Weißrauschknirschen

Knirschen

Vor ca. 35 Jahren hatte ich für eine Weile begonnen, regelmäßig bei uns im Wald zu joggen.

Manchmal war ich „im Flow“ und spürte ich mich sein, indem ich wahrnahm, wie sich die kleinen Steinchen des befestigten Weges unter meinen Schuhen bewegten.

Ich nahm meine Existenz wahr, indem die die Auswirkung meiner Körperbewegungen auf die Umwelt wahrnahm.

Ich blendete alles andere aus, nahm die Szene wahr und mich darin an.

Ich habe nur ein „nicht zu greifendes Gefühl“ dafür. Es ist eine ungläubige Faszination an der Schlichtheit der Existenz und Sinn des Lebens, das nur den einen Moment für sich in Anspruch nimmt.

Zu erkennen am Knirschen.

Es ist die einfache Erfahrung, dass ich bin. Es knirscht. Nicht mehr, nicht weniger. Nicht falsch, nicht richtig.

Eine Dimension tut sich auf: Kann es so einfach sein?

Fasziniert, erstaunt.

Ungläubig.

Tröstend, entlastend.

Zweifelnd.

Ich erkannte die, meine kleine, hoffnungsschwangere Weisheit für einen Moment – und im selben war sie weg.

Aber mit jedem Schritt steht es mir frei, sie wieder neu zu (er-) finden.

Weißrauschen

Es erklingt im Meer oder beim Prasseln des Regens. Auch das Rauschen nach Sendeschluss (den nur noch wir kennen 🙂 ) ähnele dem Geräusch, das Ungeborene angeblich beständig hören sollen. Manchem Unterbewusstsein vermittele das „weiße Rauschen“ deshalb noch Jahrzehnte nach der Geburt ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.

Weißrauschknirschen

…nenne ich von nun an das Geräusch, das entsteht, wenn ich auf schottrig befestigten Wegen wandere. Es schwingt aber auch mit, wenn vertrocknete Halme der Grasnabe auf Feldwegen unter meinen Füßen zerbersten.

Dass mir das Laufen so gut tut, hat sicher viele Gründe.

Das Weißrauschknirschen ist wohl einer von ihnen.

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