Auf dem Rückweg vom Praktikum präsentierte sich neulich eine Wolke über der Stadt Freiburg – und somit auch mir. Ihre Form und Ausdehnung im Verhältnis zu meinem Blickwinkel gaben wohl den Ausschlag, mich spontan und sehr konkret an eine andere Wolkenbegegung zu erinnern…
„Egal!“
Meine Beine traten unbeeirrt weiter in die Pedale – ein genervtes „nimm’s nicht so wichtig“, „ja, hab’s ja gesehen“ oder eher fliehkräftiges „genug davon“ – „nur weg“ im Sinn…?
Nein, dieses Mal nicht:
Ich hielt an und machte ein Bild dieser Wolke über Freiburg zur Mittagszeit am Montag, 27. Januar 2020:

Und dies ist das Spiegelbild meiner Erinnerung:

Eine Wolke, deren Erscheinung ich am, 16. Mai 2017 zugegen war. Meine Recherche sagt, es sei ein Dienstag gewesen. Ich war „unterwegs nach Hikertown“ (Link) auf dem PCT.
Es ist eine Art Schmerz, der noch heute oft dabei entsteht, wenn ich mich an meine Zeit auf dem PCT erinnere.
Es ist nicht so, dass ich mich nicht an ihn, den Weg, erinnern möchte. Im Gegenteil. Es zieht mich immer wieder dort hin. Ich habe ihn bei all der Intensität meines dortigen Erlebens so sehr verpasst. Ich glaube, alles vergessen, gar nichts wirklich wahrgenommen zu haben. Ein „ich hätte sollen, müssen, besser, anders sein…“ schwebt in der Luft. Ein „ich mag gar nicht daran denken“…
Oh, an die Wärme und all das mag ich denken. An die tollen Menschen dort. An die Chance, die ich wagte zu ergreifen.
Und: Ich mag auch nicht daran denken. Denn der Schmerz sitzt überall. Dort beim Selbstvorwurf beispielsweise, nicht hart genug mit mir gewesen zu sein. Oder bei den Gedanken an die verpasste Chance. Auch vermeide ich es lieber, mich bewusst an die Verzweiflung zu erinnern, die ich dort zeitweise durchlebt habe. Sie könnte womöglich wiederkommen? Wäre ich nun gewachsen, sie zu versorgen? Könnte ich jetzt mir gegenüber genug Vertrauen aufbringen, mir gewachsen zu sein?
Und dann noch dieses Sammelsurium von Wut auf mich selbst…
Ich „muss“ mir verzeihen. Mir vergeben. Es betrauern.
Selbst, wenn ich es könnte: Und dann? Hinter den Tränen liegt ja doch nur wieder Sehnsucht mit ihrem…
Vielleicht muss ich diesen Traum begraben, mir zu vergeben sei möglich.
Und der doch tatsächlich immer wieder, zu allen möglichen Geschichtenbasteleien, Begegnungen, Erlebnissen oder gar Phantasien aufkeimenden Hoffnung mit aller Macht ihren Lebenssaft entziehen, der sie ständig mit dem Irrsinn nährt, die alten Wunden seien womöglich doch heilbar.
Ich brauche sie, die Hoffnung, im Heute, im Hier und Jetzt. Ich brauche sie, damit es sich irgendeine Idee, ein Plan, womöglich ein Ziel richtig anfühlen kann.
Komm, Hoffnung, lass‘ sie ruhen in Frieden, die „Alten“ (Wunden)… Wir leben schon so lange mit ihnen.
Und, was ist nun mit dem miesen Gefühl bei den Gedanken an den PCT?
Würdigen. Es war emotional so schwer. Die ungestillte und nicht verschließbare Sehnsucht nach Geborgenheit, Nichtfalschseinimlebengefühl, nach Vertrauenkönnen aus meiner Kindheit brach (mir) aus… Ich konnte sie deutlich spüren. Und die Entwertung war zügellos.
Den PCT habe ich verlassen, aber den Weg, den ich nach der Gabelung in Uffenheim nahm, setze ich fort.
Ich bin auf dem Weg.
Und diese beitragsveranlassende Wolke über Freiburg hilft mir vielleicht, „meinen“ PCT und all dem dort mit mir Erlebten mit Respekt und weitmöglicher, liebevoller Anerkennung in die Augen zu sehen.
Ich fange mit einem respektvollen, festen Blick an. Sekundenlang.