkt uns alle ab. Und vielleicht finde ich noch ein paar für uns.

Wir sind so. Und können wachsen, schrumpfen, uns los und sein lassen lernen.

Nur so finden wir neue Wege.

Bis bald, meine Liebe

Karin

 

Bilder für uns. Es war ein gutes Gefühl, sie zu finden.

Ich erinnere mich noch gut daran.

 

Fetzen in Zeitlupe

Flohmarkt

Ich hatte ja für eine Motorradreise gepackt, also nicht viel an Kleidung dabei. Und drei Kurzärmelteile sind einfach ein bisschen knapp bei bis zu drei Mal täglich gelebter Unruhe bzw. Entdeckungslust.

So wollte ich einfach ein zusätzliches Teil finden und begab mich also zu dem Flohmarkt. Spüre, dass ich etwas finden möchte, das mir gefällt. Es soll mein Fundstück sein. Irgendwas wird sich doch finden lassen.

Ja. Stimmt.

Ein paar Knöpfe, die mich mit Irene verbinden. Denn sie lassen uns Spielen. Wir suchen und finden beide gerne. Und dann trennen wir gemeinsam: Wir trennen zwischen „Ich hab’s gefunden! Meins!“, sowas wie „Oh, ist Deiner aber schön!“ und Tauschen wie Kinder ihre Murmeln, Abziehbilder und Quartettkarten. Und verschenken übertrieben gönnerhaftend aber großzügig. Natürlich nur, wenn der Knopf einen Zwilling hat… oder die aus dem fleischfressenden Neid erwachsenden Laute des Schmerzes nicht mehr auszuhalten sind.

Einen Stempel. Braucht kein Mensch mehr. Nur eine fällt mir ein… Vielleicht deshalb. Ich denke gerne an sie.

Einen Locher. Damit ich endlich Ordnung machen kann im Papierstau. OK., und… damit ich nicht danach fragen muss. Feigling.

Einen kleinen Puzzleball. Als teilhabende Achtsamkeitsübung, Ablenkung oder „Skill“, wenn die Spannung noch im Rahmen ist, aber vielleicht anzuwachsen droht.

Etwas Stickgarn. Weil günstig. Und kann man ja immer gebrauchen… jaja… Und weiß ich zu verschenken.

Kein Hemd.

Typisch.

Umwege

OK. Dann eben in den DRK Second Hand Laden. Ist ja gleich nebenan. Suchen und finden. Das für mich genau passende Ohwietollwahensinnssuperschnäppchenfundstück.

Nein. Es ist ein Kompromiss. Ein Wanderhemd, dem ich eine Chance gebe. Seit dem PCT traue ich Synthetikgewebe ja einiges zu, solange es nicht reines Nylon ist. Der Preis erlaubt den Versuch, auf den ich es ankommen lasse.

Dazu zwei weitere Kompromissteile und einigermaßen günstige Wolle. Will mich doch beteiligen am Spendenprojekt „Spüllappen in Glattlinks für den guten Zweck“. Und die für die Herstellung notwendigen Anforderungen an Bereitschaft, Überwindung, handwerklicher Fähigkeit, Kreativität, Konzentration und Ausdauer erfülle ich zur Zeit in bemerkenswerter Vollkommenheit.

Macht 15,-€. Mehr als ich ausgeben wollte. Für Kompromisse.

Aber auch Kompromisse sind manchmal akzeptabel. Gerade wenn der direkte Weg im Nebel liegt oder einfach noch nicht da ist.

Auch im DRK Altkleidersammelbehälter ist der Weg noch nicht vorbei!

Auch noch ’ne Runde im Kreis gehen kann Freude machen.

Sesam

Ja. Eine Laugenstange. Die gönn‘ ich mir jetzt. Und genau DIE DA will ich haben! Sie hat ganz viel Sesam drauf. Oh, was freu‘ ich mich auf den Geschmack von geröstetem Sesam auf Laugengebäck! Hole sie ganz weit hinten aus dem Fach. Denn die will ich für mich. Und es macht mir Freude, dass ich dafür auch Mühe aufbringe. Die Lust wird nur größer dadurch. Und die Vorfreude. Eine Erlaubnis, ein „Ich darf“. Ich spüre alles: Finderstolz, Lust, Freude – und unbändige Gier (ja, auch die darf da sein). Bin ganz aufgeregt. Und warm ist sie auch noch und sie duftet herrlich nach frischem Gebäck.

Sesam?

Salz!

Egal! Salz kann man entfernen. Und wenn schon die Vorstellung von gaaaanz viel geröstetem Sesam auf einer warmer Laugenstange, die ich für mich entdeckt und ergriffen habe, reicht, mich so zu erfreuen… brauche ich auch keinen Sesam mehr 🙂 .

