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Dieses Wort „egal“ geht mir zur Zeit nicht aus dem Sinn.

Egal ist schlimm.

Waren wir unserem Vater echt egal? Hat er uns nur seiner Frau, oder den Wertvorstellungen seiner bäuerlichen, streng katholischen Herkunftsfamilie zuliebe oder einfach völlig gedankenlos in die Welt verholfen?

Wollte er sich „normal“ fühlen, indem er „Normalität“ lebt? Oder wollte er einfach nur irgendwas (anderes) fühlen und / oder einen Grund dazu haben? Für das eigene Tun und Erleben nicht mehr verantwortlich, die eigene Leere nicht mehr füllen zu müssen?

Kinder sind doch herrliche Gefühlsverursacher und -überdecker in jeglicher Hinsicht.

Das er uns liebt vermochte er mir zumindest nicht zu vermitteln. Deshalb war Liebe nicht da – zumindest für meine individuellen Wahrnehmungsmöglichkeiten nicht. Was nicht heißt, dass sie in Wirklichkeit nicht da war.

Einen Menschen auf die Welt zu bringen, ihm in die Welt zu verhelfen, ihm die Welt zeigen, Stütze und Halt sein, Vertrauen und Sicherheit – ich bin Theoretiker, ich weiß. Leider – Aber und sowie Gottseidank – kann ich es auch so sehen.

Mein Vater war betrunken, auf Arbeit, sauer, genervt, hysterisches HB Männchen, entwertend, peinlich. Immer da, aber nie, weil woanders oder da, benebelt, jedenfalls nicht erreichbar weit weg. Obwohl er immer da war, nie weg.

In meinem Spiegel hat er sich für mich geschämt. Ich war lästig, falsch (hätte ein Junge sein sollen, glaube ich, und habe noch nicht mal das hinbekommen), anders als er wollte, das ich bin. Ich war da. Vermutlich war das das Problem.

Irgendwann war ich Krankenschwester. DAS war was.

Was.

Was Kinder können MÜSSEN ist, bei Erwachsenen so viel Liebe zu erwecken, dass sie sich um sie kümmern. Ich vermochte es nicht. Pflichtgefühl hattest Du wohl. Und die Fluchtgedanken hast Du gegen die Leere in der Bierflasche eingetauscht.

Warum ist das so wichtig?

Weil Du lebst in mir. Meine früheren Erlebnisse, Wahrheiten, Entschlüsse haben sich in Form von Einstellungssätzen und Gedanken / Gefühlsschemata in meinem Stammhirn festgesetzt.

Aus unergründlichen Gründen funktionieren erworbene Schutzmechanismen nicht mehr und ich bin diesen alten Gefühlen nun wieder aktuell, aber in alter, schlimmer Frische ausgesetzt. Sie flammen hier und heute so auf, wie ich sie damals erlebt habe. Auslöser: Irgendwas oder -wer im Hier und Heute / Erlebnisqualität, sowie Handlungs- und Bewertungsimpuls: Kindheit.

Ich fühle mich falsch, verloren, lästig, zu viel, der Liebe unwürdig, desorientiert, verzweifelt existenzgefährdet wie damals. Ja, und wo kommt dieser Selbstekel, dieser manchmal abgrundtiefer Hass, diese Verachtung her? Ist das ein Spiegelneuronprodukt oder Reaktion?

Meine Chance ist, mein Bewusstsein zu trainieren, neue Denkwege über das alte Erleben einzutrainieren, damit ich nicht mehr so von alten Gefühlen überflutet und in alte Bewertungs- und Handlungsmuster weggerissen werden muss.

So lasse ich mein Hirn mit Bilder spielen. Bildern von früher, Bildern von heute. Memory erkennen, um trennen zu können. Aus eins mach zwei. „Schmeiß‘ weg“ und „nimm‘ an“. Dabei zu erleben, dass es nicht um um das Bleiben, Durchhalten, Trennen, Verbinden… Loswerden oder das Finden geht, sondern um Sein.

Ein Teil in mir sagt: „Du warst Dein Leben lang auf der Flucht“ und hat in gleichermaßen Tiefe Mitgefühl und Verachtung dafür.

Aber Du hast genau das gelebt, was Du wolltest: Fliehen.

Was will ich?

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