Liebensollen

Wie „Schlimm“ lieben?

Er ist mein Produkt. Entstanden nur durch mich. Teil von mir.

Eines meiner ‚Chorkinder‘. Ich muss ihn doch lieben können, um zu…

Nur wenn ich mich lieben kann, dann… Du musst Dich selbst lieben… Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst….

Blablabla.


Die innere Kritikerin kann das nicht lieben. Wie soll das gehen? Bin gefesselt an die anderen Extreme dieses Chors. Die Dirigentin ist eine Fata Morgana, ein Nebel.

Die Kleine scheint ununterbrochen zu jammern, irgendwas zu brauchen. Ich habe keinen Bock mich zu kümmern und bin eh nicht gut genug. Alles nervt, ist zu viel und irgendwie durchdrungen von Schlimm.

Das ist nicht zum Aushalten. Da ist nichts, was uns zusammen halten könnte. Keiner will was mit dem anderen zu tun haben. Keiner weiß, was zu wollen sollen seindürfen.


„Ich bin Schlimm und werde nicht satt. Ich werde nie genug haben.“


Hunger ist Ausdruck von Lebenwollen. Schlimm ist deshalb da und deshalb so groß. Weil das Leben sich so sehr will. Und ‚Ich‘ nicht anders zu sein gelernt hat.

Und Schlimm ist einfach nicht Einfach. Schlimm ist einfach nicht zu lieben, weil er sich einfach schlimm anfühlt und immer Schlimm sein wird.


‚Ich‘

kann Mitgefühl aufbringen für ihn…

Auch für

Vater Friedel, der nicht lieben konnte. Er konnte es und sich aber egal sein und uns, seine Familie, meistens immerhin aktiv in Ruhe lassen, wenn er doch schon immer präsent und zeitgleich niemals da war. Seine Not, sein Schuldgefühl, seine Freiheitsliebe hatte er mit zuverlässiger, treuer Pflichterfüllung bei grundgestimmten Genervtsein, „für andere der liebe Friedelsein“ und Spiegeltrinken im Griff. Nur manchmal versoff er sich eben und dann brach sie aus, die Not, gekleidet in höhnischem Spott, Wut, Ekel, Gewalt.

Wie muss es sich anfühlen, zu müssen, zu sollten und nicht zu können?

Weder einfach noch sonstwie?

Ich weiß es:

Schlimm lieben sollen.

Verantwortungsabgabe. Ichbinjadochsoklein. Opfersein. Es-einfachhaben-Verkleidung Sucht Jammerducken und Irgendwiegebrauchtfühlen statt Sich(einsam)selbstertragen hab ich hier gelernt. Kann ich gut.


Mutterich deutet an, sie würde Schlimm lieben können, aber…

sie tut Mussjaanderesweilumzu.

Verdienen von Wegseindürfen in anderer Form.

Wenn sie sich nicht sorgen müsste, funktionieren müsste, wegseinmüsste, könnte sie Lieben. Aber sie Mussja. Und

kann einfach nicht. Kann nicht Einfach.

Weil. Echt gute Gründe.

SIE hat wirklich gute Gründe.

Nachvollziehbar. Endlos bewundernswert. Für uns alle lebensnotwendig. Sie hat sich geopfert für uns. Hat sich ihn und alles gehalten für uns. Nichts war leicht und einfach für sie. Und sie hält sich und andere noch heute mit schier endlosen Willen und Kraft zusammen

Du bist so, so tapfer.

Und du bist meine.

Ich bin deine.

Ich bin aus Dir, nur durch Dich.

Aber:

Egal

– wenn es um die Ausmaße, die Fettsucht, von meinem „Schlimm“ geht. Ich habe ihn (statt Einfach) breit gemacht.

Einfach sein haben. Einfach lieben? Ist nicht.

Einfach leben dürfen konnte man auch hier nicht abschauen.

Einfach geliebt sein… Habe ich einfach nicht verstanden.

Aber das Fürimmeretwasschuldigseingefühl hab ich kapiert. Das Schwerhabensein.

Das „Ichkannjanichteinfachlebenweil“.

Arme, kleine, unfähige Karin weil.

Blablabla.