Sondern ich freu mich zudem noch über die schöne, praktische Lernübung zum Thema „Wahrnehmung“ und Achtsamkeit.

Milchschaumbartträger

Und jetzt einen guten Cappuchino. Kaffeerösterei. Ich sitze. Nichts zu schreiben, nichts zu tippen, keinen Schirm, aber Bild.

Der Junge mit dem Milchschaumschnurbart, ausprobierend, wie man sich auf dem zum Sitzen angewiesenen Stuhl anderweitig bewegen kann. Dabei die Mutter klug ablenkend aber fraglich erfolgreich fragend, ob er denn heute zu Oma und Opa könne?

Ab und zu lächelt er mich scheu vorsichtig an. Und ich zurück. Ich glaube, wir mögen uns. In diesem Moment.

Junge, schöne Frau

Gegenüber im ersten Stock des Siebzigerjahrebaus. Fenster an Fenster, Balkon an Balkon. Die Balkontüre steht auf. Sie klopft etwas unbeholfen, aber energisch ein viel zu großes, matratzenähnliches Sofakissen aus. Es ist hellbeige. Sie hat lange, feine, aber dichte, dunkelblonde Haare. Sie lacht über ihr ganzes Wesen.

Vielleicht hat sie gerade einen Scherz, eine Erinnerung, ein Gefühl, einen herzhaften Gedanken geteilt mit einem Menschen, der in der Wohnung ist. Vielleicht war der Grund ihres Lachens, das bis zu mir über die Straße schwappt, ein ganz anderer.

Egal. Völlig egal.

Schön, dass sie alle da waren.

Teilhaben. Mich als Teilsein fühlen. Können! In diesem Moment.

Genug

Und weg dürfen. Ganz schnell. Auch des Offenen, Schönen, des Leichten kann es mir schnell zu viel sein.

Weiteratmen.

Durchatmen.

Mich beruhigen.

Es war da. Es ist nicht immer da. Aber es war da. Ich habe es gespürt.

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Das Chorbild. Der schwerhörige Dirigent, der glaubte, sich im Zuschauerraum verstecken zu müssen, weil er keine Eintrittskarte hatte. Der Dirigent, der bei aller Enge erahnt, dass er ja gar keine braucht, weil er Teil der Aufführung ist. Der Dirigent, der auch keine Austrittskarte will oder nehmen muss, aber das noch nicht so ganz versteht wie das geht. Der Dirigent, der das Theater heimlich zu verlassen versucht hat. Der Dirigent, der seine Stimmen und sie zu verstehen sucht. Er ist gleichzeitig seine Stimmen, die ihn suchen.

Er ist noch zu klein, scheu, zu blass, flüchtig, verängstigt, in Watte versteckt. Sie suchen ihn im Zuschauerraum. Dort glaubt er sich manchmal zu spiegeln.

Deshalb muss ich mich nicht fragen, warum ich mich des Hörens anderer so abhängig fühle.

Deshalb muss ich mich nicht mit Schuld beladen, mich nicht in die weit offenen, allesverhüllenden Watte der mir so vertrauten, mütterlich üppigen Scham sinken lassen.

Gestatte mir mich zu trauen, mich auszuprobieren, mich abzugrenzen. Hole mir Rückhalt beim Team der 20 IV links. Tippe es in meine Welt. Und traue mich wieder und immer noch einen Schritt weiter. Und manchmal gibt es Haltestellen.

Traue meinem Dirigenten noch nicht. Aber sie können ihn ahnen. Und ich kann ihnen trauen.

Ich sehe Fetzen

Fetzen der Stadt. Radle kreuz und quer. Ziele sind oder waren die RPK, das Wohnheim, das Krankenhaus, die Wohnung, Aldi, DRK Secondhandshop, Müller Markt, die Pegnitz. Mal lasse ich mir von Google Maps helfen, mal nicht.

Ich, die ich mir sonst so gerne meine Strecken vom einer App dokumentieren lasse und mich an Zahlen werte, lasse das hier einfach sein.

So nehme ich Stadtfetzen wahr, mal hier, mal da. Straßennamen, Geschäfte, Kneipen, Bars, U Bahn Stationen, Pflastersteine, Routen, Türme, Kreuze. Ich erhoffe mir, daraus ein Bild entstehen zu lassen. Wiedererkennen. Mich auskennen lernen.

Meine Art, in Nürnberg hineinzutauchen, ähnelt der Art, wie ich versuche, mir DBT begreiflich zu machen.

Meine eigenen Eselsbrücken bauen kann ich nur indem ich es tue.

