Ich hatte schon so an mir gezweifelt, denn…
…es war in Lake Isabella. Alle meine Päckchen waren angekommen. Zum einen gab es da die Bouncebox, teilweise gefüllt mit unbenutzten Dingen, die ich in San Diego mithilfe von Kent aussortiert hatte. Ferner war da noch eine weitere Kiste mit Kram und überflüssiger Verpflegung von irgendwoher zwischendurch – ich hatte also all mein Hab und Gut beisammen, zudem noch die Verpflegung für die nächsten Tage bereits großzügig eingekauft.
Aber dann kam die Entscheidung zum Abbruch meiner Reise und ich musste sortieren zwischen dem, was ich glaubte, zu Hause noch gebrauchen oder verkaufen zu können und dem, was dort bleiben könne bzw. müsse. Lebensmittel z.B. dürfen zum großen Teil gar nicht ins Flugzeug und wanderten bis auf den Reiseproviant vollständig in die „Hikerbox“ – vermutlich zur Freude und Überraschung einiger Wanderkollegen.

In Rüsselsheim angekommen wollte ich ja zu Fuß weiter und habe einige Dinge bei Frank gelassen. Von einer Tüte mit Krempel wusste ich ja, vergaß dann aber irgendwann, wo diese ist (hatte mein Bruder sie vielleicht schon zu meiner Mutter gebracht?) und was genau darin war. In den letzten Tagen vermisste ich vor allem die ultraleichte Windjacke und dachte auch an die Minispikes: O.K., ich konnte mir wirklich vorstellen, dass ich in meinem verwirrten Kopf zum Erstaunen des Finders die teure Windjacke versehentlich in die Hikerbox geworfen hätte. Aber die schweren Minispikes? Nein, daran hätte ich mich doch erinnern müssen… Frank sagte mir, er habe die Tüte mit nach Wetzlar gebracht. Aber ich konnte keine finden, glaubte auch, bereits eine ausgepackt zu haben und hatte mich schon ein bisschen damit abgefunden, dass die Windjacke weg ist.
Aber dann kam heute Morgen Klaus zu mir. Er habe da in seinem Zimmer eine Tüte gefunden. Ob die von mir sei?
Oh jaaa!!! Das ist sie!!!

Ich wusste gar nicht mehr, dass es sich um eine der stabilen Vans-Tüten handelte, die man auch in den USA nicht mehr kostenlos beim Einkauf dazu bekommt und die man käuflich erwerben muss, hat man mehr auf’s Band gelegt als zwei Hände tragen können.
Und was alles hineingepasst hat:


Die Heimreisefraktion: Fruchtgummies vom Eintrachtstand des Hessentags in Rüsselsheim. Mitgenommen für den treuen Fan Thomas… Ohrenstöpsel, in Vancouver am Flughafen für den Rückflug gekauft. Zu groß für meine Ohren und geholfen haben sie gegen dieses Dröhnen auch nicht. Ich entdeckte einen Bierdeckel und erinnerte mich an die Kneipentour mit Günther in Vancouver. Und dann war da noch das Etui der Brille, die ich mir am Flughafen in Frankfurt zum Geschenk gemacht habe.

Die Franktion der Unbenutzten: Teilweise in San Diego in die Bounce-Box gepackt, teilweise später aussortiert:

Die 52 Gramm leichte Windjacke… 😉 , eine vierte Unterhose, Batterien für die Stirnlampe (noch heute sind die ersten drei darin und funktionieren), ein T Shirt. Teile des Reparatursets für den Notfall, z.B. Zeltleinen, Panzerband usw.


Die laminierten Infokarten von „Yogi’s PCT Handbook“ mit den wichtigsten Informationen, bei welcher Meile des PCT es die nächste Versorgungsstation gibt, den Adressen und Öffnungszeiten der Post und Hoteladressen. Anhand der Daten dieser insgesamt sieben beidseitig bedruckten Karten habe ich meinen Weg geplant. Weil ich eine der guten Stücke, die ich zukünftig gebraucht hätte, verloren habe, kaufte ich das dünne, übersichtliche Taschenbuch „PCT Pocket“ von Paul Bodnar nach, der dieselben Informationen, sowie ein Höhenprofil der Wegabschnitte enthält. Es ist üblich, aus Gewichtsgründen die Seiten herauszureißen, die man nicht mehr benötigt.

In der Tüte fanden sich auch die Minispikes. Ich werde sie wohl bei Ebay anbieten, sobald ich dazu wieder Elan verspüre. Die Schuhbändel der neuen Meindl Schuhe, die ich durch die gebrauchten ersetzte, weil diese mir einen stabileren Eindruck machten. Es kann verwunderlich wirken, dass ich die gebrauchten Einlegesohlen aufgehoben habe. Aber sie sind schön glatt gelaufen und ich überlege, sie deshalb weiter zu benutzen.

…und dann waren da noch: Das rote PCT Halstuch des Jahrgangs 2017, welches ich in Casa de Luna geschenkt bekommen habe. Die Mülltüte, die mir im Falle eines Falles als Regenschutz für den Inhalt des Rucksacks dienen sollte, und die es tatsächlich bis zurück nach Wetzlar geschafft hat. Mein PCT Permit. Ein Zahnbürstenschutz, den mir ein Wanderkollege geschenkt hat. Nicht, dass ich ihn gebraucht hätte…. meine Zahnbürste hat außen am Rucksack trocknen dürfen und wanderte dann immer wieder in eine Plastiktüte zurück. Aber es war nett, die kleine Hülle wiederzufinden und mich an den Menschen dahinter zu erinnern. Meinen Steckeradapter habe ich eigentlich nie gebraucht… Dann noch der Originalakku meines Handies. Sein Ersatz, den ich aus Deutschland importiert hatte, war nicht spürbar besser. Mein Handy war manchmal 2 x täglich leer…
Ein dünnes, langärmeliges Merino-Kunstfaser-Mixhemd. Es wäre wohl weitergeschickt worden, da ich es für die High Sierra als nicht wärmend genug empfand. Ich erinnere mich, dass ich es mal in Zeiten des heftigeren Sonnenbrands gerne getragen hatte, bot es mir guten Sonnenschutz bei ausreichender Atmungsaktivität. In Zukunft wird dieses Hemd aber aus Gewichtsgründen durch „Ärmlinge“ ersetzt werden, also Stulpen, die den Arm vom Handgelenk bis zum Oberarm bedecken.
Ja, und dann war da noch das blaue, kurzärmelige Merinohemd, welches ich bald aussortiert habe, weil ich tatsächlich die Nähte oben an der Schulter unter den Gurten gespürt hatte. Ich werde in Zukunft beim Kauf von Wanderhemden darauf achten, dass dort keine Nähte sind. Außerdem zeigte dieses Hemd der Firma SN bereits nach relativ wenig Nutzungstagen deutliche Pillingspuren, was mich an dessen Strapazierfähigkeit zweifeln lässt.
Ja. So eine schöne Überraschung hatte ich heute Morgen!
Dazu scheint die Sonne. Ich habe mir einen Pilgerausweis für Spanien bestellt und werde noch gutes Blasenpflaster und Tapeband kaufen. Alles andere habe ich…

Ich muss nur noch ein paar nicht ganz unwichtige Entscheidungen treffen:
…Was kommt mit? Zelt oder nicht? Welcher Rucksack? Wann geht es los?
…und… (welche Frage wirklich nicht aus dem Auge gelassen werden sollte 😉 )
Wohin?
Na gut. Ein bisschen habe ich diese Antwort schon eingegrenzt:
Welcher Camino?