High Sierra?

2,5 Tage bis Tehachapi, der letzten größeren Stadt für lange Zeit. Danach steht die Entscheidung zur „High Sierra“ bevor.

Viele von Euch wissen vielleicht, um was es geht. Die High Sierra ist ein Gebirgszug, in dem es im letzten Winter Rekordschneemengen gegeben hat. Und dieser Schnee ist ein Problem einerseits, wenn er liegt, aber besonders, wenn er schmilzt und die Flüsse mit kaltem Wasser und Geröll füllt, die die Wanderer dann durchqueren müssen. Gerade für Unerfahrene wie mich kann das Erwandern solcher Hochgebirge deshalb nicht nur extrem anstrengend, sondern auch gefährlich sein.

Es ist einerseits so reizvoll, mich zu Fuß in ein Hochgebirge zu einzuarbeiten. Mich mit Aussichen und Erfahrungen zu belohnen, die ich mir noch gar nicht vorstellen kann. Aber realistisch gesehen, habe ich keine Lust auf kalte, feuchte, klamme, nasse Hände, Füße, Klamotten, und die erhöhte körperliche und psychische Anstrengung. Dazu die durch die Abgeschiedenheit erschwerte Versorgungssituation, also mehr Gepäck und die Notwendigkeit, lange Wege abseits des Trails in Kauf zu nehmen, um an Verpflegung zu kommen. Ferner wäre es wohl notwendig, meine Ausrüstung an den Bedarf anzupassen, also Steigeisen, Eispickel, wärmerer Schlafsack, Kleidung,…

Vielleicht ist es ab Juli möglich, die High Sierra anzugehen. Oder sie zu überspringen und direkt dahinter (500 Meilen?) weiter zu gehen, wo jetzt auch noch Schnee liegt.

Es sind ca. vier Wochen Wartezeit, die ich noch nicht zu füllen weiß.

Einen Wanderweg um die High Sierra herum gibt es nicht.

Partnermassage

Seit meiner letzten Partnermassage sind nunmehr fünf Tage vergangen. In der Langsamkeit der Fortbewegung und der Fülle des Erlebens kommt mir es vor wie eine Ewigkeit.

Er kam einfach auf mich zu und schon das alleine freute mich sehr. Sein Schritt wirkte dabei leicht, fast lässig aber auf jeden Fall selbstbewusst und zielsicher. Sein Ausdruck machte auf mich Eindruck und sein Auftritt wirkte deutlich mehr von Neugierde geprägt als von Erwartung. Es dauerte nicht lange bis wir wussten, was uns beiden gut tut: Ich empfand alleine seine freiwillige Anwesenheit als ein Geschenk des Augenblicks: Seelenmassage. Und ihm gefiehl offensichtlich meine Art, ihm den Nacken zu kraulen. Er schien es sehr zu genießen, streckte sich aus, machte sich lang, blieb und blieb.

Und er schaute mir lang nach, als ich ihn verließ.

Wir taten uns – einfach – gegenseitig gut. Ungeplant, im richtigen Moment, das Richtige tun: Ein unbezahlbares Geschenk.

Euch ist sicher schon klar, das es kein Mensch war… und ich weiß noch nicht mal, ob es ein „er“ war – aber Eure Neugierde habe ich damit sicher geweckt.

Es war eines der Pferde in Agua Dulce, das mir dieses schöne Erlebnis geschenkt hat. Ein brauner Araber.

Hikertown

Was habe ich mich darauf gefreut…

Ankommen.

Duschen. Wäsche auswaschen. Kalte Getränke. WLAN.

Es kam so, aber mal wieder ganz anders als erwartet und beschreiben kann ich diesen Ort auch nicht wirklich gut: Hütten im Stil eines schlechten Western beinhalten runtergekommene Betten. Eine Dusche in uraltem Wohncontainer mit Teppichfußboden. Ebenso die Toiletten. Ein altes Waschbrett ersetzt die Waschmaschine. Es gibt eine zentrale Stromversorgungsstelle und einen Wasserhahn: Also alles, was man braucht – und auf gar keinen Fall mehr davon… z. B. keine kalten Getränke. Die Übernachtung kostet 10 Dollar.

Ich war früh da, habe somit eine kleine Wohnkabine mit Glastüre bekommen, die ich zunächst nicht wirklich beziehen wollte, aber zum Trocknen meines Zeltes nutzte. Meine Phantasie bezüglich der Matratzenbewohner beruhigte sich am Abend mit einem frischen Laken, der Kälte draußen, der Tatsache, dass ich mein Zelt noch nicht aufgebaut hatte und der Regenklamotten, die ich aufgrund des Wäschewaschens trug und die ich als Schutzschicht empfand.

Den Tag verbrachte ich im vier Meilen entfernten Cafe, dessen Betreiber mit Hamburgern, Snacks, einer großen Auswahl an Getränken, freiem Wlan und einem Shuttle-Service wissen, was ein Wanderer so braucht.

Am Abend kamen auch Tine, Susi, Roland und Sante an. Ihnen steckte das nasskalte Wetter der letzten Tage, dem ich größtenteils entkommen war, noch ziemlich in den Knochen.

Glück gehabt!

00:45 Uhr: Jetzt, in der Nacht, bläst der Wind scharf um die Gebäude. Mir ist es warm und ich bin froh, mich heute nicht um mich oder mein Zelt sorgen zu müssen.

Mir ist warm.

Ich weiß, welch ein gutes Gefühl das ist.