Noch bin ich am Steinesammeln.

Fahrschule

„Borderliner“, so der Pfleger, „empfinden Gefühle um ein mehrfaches stärker als der Durchschnitt der Menschen“. Das sei so.

So gesehen hätten Borderliner einen Ferrari. Er hingegen fahre gemütlich mit einer Ente um die Ecken.

Kein Wunder, dass das Ferrarifahren nicht klappt, wenn man glaubt, in einem Dacia zu sitzen.

Mal gucken, was ich kann.

Nürburgring Nordschleife, ich komme…

Notwendig ist ein vertrauenswürdiger, richtig guter Instruktor, eine passende Gruppe Menschen um sich rum, zumindest anfangs trockene Bedingungen, Pausen und viiiiiiel Trinken (-> Proviant. Atmen.).

Und dann: Üben, üben, üben…

O.K. und:

Es muss ja nicht gleich die Nordschleife sein 😉

 

 

Sosein

Des Begreifungsprozesses weißnichtwievielter Teil


So fühlen

Angst vor dem Fallen in das, für das nur mein Körper achselzucken kann

zerrinnen in den Fingern

nicht halten können, weder mich noch das

 

unfassbar intensive Hoffnung auf die Möglichkeit des Wahrseinkönnens

nicht wagen einzuatmen

So schön kann es nicht sein

 

Bändigen! Mich fest binden

Mich selbst ganz fest

winden

 

was es kostet

 


Ich kann es nicht überhören, dieses eindringliche Geräusch, das ensteht, wenn Waren mit Barcode über die Kasse gezogen werden. Dazu das Klacken des Deckels beim Öffnen und Schließen der Kasse. Das gegenseitige Wünschen eines „Nennschönentachnoch-Dankeihnenauch“ dringt dagegen nicht bis hier zu meinem Platz im Café des Supermarktes vor. Ich mag es, mir vorzustellen, dies sei ehrlich und persönlich gemeint und freue mich über die freundliche Geste der gegenseitigen wohlgesinnten Bemerkung von Menschen, deren Lebenslinien zufällig aufeinandertreffen.

Manchmal genehmige ich mir, so wie jetzt gerade, „einen davor“. Einen guten, – naja – besseren, als den Kaffee der Tagesklinik. Ich versuche mich einzustimmen auf die Begegnung mit einer ganzen Gruppe von Menschen, der ich noch bis nächste Woche zugehöre, ohne es wirklich zu wollen oder das Gefühl zu haben, es zu können. Es fühlt sich so an, als tue ich es, ohne es zu sein. Als spiele ich eine Rolle. Die Zuschauer spielen mit, ohne es zu wissen, dass sie meine Kritiker sind. Und gleichzeitig versuche ich dem Spiel die Erlaubnis zu geben, Wirklichkeit, das wahre Leben zu sein, was es ja aber im Grunde genommen gar nicht sein kann, findet es ja in der künstlichen Realität im Rahmen einer psychiatrischen Klinik statt.

Mein Chor. Ich kann ihn zur Zeit nicht hören. Es fühlt sich gedämpft an.

Bin ich mir so fern? Oder ist das die Normalität?

Ist es meine? Will ich die?


117 Fragen. 234 Kästchen, aufgeteilt in „Ja“ und „Nein“. Dazu ein langes Gespräch, in dem die Unklarheiten aufgeklart werden sollten. Und dann:

„Sie erfüllen die Kriterien, die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung stellen zu können.

Nicht alle Merkmale sind gleich stark ausgeprägt. Was erklärt, dass Sie so viele Jahre ihre Copingstrategien aufrecht erhalten, somit die Alltagsanforderungen erfüllen und sogar arbeiten gehen konnten. Es gibt Akzentuierungen (…), aber ich sehe gute Chancen, dass sie mit einer erfolgreichen Teilnahme an einem DBT Programm und in Zusammenarbeit mit entsprechenden Therapeuten auch wieder ein Angestelltenverhältnis aufnehmen werden.“

So sprach der Psychologe, gestern, am 25. Juli 2018


Herzlichen Glückwunsch! Es ist ein…

 

Borderliner!

 

Es ist raus. Das Kind hat was.

Es hat einen Borderliner (keine Angst, nicht ansteckend)

Wer was hat, ist was. Existiert.

Mit ihm

kommt irgendwie Luft heraus

Luft zum Atmen – möglicherweise.

Vielleicht eine Art von Raumbeschaffung zum Sosein

Dürfen

Möglichkeiten

Erlaubnis

Existenz

Worte, die ich miteinander spielen lassen kann.