Die Kleine weiß auch, wie sie sich anfühlt, „Einfach“ nicht zu können.

Etwas einfach zu bekommen ohne es verdient haben zu müssten.

Sie sollte es ‚wenigstens‘ ‚einfach‘ vermögen, die Liebe ihrer Eltern zu wecken, zu entdecken. Und sie vermochte es nicht.

Sie lernte das Leben nicht aus Lust und Liebe einfach kennen, sondern sie wählte die Sicht, Grund zu Pflicht, Last und Sorge zu sein, also ’schlimm‘.

Und gleichzeitig ist die Wunde offen, die begierig nach „Einfachheilseingefühl“ lächzt. Das Hättedochseinmüssen… Da muss doch was sein… Auch für mich….?!

Dumm gelaufen.


Anpassung Auflösung Seinwie Irgendwieleichtsein Hauptsachedengroßengehtesgutmitmir statt

Selbstsein

Klar, dass da nichts ist, was Ichsein einfach gelernt haben könnte:

Selbersein ist ja nicht nur gefährlich, sondern bestimmt auch schlimm anstrengend! (Guck Dir nur die Großen an…)

Liebensollen ist zwecklos!

Widerstand ist zweckvoll:

Das, was war, samt Schlimm, Kleiner und Kritikerin ist nicht zusammenzulieben. Da gibt es nichts zu kitten. Da ist nichts zu kleben, stopfen oder flicken. Was zu be-, erricht(ig)en wäre oder losgelassen werden könnte.

Anpassung, Fressen, Arbeiten, Fernsehen, Festhalten…

Kaputtsein, Sport, Abnehmen, Unruhe, Suchen, Suchen, Suchen, Verstehenwollen um kontrollieren zu können…

Es ist und bleibt ein Haufen Fetzen, ein Puzzle.

Und ein Puzzle wird nicht, niemals, zur lebendigen Landschaft.

Lass die Teile liegen und öffne die verklebten Augen, Ich.

Das Leben benötigt keine Sorge, kein Leiden, keine Schuld, keinen Grund, kein Weil und Warum und auch kein Ichmussdadurch und Ichmussesschaffen, kein Ziel… Es braucht keine Liebe und keinen Schlimm mehr…

Es muss auch kein Einfach sein.

…um zu werden, um sein zu dürfen. Um überleben zu können.

Es ist.

Nachtrag…

 

… Anlass zu einem weiteren Abschiedsbild:

 

.

Sie fasst mich, die Kleine.

Ich das, wie so vieles andere, noch nicht wirklich.

Mulme

aus Scham und Angst

legt sich fast völlig erstickend

über Familie „Wasjaauch“

Freude, Leichtigkeit, Glücklichsein, Überraschung

ja und der Herr „Darfjagarnicht-Könntedochaberauch“…

Stolz

 

Ja, Charlotte, die schauen wir uns ganz vorsichtig an.

Das Hemd

Es ist nicht zu fassen, wie lange ich an diesem Blogbeitrag hier bastele. Nun pack ich ihn, um ihn loszulassen und mit ihm „Es“.

Das Hemd.

Oder das Fett?

Es ist meines und wird immer gewesen bleiben. Es darf jetzt aber werden, anders zu sein.

Zurück zum Hemd.

Habt Ihr schon vom Markenwarenankäufer im Internet gehört? Man gibt den Hersteller an, die Art der Kleidung (Hose, Bluse,…), bekommt den Preis genannt, darf die Ware kostenlos dort hin schicken und weg ist sie. Nach Prüfung der klar genannten Annahmevoraussetzungen erfolgt

die Zahlung shnell und unkompliziert als Banküberweisung.

Genau dort befindet sich gerade „das Hemd“.

Es ist weg, aber noch nicht ganz. Es könnte abgelehnt werden. Denn es ist älter als die erlaubten fünf Jahre…. genauer gesagt sind es mehr als 20 Jahre, die es mich begleitet hat, wie mir gerade bewusst wird.

Ich habe es einfach mit den anderen Hemden dort hin geschickt, befindet es sich doch noch in wirklich gutem Zustand. Es lag ja auch lange in Kisten….

