Das Kreuz in der Aue

Ich habe mein Stadtrad mit nach Nürnberg genommen. So brauche ich mich weder mit dem Auto noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt bewegen und kann auch etwas weiter entfernte Orte bequem erreichen.

Die Langsamkeit hilft nicht nur bei der Orientierung. So bin ich heute einfach nochmal ein bisschen herumgefahren und kam an dem ca. 4,5 km nordwestlich vom Zentrum liegenden „Kreuz in der Aue“ nahe des Ortsteils Wetzendorf vorbei. Man kann es einfach nicht übersehen, ist es sicher einen Meter groß und von massiver Statur. Mit dem Rad ist es ein Leichtes, einfach mal anzuhalten und kommt zudem dem Sitzfleisch entgegen 😉 . Zu meiner Freude gab es auch eine kleine Tafel mit Informationen. Schade, dass sie nur Menschen dient, die des Deutschen mächtig sind. Dennoch ein Dank an den „Frankenbund e.V.“.

„Das Kreuz in der Aue

Schon 1467 wurden das Steinkreuz im Salbuch (verstehe ich als Vorfahre des Grundbuchs, beinhaltet wohl aber auch Steuerabgaben) des Nürnberger Klosters St. Egidien als „stainin creutz in der awe“ und er dortigen Waldweg als „der holtzweg am stainin kreutz“ erwähnt. Vermutlich handelte es sich um ein Sühnekreuz, das als kirchliche Buße nach einem Totschlag vom Täter gesetzt werden musste.

Die Sage freilich überliefert eine unheimliche Geschichte: Ein Bäckerjunge aus Fürth war voller Angst vor seiner gestrengen Meisterin, weil es ihm nicht gelungen war, alle „Weckla“ zu verkaufen. Da schloss er einen Pakt mit dem Teufel, der ihm gegen Verkauf seiner Seele von nun an täglich alle Brötchen abnahm. Er musste geloben, völliges Stillschweigen zu bewahren. Als die misstrauisch gewordene Meisterin ihn schwer bedrängte, gab er schließlich das Geheimnis preis. Die Strafe war schrecklich: Als der Bäckerjunge am nächsten Morgen wieder kam, zog „Beelzebub“ unter furchtbarem Getöse den Bäckerburschen in die Hölle. Die Kleider des Jungen waren, in Fetzen zerrissen, über das gesamte Umfeld verstreut.

Das Steinkreuz wurde in der Erwartung gesetzt, die Vorübergehenden mögen ein Gebet zur Rettung der armen Seele sprechen.“

Ein Gebet habe ich nicht gesprochen. Klar ist das Kreuz ein Symbol der damaligen Weltanschauung, der unterdrückenden Macht von Kirche und Herrschern. Deren Wertvorstellungen und Rechtsverständnis hatte wohl eher nichts mit Würde und Freiheit des Einzelnen, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung zu tun.

Für mich ist es nur ein Zeitzeuge und Anlass, in Gedanken Verbindung zu knüpfen zu den Menschen, die zu ihrer Zeit dieses Kreuz am Wegesrand passierten und denen es, vielleicht wie mir heute, einfach als Einladung zum Innehalten diente.