Beispiel für ein kleines Glück.
Es ließ sich auf dem Weg zum Sonntagsbäcker finden.
Zu alledem duftend.
Beispiel für ein kleines Glück.
Es ließ sich auf dem Weg zum Sonntagsbäcker finden.
Zu alledem duftend.
Freiburg hat so einer popeligen Mittelhessin wie mir schon was zu bieten… z.B.: Erlebnis Radfahren in einer fahrradfreundlichen Stadt.
Gleich mal zu Beginn – ich bin hier mit meiner „Eigentlichnurfahrradfahrerei“ wirklich nichts Besonderes. So viele Fahrräder auf einen Haufen und unterwegs habe ich allenfalls damals mal in Amsterdam gesehen.
Es ist aber auch sowas von leicht und einfach sich hier auf zwei Rädern zu bewegen: Die Stadt ist mehr oder weniger flach und überall gibt es, zumindest farblich, gekennzeichnete Radwege auf den Straßen.
Und schon in den ersten Wochen konnte ich es kaum fassen, dass Autofahrer hier tatsächlich Rücksicht auf Radfahrer nehmen! Zugegeben: Mittlerweile habe ich mich echt dran gewöhnt und mich zu einer dieser blinddusseligen Scheuklappenfahrerinnen entwickelt, über die ich mich gründlich aufregen kann, sobald ich am Steuer eines KFZ’s sitze…
Aber zurück: Der Fahrradverkehr ist den Stadtplaneren scheinbar wirklich wichtig.
Es gibt komplette Radfahrstraßen, auf denen Autofahrer geduldet werden, die Straßen an sich aber so schmal sind, dass ein Überholen nur an Kreuzungen möglich ist. Und an vielen Ampelanlagen gibt es ganz vorne einen begrenzten Raum nur für Radfahrer, sodass die Kreuzung von diesen zuerst befahren werden kann.
Auf den gut ausgeschilderten Radschnellwegen lässt sich die Stadt in zwei Achsen durchqueren. Dort gibt es keine großen Verkehrskreuzungen und auch sonst kaum Kontakt zum Kraftfahrzeugen. Auch werden dort nach Möglichkeit Fußgänger und Radfahrer getrennt. So verläuft beispielsweise der Radweg entlang an der Dreisam flussauf- und der Fußweg flussabwärts.
Diese Radschnellwege sind beleuchtet und seit meinem Praktikum bei der Freiburger Stadtreinigung weiß ich, dass peinlich genau darauf geachtet wird, dass diese Strecken sauber und, vor allem, scherbenfrei sind. Sind sie aus bestimmten Gründen nicht befahrbar wird rechtzeitig darauf hingewiesen und ggf für deutliche erkennbare, gelbe und wie im normalen KfZ Straßenverkehr übliche Umleitungsbeschilderung gesorgt.
Als sich im Frühjahr die Dreisam mal hoch und breit machte, musste ich über dieses Schild hier schmunzeln:
Aber zur Zeit staune ich doch echt über diese Besonderheit:
Eine Fahrrad-Baustellenampel!
Das Ufer der Dreisam wird scheinbar befestigt und der Radweg ist nicht befahrbar. Man hat eine Trasse zur parallel verlaufenden, reichlich befahrenen, zweispurigen Hauptverkehrsader (Verbindung Autobahn in Richtung Schwarzwald/Titisee) geteert, dort die Fahrbahn verengt, damit der Radweg auch noch darauf Platz hat. Und damit die Radfahrer nicht unvorhersehbar mit dem Baustellenverkehr in Kontakt kommen, gibt es eben auf dem Radweg eine Baustellenampel.
Ich fand ihn in der Küchenschublade meines gerade bezogenen, übervoll ausgestatteten Einzimmerappartements. Ich beachtete ihn zunächst gar nicht besonders. Er war einfach nur ein Teil unter vielen, die ich in den Wäschekorb legte, um ihn mit diesen zur Spülmaschine im Nachbarhaus zu transportieren. Mein Vorgänger hatte seine Maßnahme vorzeitig abgebrochen und wohl anderes im Kopf, als die Küchenutensilien in einem sauberen Zustand zu hinterlassen…
Eigentlich alle anderen Gegenstände trennten sich in der Gastronomiespülmaschine spätestens nach dem dritten Durchgang von ihren Anklebnissen, aber der Dosenöffner hielt trotz manuellen Zwischenarbeitsschritten mit Spüli und Bürste einem Teil seiner erworbenen Errungenschaften fest die Treue.
Es handelte sich um ein metallenes Ikea-Standartmodell im Edelstahllook mit reichlich Rostansatz – und eben hartnäckig haftendem Küchendunst- und Doseninhaltrestschmodder.
