Arten des Glücks

Das pure Glück

ist ein Produkt der Phantasie, also meines Gehirns. Die Neurotransmitter kredenzen mir das Erleben eines Traums im Hier und Jetzt. Der Traum wird zum womöglich, aber Wahr-sein, zum Erlebnis und somit wahr.

Der Moment des puren Glücks ist also eine Art Fata Morgana aus einem bestimmten Betrachtungswinkel., unerfüllter, kindlicher Sehnsucht und „Womöglichwahrwerden“ – Gefühl.

Es beschwingt das Erleben meines Lebens (fühlt es sich gelegentlich auch noch so zerrüttet an) auf eine Weise, die mich mit dem Moment in einen mir so wohltuenden Einklang zu vereinen scheint. Einssein ohne Suchenmüssen. Verstand, Zweifel, Beweis hocken benebelt an der Wunderbar…: Ganz und wahr womöglich sein, wenn auch nicht real.

Das tatsächliche Glück ist kleiner, aber wahr und ehrlich nehmbar. Es fasziniert mich, nimmt mich zärtlich, nicht völlig, ein, lässt mich bei ihm bestehen, wirft mich nicht um, verflüchtigt sich aber schneller.

Beide Arten von Glück dienen mir.

Das pure Glück verhilft mir zu spüren, von was ich nur träumen kann. Gelingt es mir, mich zu distanzieren, kann ich zu meinen wahren Bedürfnissen finden – solcherart Bedürfnisse, an die ich mich nur träumend wage.

Gestillt sind sie dadurch jedoch nicht – im Gegenteil: Das pure Glück hinterlässt eine schmerzhafte Leere, der ich mich jetzt nur „unbeschreiblich“ nähern will.

Das wahre, kleine Glück hingegen füllt manchmal zuvor kaum wahrnehmbare Risse der Lebenslandschaft sanft auf.

Beide dienen mir?

„Beherrsch‘ Dich!“

kenne ich

So noch nicht.

Ich lerne zu verstehen, mich beherrschen zu wollen.

Frage: Genesung

Heute habe ich jeden Passwortschutz des Blogs entfernt. Beitrag für Beitrag.

Noch immer traue ich mich nicht, die Beiträge vom PCT und dem Camino zu lesen.

Ich könnte mich berühren: Es tut weh. Einfach weh.

https://innehalten-weitergehen.de/2017/06/14/woanders/

„Genesung verschoben.“

Habe ich damals, vor genau drei Jahren, geschrieben.

Und etwas, das ein gehörter Schrei hätte sein sollen, presst sich stumm in den Oberkiefer, ist über die Augen bis zur Schädeldecke spürbar: Sehnsucht nach etwas, das es nie gab.

Der Schrei hat keine Stimme.

Genesung – was soll das sein?

Starre

Ich fordere mich auf. Und ich erstarre. Wähne mich im Land der Erkenntnis und will nur wieder weg.

Mein Hirn weiß nicht, wie es sich anfühlt. Es kann keine Kopie im Jetzt davon erstellen. Es weiß nicht, wie es sich anfühlt – „Am richtigen Ort zu sein UND es auch zu wollen“. Es kann den Schluss nicht ziehen, „Ja“ zu sagen.

„Hierstimmtwasnicht“ raunt dazwischen und „Schlimm“, dieser Hagere, Ängstliche, zieht alle Schwere auf sich wie ein schwarzes Loch.

Erfassung dieses Momentes

Körper / Wahrnehmung / Gefühl / Emotion / Gedanken

Ein leichtes Kribbeln an der hinteren Seite der Oberarme. Der nach außen drängende Atem stößt von innen gegen den geschlossenen Mund und den oberen Gaumen. Es fühlt sich so an, als wolle sich meine Stirn runzeln. Ich schaue gebannt auf den Bildschirm. Meine Beine sind angespannt. Der linke Fuß strebt krampfartig zum Boden, die linke Fußspitze scheint von diesem bewusst Abstand halten zu wollen oder zu müssen.

