Ich habe das Gefühl, ich bin auf Abschiedstour. Nur noch wenige Tage bis Santiago. Nur noch ein Tag bis zur 100 km Grenze, da wo viele weitere Pilger in den Jakobsweg einsteigen, um ihre Urkunde zu erhalten.
So kam mir die heutige Etappe gerade recht. Die Herberge in O Cebreiro fasst 104 Menschen. Ich hatte das Gefühl, alle sind gleichzeitig losgegangen. Die Aussicht aber war beruhigend schön und die Sonne setzte sich durch…
Ab Triacastela (133,7) wählte ich die kürzere, aber steilere und einsamere Streckenvariante über San Xil (129,8). Kleine, schmale, alte Wege im Wald führten zu winzigen Orten. Hier gibt es nur Landwirtschaft und alles riecht danach. Es war einfach nur passend und schön.
Zwischenzeitlich kam ich echt in Stimmung, hörte erstmals auf dem Camino Musik (die Beatles) und sang lautstark mit, so einsam war es.
Und gerade sitze ich in einer Bar in Aguiada (120,1), lade das Handy und beende den Tag. Ich möchte heute nochmal Zelten. Alleine und draußen sein, Ruhe haben. Der Tag war sonnig, so hoffe ich auf einigermaßen trockene Böden und einen guten Platz, an dem ich mich sicher fühlen kann und der Wind nicht so sehr weht. In Gallicien ist das Wetter rauer, vielleicht ist das die letzte Nacht, in der ich draußen sein kann und will für dieses Jahr…
Habe mir Bogadillos und Wein für den Abend eingepackt… das Handy ist fast voll, die Sonne wartet nicht auf mich, ich will sie gehen sehen… drückt mir die Daumen für einen guten Platz!