Eigentlich war ich wütend. Oder beekelt – und wütend – darüber, dass Hr. D. seinen Nachfolgern diesen, seinen Dreck einfach so hinterlässt. Darüber, dass der Träger der Einrichtung keine Verantwortung für solche Fälle einer überhasteten Übergabe übernimmt. Darüber, dass dieser Dosenöffner meinen Bemühungen so lässig trotzte.
Und ich spürte Ekel. Ekel und Wut…
„Stell‘ Dich nicht so an!“
raunte es aus den Tiefen des Nervensystems bzw. den Wahrheiten der Überlebensregeln aus den Kindertagen.
Und dieses „NEIN“ war da, einfach da. Ich konnte es hören – hören und akzeptieren. Das „NEIN“ zum Dosenöffner. Diesen Dosenöffner wollte ich nicht in meinem Appartement haben, noch nicht mal in der Kiste mit all dem Krempel, den ich bis zum Auszug nicht brauchen werde. Diesen Dosenöffner wollte ich nicht in meinem Leben haben.
So stellte ich mich –
meinen inneren Kritikern, nahm das mir, jetzt, so gesehen, sehr wertvolle Stück und übergab es der zuständigen Hauswirtschafterin. Sie solle mit ihm machen, was sie wolle. Ich jedenfalls sage „Nein“ zu ihm.
Sie hatte die Kiste mit für mich Überflüssigem an mich zurück überwiesen. Auch die riesige Rührschüssel mit Deckel musste ich wieder mitnehmen und selbst verwahren. Den Dosenöffner aber nahm sie an sich und ich musste auch keine Austauschexemplar mitnehmen: Mein Nein zu ihm war also zu verstehen.
Und mit ihm mein Nein zu den Wahrheiten meines alten Leitsystems – meine Gefühle (Ekel, Wut) und Bedürfnisse (Respekt, Soseindürfen) seien zu übergehen, nicht wichtig, und ich habe gefälligst dafür zu sorgen, sie zu unterdrücken.
So lege ich das Nein zu diesem versifften Dosenöffner in meine Errungenschaftskiste als griffiges Beispiel, also ein immer wieder anwendbares Werkzeug, für hoffentlich noch viele, sich zwar fremd, aber irgendwie auch reizvoll, abenteuerlich und – alles in allem -echt gut anfühlende „Neins“.
Selbstwirksamkeit
z.B. mich einfach hinzulegen, wenn die Idee in den irren Sinn rinnt, sich nach Könntesein Hilfreich anfühlt und als erlösend erweist.
eine Idee bemerken
sie erlauben
mir nachgeben
mir erlauben
ihr nachzugehen
ihr und mir Erlaubnis erteilen
mich und sie berechtigen
wir zu sein
Ich kann mich nicht um Dich kümmern. Ich kann es nicht.
Ich arbeite mich deshalb ins Mussdoch-Schuldendelir, nehme mir Gebirge auf, nur damit ich sie vor mir und wenigstens eine feste Wahrheit in mir habe.
Schulden sind ein fester Halt.
(hätten auch meine Eltern sagen können)
Ich kann nicht – ich kann mich nicht um Dich kümmern – sage ich zu meiner „emotionalen Inkontinenz“.
Und die Kontinente scheinen immer weiter auseinanderzudriften
Ein Riss zwischen Schuldengebirge „Nein“ und dem Meer der Möglichkeiten namens „Ja“.
Was kann ich Dir sagen? Vieles ist einfach nicht zu verstehen – und kompliziert auch nicht. Es ist nicht zu verstehen.
Es wird sich klären. Ich bleibe bei Dir. Auch wenn Du mich nicht siehst und fühlen kannst.
Manchmal gibt es keine Resonanz.
Dann bewege Dich. Die Welt wird Dich Dich spüren lassen. Sie wird Dir Dein Dich wieder präsentieren. Sie wird Dir sich zeigen. Sie wird sich Dir auftun.
Und plötzlich bist Du wieder da
fühlst Dich richtig, willkommen, daheim
für diesen Moment.
Die Stadt Wetzlar hat ein Geschenk für uns. Jeden Sonntag gibt es bei schönem Wetter ein Matinee-Konzert im Freilichttheater „Rosengärtchen“. Heute spielte die Band „Blues Range“ auf. Es war Musik zu meiner Freude, die es mit einer verführerisch kindlichen Leichtigkeit vermochte, meine Zweifler einzuladen, das Zetern einzustellen, ein bisschen loszulassen und staunend zuzuschauen, wie viel Spaß das machen kann.
Danke, Band, Wetzlar – und mir.