Ich höre über den Kopfhörer BR Klassik „Mit Bach durch das Kirchenjahr“ (BWV 62). Meine Hände berühren das Laptop und die Finger die Tastatur. Meine Zähne beißen leicht aufeinander. Ich spüre beide Sitzhöcker auf dem Stuhl.

Ich habe die Idee, die Füße zum Bodenkontakt zu senken. Der linke große Zeh folgt der Einladung als Erster, der Rest fließt ihm nach. Nun, für diesen Moment, kann ich tiefer einatmen.

Der Moment breitet sich aus, es fühlt sich etwas entspannter an. Der Raum öffnet sich: Ich höre die Frauenstimme und die Violine, sowie das begleitende Zupfen von anderen Streichinstrumenten im Hintergrund.

„Wunderschön“ denkt es darüber.

Und schon raunt sich ein anderes „Es“ in die Wahrnehmung, in den beleuchteten Raum der Bühne des Bewusstseins… :

„Als ob DU das beurteilen könntest“

Cocktailbar

Schwester

Ich lade Dich in meine Gedanken ein.

Ich habe gerade Angst. Luft strömt lautlos aus einem winzigen Teil meiner Lungen durch den offenen Mund. Gerade schließt sich die Lücke zwischen Zunge und Gaumen. Etwas Ruhe kehrt ein. Meine Hände ruhen auf dem Laptop, die Finger tippen. Ich höre die Musik von meinem Nachbarn: Simon und Garfunkel „Bridge over troubled water“. Gut, dass sie so blechern ist. Gut, dass eine Wand dazwischen ist.

Ich würde mich jetzt gerne in den Arm nehmen lassen. Aber was soll Andermensch denken? Was soll er fühlen? Wie komme ich damit klar, was ich fühle und denke – also was ist, wenn ich dort, wohin ich mich in diesem Moment sehne, nicht ankomme? Dort, in den Hauch von Sicherheit?

In 35 Minuten beginnt mein Tag.

Es hilft mir, an Dich zu denken. Es hilft mir, an Euch zu denken, zu denen ich immer wieder in ein Gefühl des Vertrauenkönnens zurück finden kann. Ich hoffe, ihr wisst, jeder, jede Einzelne, dass Ihr gemeint seid. Dass Du gemeint bist.

Warum ist mir das wichtig?
Ist das schon manipulativ? Passiv aggressiv? Beziehungssüchtig, Co-Abhängig?

Ja. Oder… Und…

Es ist, wie es ist.

Schwester. Bruder. Glaubhafte Begleiter meines Moments.

Wovor habe ich Angst?

Auch wenn ich mein Vertrauen, meinen Halt oft nur durch Euch spüre, ist gleichzeitig dieses Gefühl der Begrenztheit doch da, die sich nicht gut anfühlt.

Es ist meine Art der Wahrnehmung, des Urteils, des Erlebens.

Irgendetwas hat mich hier her gebracht. Ich fühle mich in solchen Momenten ganz, also wirklich völlig, wahr – alleine. In erschrockener, plötzlicher Erkenntnis für immer – von allen guten Geistern, Begleitern, vom Träumendürfen – verlassen.

Dabei bin ich genau so weit von irgendeinem Menschen entfernt, wie jeder Mensch von jedem Menschen entfernt ist. Nur mein Gehirn macht seinen ganz eigenen Cocktail daraus.

Im Schrank, wo die Zutaten für das Wohlgefühl zum Leben stehen, verschwindet vor meinen Augen manchmal die Rückwand und der Boden. Wenn ich an Euch denke, entstehen Pigmente aus dem Nichts. Sie formen einen Spiegel aus vorstellbarer Möglichkeit und ein anziehendes, irgendwie „aufhoffendes Dakönntedochetwassein“ entsteht.

Ist das auszuhalten? Für Euch?

Ja, Angst,… ich seh‘ und fühl Dich.

Ob ich tatsächlich für andere auszuhalten bin?

Und morgen?

Ich weiß es nicht, ich kann es nicht wissen. Niemand kann das.

Für mich?

Bin ich für mich auszuhalten?

Ja.

Denn diese Angst hat keinen Grund. Sie existiert nur in meinem Gehirn. Genau so, wie ein Spiegel entsteht, wird sie vergehen.