…was darauf hinweisen könnte, dass ich es nie gemocht habe, aber das Gegenteil ist der Fall.

Das Glück, dieses Hemd damals gefunden zu haben, kann ich noch heute nachempfinden. Vor ca. dreißig Jahren gab es für Menschen wie mich das Internet noch nicht wirklich. Alleine dieses Geschäft gefunden zu haben, war ein Geschenk für mich. Er bot nicht nur passende Kleidung an, sondern auch bunte, moderne, frische Farben! Damit lässt sich einiges vor sich selbst verdecken. Und dieses Hemd war auch vom Material her genau das Richtige für mich. Der feste Baumwollstoff gleicht dem eines Segeltuchs. Ich mochte es nie, wenn die Oberteile am Gesäß hängen bleiben. Ich mochte mich und meine Konturen immer versteckt und geglättet wissen. Ich war so glücklich mit diesem Hemd.

Es war damals, 1996/97, bereits mit im Reisegepäck zu meiner ersten stationären Psychotherapiebehandlung in Bad Grönenbach…

Ich hatte das Hemd also damals schon gekauft, mich also damit abgefunden, äußerlich und innerlich diese Maße für mich zu verschlingen.

Und erkannte das zwar als Symptom, aber…

Ich mochte „es“, also das Hemd (,…), sehr und habe es aufbewahrt. Ich trug es nicht wirklich oft. Es lag viel in Kisten und hat gewartet darauf, das es getragen wird.

Nur Kleidungsstücke, an denen ich irgendwie gehangen habe, durften in Kisten darauf warten, dass sie wieder, je nach dem, passen oder gefallen. Ich hatte meistens eine „zu groß“ und eine „zu klein“ Kiste. Dieses Hemd lag oft in der zweiteren. Manchmal war es mir auch einfach nur zu bunt, auffällig und ich deshalb unpassend.

Warum schreibe ich von diesem Hemd?

Ich möchte ihm als Zeichen der Wertschätzung einen schriftlichen Abschiedsgruß widmen… ähnlich vielleicht wie neulich dem Dacia. Es hatte lange, lange Zeit einen Nutzen für mich.

Nun aber ist es weg.

Darf ich es mit meinem Körperfett vergleichen? Natürlich kann ich nicht in die Zukunft sehen. Und die Erfahrung weiß, dass ich schon oft ab- und wieder zugenommen habe. Dieses Hemd hatte mich dennoch die ganze Zeit begleitet… Nun aber ist es weg.

Diese Ausmaße sind weg. Diese Bedürfnisse waren mit alten Mustern nicht mehr zu bewältigen.

Das Hemd ist weg. Und ein Neues ist schon da.

Es ist nicht weit. Aber es passt größentechnisch. Es ist aus reinem Leinen („Segeltuch light“ 😉 ), welches ich gerne mag. Ob es mir emotional passt, werde ich noch finden.

Das Alte jedenfalls, werde ich nicht mehr finden. Es ist weg.

Unabhängig von meinen Ausmaßen: Es würde mich nicht mehr anpassen können.

Hemd, Fett, lass Dich von anderen tragen. Ich derweil trage mehr und mehr Andersmich.

 

PS: Dieser Markenwarenankäufer bietet an, die Sachen gegen Gebühr zurück zu senden, die er nicht annehmen möchte.

Es könnte ja noch Ebaywert für mich haben?

Jetzt, nach dem Schreiben dieses Blogbeitrags weiß ich: Sie dürfen es behalten. Ich habe es getragen. Ich brauche es nicht mehr.

Und ich lasse es Wert gewesen und nun anders sein.

Danke, Hemd

Verführung aus…

Ich kenne nun also das Gefühl der emotionalen Besoffenheit:

Es ist der Kontakt zu dem Gefühl, der Hauch Ahnung des „Womöglichwahrseins einer tatsächlich möglichen Erlösung“. Es ist ein kleiner Moment des unbeschreiblichen „Ah’s“. Tränen kommen mir in die Augen, wenn ich mir beim Versuch, hier und jetzt, Worte dafür zu finden, das Gefühl versuche vorzustellen.