Ich darf seit ein paar Monaten bei der ein Mal wöchentlich stattfindenden DBT Skillsgruppe mitmischen.
Neben uns 4-8 Teilnehmerinnen sind immer zwei therapeutische Mitarbeiter zugegen. Der Ablauf der 1,5 stündigen Gruppe folgt einer festgelegten Struktur. Zunächst gibt jeder der Anwesenden seinen momentanen Grad der Spannung an. Bei über 70 (von 100) wird nachgefragt ob eine Intervention (‚runterskillen‘) alleine oder in Begleitung außerhalb des Raumes notwendig ist. Nach einer Achtsamkeitsübung trägt jeder seine Hausaufgaben der letzten Woche vor und kann in begrenztem Rahmen eventuelle Unklarheiten oder Schwierigkeiten ansprechen. Danach folgt eine Pause von 5-10 Minuten. Inhaltlich arbeitet sich die Gruppe am ‚Manual‘ (Bohus / Wolf,
Interaktives Skillstraining) entlang. Die Hausaufgabe besteht dann meistens im Bearbeiten eines Arbeitsblattes zum neu besprochenen Thema. Abschluss der Runde ist eine weitere Anspannungsrunde und die Frage, wer die Achtsamkeitsübung für die nächste Woche vorbereitet.
Ich wurde immer kleiner in meinem Stuhl. Zwar war ich diesmal nicht gehetzt als letzte in den Raum gehuscht, musste aber feststellen, dass ich die Hausaufgaben nicht richtig verstanden und somit auch nicht gut vorbereitet hatte. Zu meiner Grundscham gesellte sich nun noch ein übertriebenes, kindliches Schuldgefühl und eine Wut darüber, sowie über die Feststellung, dass ich den Vorträgen meiner Kolleginnen nicht folgen konnte. Wie ich selbst hatte jede scheinbar etwas anderes verstanden oder sprach schüchtern verunsichert nuschelnd ohne Blickkontakt…
Allesamt mir ein Spiegel.
Ich konnte mich nicht konzentrieren, nicht zuhören…
Meine Anspannung war deutlich gestiegen: Ich war so froh über die Pause, floh in das kleine Draußenalleinesein und erkannte dort außer mir schnell ‚Schlimm‘ um Zuwendung drängeln.
Ich atmete und stand an dieser Brüstung. Nahm die Wärme der Sonne wahr und gab es für einen halben Atemzug lang auf, einatmen zu müssen.
So war es mir zu fassen:
Nur mit Schlimm bin ich ganz. Jetzt.
Ich bin nicht schlimm, aber ich habe ihn. Ohne ihn gibt es mich jetzt gerade nicht.
Diese Fassung möchte ich hiermit als Schablone an meine Pinnwand hängen.
So mies sich gerade was anfühlt, ob es schlimm ist oder nicht: Es hilft doch nicht, etwas ‚weg‘ haben zu wollen, was schon da ist.
Nur mit dem Gefühl bin ich ganz. Ich kann bestenfalls lernen zu dirigieren. Hellsehen kann ich nicht.
…durchatmen, wenisten noch ein paar Schritte ums Gebäude laufen und wieder rein zum….
Offensein üben
In jedem neuen Moment habe ich immer wieder eine Chance dazu.
Habe mir übrigens die Hausaufgabe genau notiert.
Müsste dann nur wieder den Zettel finden…
Mach Dich nützlich = Du bist unnütz. Du bist Last.
So tue ich „was“: Getue. Schlimm. Leiden gehören zusammen.
Ich weiß doch nicht
was ich will wie das geht ob ich es richtig gemacht habe was ich tun soll was will ich denn wirklich will soll kann wohin bin ich gut genug ich werde nie richtig sein mich richtig fühlen wohin ich kann doch nicht ich kann nicht alle werden niemals wird
Angst
Ich lerne, etwas für mich tun zu können aus dieser Angst.
Ich lerne, etwas tun zu können, statt der Angst
Statt dem Leiden, statt dem Schlimm, statt dem Getue.
Ich habe schon gelernt, mein Klangspiel anzustupsen. Zu summen. Mich zu bewegen. Für einen schönen Duft zu sorgen.
Ich lerne auch noch, anzurufen. Zu essen, was ich will.
Mit dem Neinhören tue ich mich schwer, aber das darf gerne ehrlich sein.
Und irgendwann lerne ich Neinsagendürfen.
Unnütz zu sein.
Unnütz
sein zu dürfen.
Und:
richtig
gerne
auch
anders
wenn ich Lust dazu habe.
Lust, Gier, Wut, laut Lachen
Stimme
Prusten
Angst vor dem Danebensein?
Neben mir finde ich mich gerade ganz prima.