Druckentlastung. Für einen Moment,

der schon fast drei Tage währt.

 

Mattigkeit

Vernebelte Ratlosigkeit…

Ein feines, hellgraues Netz macht sich breit in meinem Erleben. Gerade ist es aber so dicht, dass ich es ausmachen kann. Es ist nicht warm, nicht kalt. Es hat was von rätselhafter Mattigkeit, ja, genau: Von leichter, feingesponnener Watte.

Es ist diese Watte der Mattigkeit, die Distanz schafft vom Schmerz.

Ich kann mich nicht richtig fühlen und das ist wohl gut so.

Früher war es auch schon so. Nur anders inszeniert…

Die Nachtschicht war vorbei. Manchmal hatte ich noch was Essbares übrig. Manchmal nicht. Manchmal fuhr ich noch in Köppern zum Bäcker oder zur Tankstelle. Es auf der Fahrt bis Wetzlar vertilgt. Ausfahrt Wetzlar Süd. Am Kreisel rechts, gleich hinter dem Leicaneubau, ist der Bäcker Moos. Kaffeestückchen. Mindestens drei. Zwei waren meist für nachmittags übrig, der Rest für die fünf Minuten Fahrt nach Hause.
Vielleicht noch schnell an den Kühlschrank, bevor ich völlig matt ins Bett falle. Der Moment, als mein Kopf das Kissen berührt, ist mir schon nicht mehr bewusst. Von ca. 7 bis 12:30 Uhr schlafen, das war schon gut. Aufstehen, Couch, Fernsehen, Handarbeiten, Essen. 16:30 Uhr war der Plan zum Nochmalschlafen, was meist nicht gelang: Aufstehen, Couch… Arbeit.
Nachtschicht. Ständig essen. Viel zu viel essen.

Tagschicht ging schon lange nicht mehr wirklich. Zu viel Stress. Außen oder innen? Egal.
Gelebte Mattigkeit. Mattsein, Betäubtsein, Funktionieren. Die Watte der Mattigkeit.

Und heute?
Kein Funktionieren. Kein endloses Essen mehr. Kein Fernseher. Keine Arbeit.

Aber die Mattigkeit ist trotzdem da. Jetzt im Moment, in dem ich darüber nachdenke, wie es für mich weitergehen soll. Welcher Platz mag der richtige für mich sein? Welchem Ratschlag soll ich folgen?

Sichtweisen von außen:

Rente beantragen – erstmal Schematherapie machen, dann weitersehen – DBT ambulant – RPK – zu Hause bleiben, Ruhe haben – nochmal nach Uffenheim oder in die Adula, Wolfsried,…

Dazu noch die Blitze von innen:

einfach wieder arbeiten gehen (Schalter umlegen, muss doch irgendwie gehen, ging doch immer, muss nur durchhalten, die erste Zeit, bis ich wieder Sicherheit gewinne…) – Anmeldung auf einer DBT Station einer psychiatrischen Klinik, irgendwo – Schematherapie ambulant, sonst erstmal nix mehr (Sommer genießen, Ruhe finden, Ebay, Entrümpeln…) – Pillen nehmen? – RPK Warstein – RPK Herford – um andere RPKs noch intensiver bemühen – Rente beantragen und weglaufen (Wanderwege) – oder doch einfach eine Lehrstelle suchen? Pack‘ ich das?

Die Mattigkeit schützt mich ähnlich wie Charlotte, die Scham. Schützt mich vor der Angst der Kleinen, der Angst vor der Einsamkeit, dem Falschsein, vor dem Fehlermachen, das mit Sterbenmüssen zu tun hat. Kein Wunder, das Ines („I.“, vernichtende Entwertung, räumt auf. Nichts hat Bestand. Alle anderen Stimmen werden zerstäubt) schonwieder im Hintergrund spürbar ist.

Was kann die Dirigentin für sich tun?

Mattigkeit, Du darfst noch ein bisschen bleiben. Ich brauche Dich wohl gerade, damit ich nicht in Panik verfalle und Ines glaubt, aufräumen zu müssen. Aber ich bin trotzdem noch handlungsfähig. Und den Rahmen will ich ausschöpfen.

Ich mache eine To Do Liste. Einem Fragenkatalog. Und versuche mich an einer ehrlichen Bestandsaufnahme über Ängste, Bedenken, Widerstände. Keine angestrebte Perfektion. Ehrliche Zufriedenheit hätte ich gerne. Ich mache es, so gut es gerade geht.

Auf geht’s. Humor, machste mit? Mit Dir ist einfach alles leichter.

Bis 16 Uhr hammer noch Zeit. Hallensport. Da brauch‘ ich Dich aber auch!!!