Damals, in der Schule, stellte ich mir manchmal in meiner Verrücktheit vor, dass ich, würde ich die Schule verlassen, dort auf dem Parkplatz sein Auto sehen. Er wäre aus Norddeutschland gekommen, um mich abzuholen, weil ich ihm ebenso wenig aus dem Sinn gegangen wäre, wie er mir…

Dieses Gefühl meine ich: Völlig verrückt! Also ich befinde mich dann wirklich in der Emotion eines Kindes, das in dem Moment der Erkenntnis ist, dass es wirklich wahr werden könnte, dass… die, seine, gute Fee tatsächlich existiert. Das es ein sich sicher fühlender Teil einer, sich selbst vertrauenden, liebend leichten Herkunftssippe sei, das sein vom Taschengeld gekauftes Los beim großen Preis genannt worden wäre, das meine Eltern mir heimlich ein Pferd gekauft hätten… kurz: Ich rühre mir aus Fetzen meiner Wahrnehmungen einen emotionalen Zaubertrank, damit ich an etwas glauben kann, das nach Faktenlage einfach nicht stimmt, nicht stimmen kann.

Aber es erlaubte mir schon damals einen emotionalen Fluchtweg: Eine gleichzeitige Ablösung vom Gedankenzement des Alltags und Erlösung aus dem Gefühl des alleingelassenen Kleinkindes, das aus einem Rätsel von ‚zu Hause‘, in dem es sich nicht so fühlt, vor einer Welt steht, in die es gehen soll, in der für es nichts ergreifbar ist, aber gleichzeitig schon längst hätte ergriffen werden sollen: Alles scheint zu groß, nicht erlaubt, nicht richtig oder nicht wahr.

Dann ohne stoffliche Hilfsmittel in die emotionale Besoffenheit fliehen zu können, ist doch ein echt kreativer Weg in eine Form der Rettung aus Unerträglichem, Unerklärlichem.

Für eine gewisse Zeit…

Denn diesen Irrsinn gibt es auch anders.

In die andere Richtung geht es noch tiefer, die Angst ist nicht zu beschreiben. Wie „der Schrei“ ohne Hinter- und Vordergrund, ohne Boden und Halt.

Ich bin nicht alleine. Es gibt Menschen, die wissen, von was ich schreibe.

Manchmal reißt ein einziger Gedanke den Boden weg oder ein unablässiger Gedankenstrom der Entwertung wäscht eine Diele nach der anderen aus dem löchrigen Mikado des Vertrauens.

Es fühlt sich so wahr an. Diese Selbsturteile sind für mich so stimmig und wahr, so passend, dass, sehe ich über den schneidend schroffen Spott, die alles ergreifende Kraft des endlich richtigen Entschlusses, die Faszination über die Klarheit dieser Erkenntnisse hinweg, mir Tränen in die Augen kommen.

Tränen? Hatte ich in diesem Blogbeitrag schon mal. Und genau da will ich hin:

Diese beiden Zustände als emotionale Besoffenheit begreifen zu lernen.

Als ein Verführtsein in die Welt von Märchen.

„Das ist doch schlimm! Du bist furchtbar. Schrecklich. Da musst Du was gegen machen. So kannst Du doch nicht… alles nur Getue… willst ja nur abhauen, fliehen, Dich klein machen, rumwimmern, willst nur keine Verantwortung übernehmen… nimm‘ endlich Dein Leben in die Hand, Du unerträglich feige, rumeiernde, um Beachtung buhlende…“

Ja, das kann schlimm sein. Und sich schlimm anfühlen.

Und ich bin Karin, die sich gerne verführen lässt. Von den Märchen ihrer Erlebenswelt, von Vorgelesenbekommen, von Butterplätzchen in Elchform.

Die sich, aus welchen Gründen auch immer, welche es situativ im Hier und Heute sicher öfter mal mit spielerischen Forschergeist, Mitgefühl und Humor zu überdenken lohnt, so gerne und leicht verführen lässt, dass sie auch diese entsetzlichen Verurteilungen dafür in Kauf nimmt.

Ich, Karin, lasse mich gerne verführen. Und das darf so sein.

Spiel zu dritt

Es ist schon nach zwölf. Habe mich entschlossen, den Videovortrag abzuschalten und das Häkelzeug aus der Hand zu legen.

