Wie es weiterging….
Ich habe „Detour“, dem einen der freundlichen Feuerengel, zum Abschied zugewunken, der noch im Eingang seines Zeltes rumlümmelte, und habe mich gegen 7:00 Uhr auf den abfallenden Weg zum Highway 2 gemacht. Mein Körper hat eindeutig zu mir gesprochen: Die kommende Steigung von steilen rund 400 Höhenmetern wollte er nicht schonwieder leisten, zumal der PCT den Highway im Verlauf mehrfach kreuzen würde. Da dieser aber kaum befahren ist, ist ein Hitchhiken nicht erfolgsversprechend, weshalb ich mich zu Fuß auf den Weg machte.
Nach rund 500m hatte ich aber mal wieder Glück:
Ich habe inzwischen echt viele Höhenmeter und PCT km ausgelassen, ich könnte mich schon jetzt nicht mehr als „Thruehiker“ bezeichnen, selbst wenn ich die High Sierra überqueren könnte… egal.
Beine und Füße waren in guter Stimmung, zumal die Strecke prima zu laufen war und sich die 480 Höhenmeter prima im Verlauf und im Wegverlauf versteckten.
Nachmittags erfuhr ich, das Ludo erneut gestürzt war und den PCT beenden würde. Zu ihm hatte ich großes Vertrauen, er sprach mir oft Mut zu und hat mich, z.B. nach dem Sturz, tröstend in den Arm genommen. Seine Heimreise tut mir somit doppelt leid – für ihn und für mich.
So kam ich auf die spontane Idee, ihn zum Abschied im Krankenlager zu besuchen. Keine Ahnung habend, wo ‚Palmdale‘ liegt, nahm ich nach 15 Meilen den erstbesten Hitchhike mit zwei Mexikanern in einem echt heruntergekommenen Pickup. Die Entfernung stellte sich als unerwartet weit heraus, wir fuhren bestimmt eine Stunde, zumal die zwei auch noch halten und nach dem Weg fragen mussten. Zum Abschied warnten sie mich noch, ich solle auf mich aufpassen, nicht alle Menschen seien gute Menschen. Geld nahmen sie natürlich auch nicht… „God bless you“ riefen sie mir noch zu…
Ludo hat sich echt gefreut! Ich durfte erstmal duschen, dann sind wir schön essen gegangen. Das halbe Bett hat mich nichts außer Mut und Vertrauen gekostet und ich werde diesen Ausflug ins Leben hoffentlich niemals vergessen.
Zurück gekommen bin ich mit einem Trialangel. Sie hat mich zu einem Campingplatz gebracht, auf dem ich schon wieder den ganzen Tag relaxe… und der nur 10 Meilen von Auga Dulce, der nächsten Resupply Station entfernt ist. Ich habe also erneut Meilen und Höhenmeter ausgelassen…. schäme mich zwar, frage mich, was ich alles verpasst habe, was ich hier eigentlich tue und ob ich nicht strenger mit mir sein sollte…. Aber jetzt, in diesem Moment, fühle ich mich ganz gut.
Geht es nicht darum?
Vielleicht hast du ein Stück Weg verpasst, aber du hast was anderes erlebt. Wo liegt die Wertigkeit? Was ist wichtiger: das Gehen, das Bleiben, jemanden treffen …? Jetzt, genau hier! Darum geht es doch.
Doch! 😃