Unterwegs nach Hikertown

Ich bin einfach nicht in die Gänge gekommen, speziell nicht in den „so geh‘ ich jetzt mal ein paar Meilen am Stück Gang“. Immer wieder musste ich anhalten: Mal drückte der Schuh oder die Blase, ich wollte das Solarpanel anbringen oder schützen, die Regenjacke an- oder ausziehen. Erschwerend stieg der Weg einige Male an, was meine Langsamkeit einlädt, alles zu tun, was sie kann. Dazu war meine Stimmung nicht gut, ich fühlte mich einsam auf die andere Art, die traurige.

Ob die fehlende Hitze mir nun den Weg erleichtern oder den vielen Pausen neben der Kraftlosigkeit einen Grund geben sollte, weiß ich nicht, jedenfalls  konnte man an der Vegetation sehen, dass es hier öfter mal feucht ist: Das Gras war noch grün und sowas wie Vogelmire habe ich auch entdeckt. Es regnete ab und an, aber meistens war es ein kühler Wolkennebel, der sich mit der Sonne einen Wettkampf lieferte, wer denn nun hier die Wetterlage bestimmt. Aber gerade am Abend wollte ich nicht im Nebel bleiben. So versuchte ich noch, einige Höhenmeter abwärts zu kommen, blieb dann aber nach 19,9 Meilen auf einem, zugegebenermaßen nur kurzfristig, sonnenbeschienenen Plätzchen auf ca.1700m. Das waren bis dahin mit vielen Auf’s und Ab’s immerhin rund 1000 Höhenmeter. Ich habe viel gegessen und gefroren, vermutlich aus Erschöpfung, vielleicht aber auch zum Trost nach diesem mir schwer gefallenen Tag. Nach einen kleinen Anstieg geht es morgen 700 Höhenmeter runter nach „Hikertown“, wo eine Dusche und kalte Getränke auf mich warten. Ich werde auch einige meiner ehemaligen Wanderfreunde wiedersehen, was gegen die Einsamkeit helfen wird.

15. Mai 2017

Ich bin einfach nicht in die Gänge gekommen, speziell nicht in den „so geh‘ ich jetzt mal ein paar Meilen am Stück Gang“. Immer wieder musste ich anhalten: Mal drückte der Schuh oder die Blase, ich wollte das Solarpanel anbringen oder schützen, die Regenjacke anziehen, ausziehen oder ich musste einfach nach Luft ringen: Immer wieder stieg der Weg an, was meine Langsamkeit einlädt, alles zu tun, was sie kann. Dazu war meine Stimmung nicht gut, ich fühlte mich einsam auf die andere Art, die traurige.
Ob die fehlende Hitze mir nun den Weg erleichtern oder den vielen Pausen neben der Kraftlosigkeit einen Grund geben sollte, weiß ich nicht, jedenfalls konnte man an der Vegetation sehen, dass es hier öfter mal feucht ist: Das Gras war noch grün und sowas wie Vogelmire habe ich auch entdeckt.

Es regnete ab und an, aber meistens war es ein kühler Wolkennebel, der sich mit der Sonne einen Wettkampf lieferte, wer denn nun hier die Wetterlage bestimmt. Aber gerade am Abend wollte ich nicht im Nebel bleiben. So versuchte ich noch, einige Höhenmeter abwärts zu kommen, blieb dann aber nach 19,9 Meilen auf einem, zugegebenermaßen nur kurzfristig, sonnenbeschienenen Plätzchen auf ca. 1700m. Das waren bis dahin mit vielen Auf’s und Ab’s immerhin rund 1000 Höhenmeter bergauf. Ich habe viel gegessen und gefroren, vermutlich aus Erschöpfung, vielleicht aber auch zum Trost nach diesem mir schwer gefallenen Tag. Nach einen kleinen Anstieg geht es morgen 700 Höhenmeter runter nach „Hikertown“, wo eine Dusche und kalte Getränke auf mich warten. Ich werde auch einige meiner ehemaligen Wanderfreunde wiedersehen, was gegen die Einsamkeit helfen wird.

Nachtrag: Hier noch ein Bild vom Sonnenaufgang, direkt aus dem Zelt.

Es war so kalt am Morgen, dass das Wasser auf dem Zelt sofort gefror, als ich es verließ. Ich trug vier Schichten Oberkleidung, Handschuhe und Mütze für ca. eine halbe Stunde Marsch, dann begann der „Pellvorgang“. Unten angekommen erwartete mich die Sonne und ich ließ mich bewusst von ihrer Wärme verwöhnen.

Casa de Luna

Sonntag, 14. Mai, 22:47 Uhr, Meile 485,4 nach Casa de Luna und ins. 17,7 Meilen

Nach ca. 10 Meilen erreichte ich das Trialangelhaus Casa de Luna.

Chaotisch und unaufgeräumt wirkend, aber mit allem, was man braucht, um sich ein bisschen zu erholen. Zum Frühstück gibt es Pancakes und abends den legendären Tacosalat. Ich kam für das eine zu spät und ging für das andere zu früh.

Die rustikale Gartendusche habe ich aber gerne genutzt und in zwar sicher nicht sauberer, aber frisch ausgewaschener Wäsche fühle ich mich auch wieder wohler. Um 15:30 Uhr war ich wieder auf dem Trail und froh darüber.

Ich habe eine neue Blase am rechten großen Zeh. Hoffentlich nervt die nicht.

Noch 32,1 Meilen bis zur nächsten Dusche: Hikertown.