„Schluss jetzt, ab ins Bett, Karin!“ …dabei bin ich schon lange darin…

Habe das Fenster aufgemacht. Sterne gesehen. Die Nacht ist mild. Immer wieder denke ich daran, wie es wäre, draußen zu schlafen, ein wehmütig-sehnsüchtiger Erinnerungsfetzen hört das Geräusch beim Schließen des Zeltreißverschlusses, das Rascheln der Stoffe, spürt beim blinden Versicherungsgriff zu Stirnlampe und Handy den erhofften Widerstand der Gegenstände, senkt sich schließlich in den leichten Dauenschlafsack und ist sich in der frischen, klaren Luft zufrieden, ja, glücklich bewusst. Die Vorstellung im Freien zu schlafen, erleichtert mir, mich „richtiger“ zu fühlen.

Mensch, Karin, was schreibst Du da schon wieder? „Richtiger fühlen…“

Ach, was soll ich sagen, es ist wie es ist.

Ja, klar. Gerade heute auf der Radtour im kräftigen Wind musste ich an mein zweites Zelt denken und wie schlecht es abzuspannen ist. Es hätte schrecklich geflattert und mich wohl kaum gut schlafen lassen. Aber in meiner Vorstellung… jetzt, im mir momentan viel zu warmen Bett…

Gerne draußen zu schlafen ist gelebtes „Anders sein“. Und das fühlt sich und denkt sich, so unspektakulär, zaghaft, feige es sein mag, für mich in diesem Moment, einfach gut an.

Am allerliebsten habe ich mir auf dem PCT ja sogar das Zeltaufbauen gespart und unter freiem Himmel geschlafen.

Er verblasst. War ich wirklich dort? Es war zu kurz. Es war genau richtig so. Ich habe dort so viel über mich erfahren. Habe zwar nicht viel von ihm entdeckt, aber von mir. Ich würde gerne nochmal hin, einfach nur um dort zu laufen. Um mehr diesen Weg zu begehen, zu erleben, weniger mich… Ich war zu viel für mich, nicht er. Ich habe mich als reine Zumutung erlebt. Allen wunderbaren Begegunen und Begleitungen zum Trotze. Wie wunderbar muss es sein, wenn ich gelernt hätte, mich (mir) anvertrauen zu dürfen und zu können.

Um so den PCT entdecken zu können, statt „nur“ mich.

Gerade im Nachhinein war alles richtig so, wie es war.

Nein, mein verlässliches Urvertrauen werde ich wohl nirgendwo mehr finden: Das auf Dauer haftende, oder zumindest ganz leicht zugängliche Grundgefühl, dass ich selbst in Ordnung bin, die Welt und die Weise, mit der ich in Beziehung trete auch.

Aber das Vertrauen kann wachsen, dass ich mehr und mehr lerne, mir und meinem Erleben kreativ, freundlich, wohlgesinnt, neugierig, offen, interessiert begegnen zu können. Und das es sehr wohl sowas gibt, das sich gut anfühlt. Und das Urvertrauen existiert ebenfalls sehr real, ich kann es spüren im Spiegel der Sehnsucht. Es ist da, und sei es schmerzhaft verzerrt, aber ich kann es fühlen. Und das ist wunderbar.

Man ist auf dem PCT nie wirklich alleine. Man bekommt von überall her Hilfe. Nie habe ich mich wirklich in Gefahr gefühlt: Im Gegenteil! Hilfe gab es in herzzerreißender Fülle.

Und dennoch: Ich, das Wesen Karin, habe dort gelernt, wie sich mein Grundgefühl, das ich schon so oft in meinem Leben in Worte gepackt hatte, wirklich anfühlt. Trotz oder vielleicht wegen aller entgegengesetzter realer Erfahrungen habe ich dort erstmalig die Wirklichkeit gefühlt, die ich mein Leben lang nur wusste zu sein.

Egal. Unwichtig. Zu viel. Last.

Nur durch Konsum oder Leistung etwas wert.

Inmitten von Menschen verlassen.

Mich im Kontakt seiend auflösend (den Schutz verlierend)

und deshalb sichtbar werdend:

Ich lebe, deshalb bin ich ein Leben schuldig.

