So saß ich beim Kaffee und dachte…
Schlimm hat nichts mit meinen Eltern zu tun, er gehört als schlichte Zustandsbeschreibung ins und zum Hier und Heute.
Aber schon der Umkleidekabine überfiel er mich wieder.
Und er ließ sich fassen, anfassen, angreifen:
Er gab mir zu verstehen, dass er ein alter Bekannter ist. Das er ins Alte gehört, da gehört er hin.
Schlimm gehört zur Vergangenheit. Ich packe Schlimm in die Gegenwart und er gehört ins Alte. Schlimm war damals!
Ich ziere mich noch immer, aber es war wohl wirklich schlimm. „Schlimm“, das Chormitglied fühlt sich da, dort, beim Alten, richtig aufgehoben an. Er will da hin. Und ich muss ihm erlauben, das Alte schlimm sein zu lassen.
Wenn mich jemand nach meiner Vergangenheit fragt, erzähle ich die, meine, Fakten tonlos oder gepresst, weil ich mir nicht eingestehen kann, das es schlimm war. So schlimm war es nicht. Wir hatten es gut. Unsere Eltern haben alles für uns getan und noch mehr. Sie haben sich sogar aufgeopfert nur für uns… ich habe keinen Grund zum Jammern. Andere Leute haben wirklich Grund, die dürfen es haben, dass es ihnen schlimm geht. Ich habe keinen Grund. Wirklich nicht. Alles nur Getue…
Schlimm! Und schon ist Schlimm wieder im Heute und „nervt“.
Ich stand in der Umkleide. Versicherte mich nochmals, dass die Türen verschlossen waren. Ich stand da, lehnte mich an und weinte mit der Erkenntnis vor Glück.
Schlimm darf da hin, wohin er gehört. Ich darf ihn immer wieder los und zurück in sein nach Hause lassen, wenn ich ihn mal wieder ins Hier und Heute verfrachtet habe. Darf ihm auch einen liebevollen Ermutigungsstartstupser geben. Darf ihn ansehen, liebhaben als „Schlimm“. Er ist wer.
Er ist nicht mehr „Nichtgewesenseindürfen“, er darf Schlimm sein.
Ich weinte noch ein bisschen bis es sich besser anfühlte. Versicherte mich nochmal bei der Kleinen. Sie könne noch nicht sprechen, aber es sei gut so. Es fühlte sich gut an.
Und ich stand unter der Dusche und summte vor mich hin. Ich ließ mich (mich) hören. Und ich freute mich darauf, in das kalte Wasser zu steigen. Mich spüren. Und ich hörte beim Schwimmen diese wunderbare Musik (7. Sinfonie von Beethoven) und ich musste mitten im Becken innehalten und lachen. Und später auf der steilen Bergabfahrt musste ich laut vor mich hin lachen. Einfach so. Und es hörte sich neu an, fremd. Und ich lachte darüber.
Vor Glück.
???
Herzlich willkommen im Leben, Glücklichseindürfen?!!!!
Wo Schlimm nicht mehr ist, gibt es Raum und Sicht und Fläche für andere Wesen.