Willkommen, Bewusstsein

Komm‘ rein, mach’s Dir gemütlich.

Breite Dich aus…

Zeit.

In Ruhe
ankommen
Wachsein

Fühl‘ Dich.

Fühl‘ Dich wie zu Hause.

 

(… wie? …)

 

Nix Neues?

Gummi

Meine Grenzen des Vertrauens sind aus Gummi.

Deshalb fällt es mir so schwer, das „mich“

das „das bin ich“ zu fühlen.

Deshalb brauche ich so lange zum „ja, da kann und darf ich sein“.

Zum „So fühlt es sich richtig an.“

Zum „Bis hier hin und ganz sicher nicht weiter.“

 

Es ist nicht so, dass ich nicht da bin.

Ich bin nur manchmal nochschon woanders.

Wo ich gar nicht mehr sein wollte.

Wo ich gar nicht hin wollte.

Und kann es erst sehen, wenn ich dort bin.

 

Schlimm?

Nein. 

Nein. UND es fühlt sich immer wieder wirklich schlimm an.

Es ist schlimm UND anders, nämlich

alles in seiner Ordnung…

 

Vertrauen auf das „Material“,

der Glaube an das Verbundensein… an das Richtigsein im ungelösten Puzzlespiel ohne Bild…

im Gefühl der und trotz des Gefühls der Haltlosigkeit:

 

Der Gummi ist „Made in und by Leben“ – meinem Leben.

Es ließ sich nur so halten.

Ich darf auf das Gummi vertrauen lernen.

In bewusster, behutsamer Langsamkeit.

Beim Dehnen.

Beim Loslassen.

 

So viel zur Theorie.

Ob ich es indazwischen aushalten kann?

Training.

Oder:

Reha?


Ich darf in der Ergo (Holzwerkstatt) machen, was ich will. Ich darf fragen. Ich darf Fehler machen und werde dafür gelobt. Ich darf in mein „Positivheft“ schreiben, dass ich mir eine Extrapause genommen habe und werde dafür gelobt.

Ich darf im Wohngruppengespräch meine Wut probieren, in angemessene Worte zu fassen – und werde dafür nicht gemobbt. Ich darf meine Verunsicherung spüren, fliehen, da bleiben…. darf und kann… den Gummi ausprobieren – mal hier, mal dort.

Und kaum habe ich es annäh(e)rend verstanden, soll ich in die berufliche Ergotherapie wechseln. Raus aus der Holzgruppe, rein ins Funktionieren. In das Suchen und Finden, Erringen und Erfüllen von beruflichen Anforderungen in möglichst vielen Praktika.

Wo ist meine Grenze? Darf ich mich wehren? Macht der Aufbruch in die berufliche Starre Sinn? Jetzt ’schon‘, nach drei Monaten, wo man erst nach spätestens neun Monaten „muss“? Soll, muss ich mich zwingen?

Habe ich zu gut funktioniert? Mal wieder den Halt in der Anpassung gesucht? Meine „Kleine“, meine Bedürfnisse nicht wahrgenommen, geschweige denn, respektiert?

„Fr. Nies, das wissen Sie vermutlich selbst am besten.“

Wo, verdammt nochmal, ist diese Grenze? Wo soll ich den Gummi stoppen?

Ich bin wütend, traurig, verunsichert.

Nix Neues also?

Nix Neues.

Und drei Monate vergangen… voller ‚Neues‘.

Und alles, was kommt – was imner es sei – darf ich neugierig staunend begrüßen.

Es war noch nie da. Und ich auch nicht dort.

 

 

Splitter xy – Runden drehen

Gerade beim Lesen meiner letzten Beiträge kann ich mich des Gedankens nicht verwehren, das mir deren Inhalt sehr bekannt vorkommt. Mal Milde, mal vage Hoffnungsglimmer ohne Ankerplatz im Hafen Zukunft, dicht gefolgt von derben Abstürzen. Mal benutze ich dieses, mal jenes Bild zur Umschreibung, aber es bleibt sich gleich.

Wie viele Runden muss ich noch drehen?

Ich traue keiner Abfahrt.

Ich traue mich nicht.

 

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