Und muss mich dafür schämen.

Ich habe – ob ich es will oder nicht, ob ich es verstehe oder nicht, und sei es, dass es keinen Funken der tatsächlichen Realität entspricht – mich in meiner Kindheit, von denen, die für mein Überleben zuständig waren, nicht geliebt, sondern lästig, unwert und somit (als schutz- und hilfsbedürfitges Wesen) lebensbedroht erlebt, also mich/mein vegetatives Nervensystem so fühlend erschaffen.

Genau das habe ich mir im Glas des PCTs, diesem phantastischen Weg unter so vielen wunderbaren Menschen, selbst gespiegelt:

Ich habe – ohne realen Grund – gelitten unter dem „Mich getrennt und vollkommen unwichtig fühlen“, also die alten Ängste erlebt. Ohne realen Spiegel (jemand, der diese Gefühle verursachen könnte) konnte ich nur unter mir selbst leiden. Ich bin für mich alleine verantwortlich. Und ich bin frei. In dieser Phase meiner Entwicklung, die ich bis zum PCT schon erreicht hatte, konnte ich für mich eine Entscheidung treffen, das grundlose, aussichtslose Leiden, das Leben ohne haltende Freude, ohne Selbstvertrauen und Hoffnung auf ein Ziel, das mich frei atmen lassen würde, beenden zu können und zu dürfen. Ja, auch zu müssen: Wenn man sich rein und klar als Last und „einfach zu viel“ empfindet, eine der Gemeinschaft pflichtbewusste Grundhaltung zueigen nennt, war es für mich befreiend, entlastend konsequent, diese Entscheidung zu treffen:

Auf dem PCT habe ich mir die Erlaubnis gegeben, es mir wert zu sein, mein Leben beenden zu dürfen. Denn bisher hatte ich mir dieses Recht, diesen Wert, meinen Selbstmord bzw. den Schock, den das verursacht, mir nicht zusprechen können. Ich hatte nicht den Wert, mir das (raus-) nehmen zu dürfen.

Ich habe mir dort sozusagen mein Leben genommen.

Und lade mich ein, mit mir zu spielen, statt nur ich mit ihm.

Das Spiel macht die Regeln. Aber es braucht mich, damit es mit mir spielen kann. Das Leben will mit mir spielen, sonst wäre ich nicht mehr am Leben. Ich habe noch oft keine Lust, mich wirklich mit den Regeln auseinander zu setzen… habe Widerstände (Angst, Trotz, Opferrolle, Kleinfühlen, um Hilfe suchen…). Die Regeln scheinen mir zu sagen, ich könne mir selbst mein Spielziel benennen und meine Spielzüge in die Regeln einbauen… Aber ich traue mich nicht, rätsele lieber, suche,… glaube, auf der Suche nach den Regeln und dem einzigen, besten Spielzug zu sein. Dabei spiele ich gerade „Rätseln“.

Das Spiel spielt mir zu. Es glaubt an mich. Jetzt muss nur noch ich daran glauben, auch Spiel zu sein, nicht nur Figur. Es geht nicht darum, mitspielen zu dürfen, sondern bereits zu sein.

Ein Spiel, in dem es nicht um gewinnen geht, um das Regeln machen, um die Angst rauszufliegen, verloren zu gehen oder darum, ein genialer, tragender, mitdenkender Partner zu sein, sondern um das Spielen.

Keine Sorge, Ihr Lieben:

Ich spiele gerade mit mir „Rätselsein“.

Und die Regel sagt, dass ich manchmal das Gefühl habe, ich sei alleine damit. Ich halte mich an meine Regeln aus vergangenen Kapiteln: Die Figuren spielen mit. Aber ich werde sie schon einzuladen lernen – hier auf vulkanigem Terrain, in blinden Fetzen, als schwerhöriger Dirigent, der sich noch nicht wirklich traut „Schlimm“ einfach liebend zu leben.

Gegenstände von Nutzen

Als Beispiel dient der motorgeschädigte Dacia.

Er war ein Ding, das seinen vorrangigen Nutzen für mich vollkommen verloren hatte und nun nach einer ( – völlig anderen – ) Aufgabe rief.

Die Aufgabe (in zweideutiger Hinsicht) gliedert sich in mindestens zwei Teilaufgaben.

Teilaufgabe eins war die Trennung, Teilaufgabe zwei die Entscheidung.

Der Prozess der Trennung fühlt sich nicht gut an. Ein Dazwischensein. Kontakt mit Misstrauen und Angst.

Die Befürchtung, ich könnte (in Zukunft) mit meiner Fehlentscheidung konfrontiert sein, schwemmt also Gefühle ins Bewusstsein. Das Problem ist, dass ich als Karin, die ich bin, oft „Schlimm“ als Bewertung für alles mit im Gepäck habe. Und Schlimm hat die Power eines wütend gewordenen Elefantenjungbullens. Er glaubt, die Bühne gegen „irgendwas da draußen oder drinnen“ verteidigen zu müssen und setzt seine Grenzen übergriffig wie eine Flutwelle. „Schlimm“ macht blind für Hoffnung und Zuversicht, setzt sich fettleibig vor den Mut und erstickt die Lungenflügel des Vertrauens, die Offenheit dem Leben gegenüber, kurz: Schlimm verhindert die freie, klare Sicht, die für Teilaufgabe zwei hilfreich wäre, also die Sicht auf das Ziel, die bewusste Entscheidung.

Teil eins der Aufgabe des Gegenstandes, das seinen Nutzen für mich verloren hat, ist also durch meinen „Schlimm“ ziemlich erschwert.

Umso klarer ich die Entscheidung treffe, desto präsenter ist Schlimm.

So löste ich Teil zwei der Aufgabe, die Entscheidung, fast „aus Versehen“ und folgte dem vorsichtigen Schritt, zu dem ich mich entschieden hatte… er führte in die richtige Richtung, also in Richtung „Getrenntsein vom Dacia“ (Aufgabe/Hingeben des Problems „Dacia“), war aber unklar, wischiwaschi,…

Die darauffolgende Entscheidung zur Trennung, war keine von schwarz oder weiß, vollzog sich aber dennoch:

…und dann war er weg und geht seinem jetztigen Nutzen nach.

Es fühlt sich gut an. Aber dieses gute Gefühl ist, wie die getroffene Entscheidung, sanft. Es könnte besser sein. Das Hochgefühl klarer, der Körper aufrichtiger. Und der ganze Prozess, also Trennung und Entscheidung, hätte mich nicht so lange (ja, Schlimm, ruhig Blut…) beschäftigen müssen. Aber diese Sanftheit ist vielleicht (vielleicht: „noch“, vielleicht: „manchmal“) mein Mittel, meinen Schlimm zu besänftigen, zu bändigen.

Es ist mein Chor.

Gegenstände

Warnung: Nu wird’s uh…jujui und pfffhhh. Ich muss schonmal über mich selbst grinsen. Nach außen sicher nur fast unsichtbar zu sehen, aber ganz sicher zu spüren. Eine angenehme Leichtigkeit macht sich breit und spielt mit den Widerständen. Gut so, dann haben sie zu tun.

…und mein Hirn sprudelt…

Widerstand hat die selbe Herkunft wie Gegenstand:

Etymologie: Das Wort »wider« ist synonym mit »gegen«, sodass »Widerstand« usprünglich das Gleiche bedeutete wie »Gegenstand«, nämlich »Entgegenstehendes« oder »Hemmendes«. »Gegenstand« ist im Laufe des 18. Jahrhunderts als eine Eindeutschung für »Objekt« gebräuchlich geworden, während »Widerstand« den ursprünglichen Sinn behielt.

kopiert von der Webseite: gestalttherapie-lexikon.de/widerstand.htm

PS: Und in beiden Wörtern ist „Tand“ enthalten…

 

In dieser Reihe von Blogbeiträgen möchte ich mit der Idee spielen, mich über „Gegenstände“ meinen inneren Widerständen gegen „mich“, also meinem Erleben, Werten, Urteilen, meiner Erlaubnis, mich frei und meiner sicher zu fühlen, zu nähern um mich auf diesem Wege einzuladen, mich zu weiten.

 

Wie es dazu kam:

Ich erkenne gerade (mal wieder), wie schön es ist, etwas entsorgen zu können.

Bringt man es zum Müll oder zu Ebay habe ich damit ziemlich ausgesorgt.

 

und mein Hirn sprudelt…

 

„Umsorgen“ = Einpacken, umhüllen, abdichten, verstecken, Übelkeit, Ekel, Druck

Also zur „Sorge“, mich sorgen um…. muss ich unbedingt auch mal was für mich zu fassen zu bekommen. Aber erstmal soll es um Gegenstände gehen…

Grob eingegrenzt habe ich erstmal

  1. Gegenstände von Nutzen und
  2. Gegenstände von Erinnerungen (kommt später, jetzt, K-Freitag, 14:11 Uhr, muss ich dringend Motorradfahren; Ziel: Eisdiele in Kurvenendbachtal)

Schlaf‘ gut

Habe gerade nochmal hier reingeschaut.

Warum?

Früher in der Höhle haben sie vielleicht auch nochmal nach einander geschaut, ob alle da sind, einen sicheren Platz haben. Man war aufeinander angewiesen. Da war das Gefühl der Verbundenheit nicht nur schön, sondern auch praktisch.

Denke einfach gerne an Euch, die Ihr im Kreise meines Verbundenheitsgefühls so herzlich willkommen seid. Gerade jetzt im Moment der aufkommenden Ruhe nach einem eindrucksvollen Tag.

So wünsche ich Dir – und mir auch – eine gute Nacht

Schlaf gut

und wache gemütlich auf

wohlig räkelnd

viel leicht

Widerstand

Ja, aber…

…nicht schon wieder!!!

das darf doch nicht wahr sein. Das kann ja gar nicht wahr sein.

Irgendwas stimmt hier nicht.

…sind Grundeinstellungen, die mich immer wieder in die Zweifel versetzen, die die Verunsicherung manifestieren, die dann wieder Schlimm und Getue auf den Plan holen.

Ja, aber.

Schlimm will gar nicht nach Hause geschickt werden. Er will von alleine gehen dürfen.

Ich zucke mit den Achseln und schnaufe aus.

Ja, manchmal fühlt es sich echt schlimm mit mir an. Und ich seufze. Und muss über mich still in mich rein lachen. Und schon ist es besser.

Ja, und ich kann was mit mir machen, versuchen mich für neue Spiele zu gewinnen.

Ich brauche nichts dagegen machen oder damit tun.

Hast Du es jetzt endlich kapiert, Karin?

Ja. Zu mir. Auch die Zicke gehört dazu.

Und?

Mal sehen, was jetzt kommt. Wer mitspielen will und welche Regel ich nochmal durchspielen muss.

Los geht’s: Auf in ein Neues, vielleicht ganz….

Tu‘ was

Tu‘ was!

Mach‘ Dich nützlich

Mach Dich nützlich = Du bist unnütz. Du bist Last.

So tue ich „was“: Getue. Schlimm. Leiden gehören zusammen.

Ich weiß doch nicht

was ich will wie das geht ob ich es richtig gemacht habe was ich tun soll was will ich denn wirklich will soll kann wohin bin ich gut genug ich werde nie richtig sein mich richtig fühlen wohin ich kann doch nicht ich kann nicht alle werden niemals wird

Angst

Ich lerne, etwas für mich tun zu können aus dieser Angst.

Ich lerne, etwas tun zu können, statt der Angst

Statt dem Leiden, statt dem Schlimm, statt dem Getue.

Ich habe schon gelernt, mein Klangspiel anzustupsen. Zu summen. Mich zu bewegen. Für einen schönen Duft zu sorgen.

Ich lerne auch noch, anzurufen. Zu essen, was ich will.

Mit dem Neinhören tue ich mich schwer, aber das darf gerne ehrlich sein.

Und irgendwann lerne ich Neinsagendürfen.

Unnütz zu sein.

Unnütz

sein zu dürfen.

Und:

richtig

gerne

auch

anders

wenn ich Lust dazu habe.

Lust, Gier, Wut, laut Lachen

Stimme

Prusten

Angst vor dem Danebensein?

Neben mir finde ich mich gerade ganz prima.