Titel? Nicht nötig.

 

Ist das nicht schön?

Und schmerzhaft. Ist man auf der Suche, hat man schon verloren.

Manchmal ist es einfach da.

Es hat noch nicht viel mit Ruhe zu tun, dafür aber mit Wohlgefühl.

Es ist wie aus feinem Porzellan.

Ein Hauch.

So schön wie zerbrechlich.

Es kann zerplatzen wie eine Seifenblase, hinterlässt zwar scharfkantige Scherben, aber auch Spuren von „Ja, es war tatsächlich da“.

Es kommt vielleicht wieder.

Mein Traumberuf?

Wundexperte für zerrissene Seelen.

Lehrer im Fach „zauberhafte Genesung“.

Eichhörnchen in den Wäldern des Wohlgefühls.

Tante im Kindergarten der Lachmonster.

Trial Angel mit Schatten, kalter Cola, frischen Früchten und einer herzlichen Umarmung am PCT…

Noch ’ne Idee?

 

Ja… Nicht suchen. Sein 🙂 .

 

Das Laufen – Stimme der weisen Frau?

Ich habe schon so oft erfahren, dass mir das Wandern einfach gut tut.

Nicht nur das gute Gefühl „danach“, sondern auch das Entdecken einer „neuen Welt“ in Form noch nie gegangener Wege, Gegenden, weiten Aussichten, beeindruckenden Kleinigkeiten.

Neue Abschnitte erreichen und langsam durchqueren. Amkommen. Vergangenes zurücklassen.

Die Fort-Bewegung mit den Beinen lädt das Denken und Fühlen freundlich ein, es ihnen gleichzutun.

Nur momentan schaffe ich den Anfang nicht mehr.

Ich könnte Tages-,  Wochenend- oder Langstreckenwanderungen hier in Deutschland machen oder mich in den Bus setzen und irgendwo den Jakobsweg beginnen. Aber ich laufe kaum mehr in die Stadt.

Irgendewas lässt mich verharren. Mal schiebe ich den Grund auf das Wetter, mal auf meine Trägheit, dann auf die Angst.

Du willst vielleicht gar nicht laufen, Karin, Du willst was anderes, was Du auch nicht durch Laufen erreichst. Das hält Dich.

Die alte Sehnsucht?

Ich muss das Laufen trennen wie ein Ei um klar sehen zu können?

Und wenn nicht? Wenn es Ruhe und Innehalten ist, was ich brauche?

Es tun, einfach tun.

Der Fünfzigste.

Nein, ich habe nie wirklch daran geglaubt, in Kanada anzukommen.

Aber ich habe auch nie darüber nachgedacht, was ich an und mit meinem 50. Geburtstag machen werde.

Jetzt bin ich hier und er ist bald da.

Nicht, das er mir etwas bedeute, er ist mir eigentlich egal.

Alleine sein, wenn er ankommt, mag ich aber auch wieder nicht.

Was soll ich nur mit ihm anstellen?

Nun… wenn ich es mir recht überlege:

Als Anlass Euch zu mir zu locken, könnte er sich echt gut eignen 😉 !

Und danach kann ich anfangen, mir darüber Gedanken zu machen,

was ich mit ihm anfangen kann.

Zeit nutzen

Zeit nützlich füllen. Etwas sinnvolles machen. Etwas aus der Zeit machen.

Geht das überhaupt?

Es gibt sicher viele kluge Menschen, die sich darüber gründlich Gedanken gemacht haben.

Ich spüre nur den Druck.

Es kann doch nicht sein, einfach nur sein zu dürfen.

Es muss doch…

Und wenn nicht?

Spüre Angst in mir hochkriechen.

Und wie gut so eine Mauer der Regeln, Beschäftigung, Sucht tun kann. Dumm nur, wenn sie weg ist.

Ich komme ständig auf andere Ideen, was ich mit meiner Zeit anstelle.

Gerade hatte ich die Idee, mich in das verrückte Abenteuer zu stürzen, das Ideenhaben zu lassen.

Da bekommt die Angst ein bisschen Lustgeschmack und Neugieraroma. Leider fehlt meiner Phantasie der sonnengebräunte, aufmunternd lächelnde Gelatiere ihres Vertrauens…

Komisch, aber Lust auf italienisches Eis habe ich jetzt!!!

Erste Hilfe – für mich

Zur Zeit trage ich mich immer wieder mit dem Gedanken, auf den Jakobsweg zu gehen. Mir und dem Laufen wieder eine Chance geben. Zu wissen, was zu tun ist. Die Unruhe und die Zeit, die mir bleibt, „nutzen“.

Aber ich habe auch Angst. Was ist dort anders als auf dem PCT?

Weniger…. mehr…. leichter?

Sicher ist: Mir kann und wird es vermutlich auch dort passieren, dass ich in meine Löcher der Angst falle.

Erinnerung, was ich dann für mich tun kann, etwas, das mir helfen könnte:

  • „Ist nicht schlimm.“ Es geht auch diesmal wieder vorbei. Wir (die helfenden Stimmen des Chors) schaffen das.
  • Mich auf das „Hier und Jetzt“ besinnen: Ich sehe, ich höre, ich spüre, ich rieche, ich schmecke. Ich atme und fühle den Boden.
  • Stopp!!! /  „Ich will den Scheiß nicht mehr hören!!!“
  • Mich auf den Boden legen. Spüren, dass ich gehalten und getragen werde. Vielleicht extra aufstehen und wieder bewusst hinlegen. Wiederholt.
  • Sonne spüren. Ich muss nichts tun, um da zu sein zu dürfen und gewärmt zu werden
  • Raus aus der Situation – z.B. Aus dem Auto / Zelt steigen, ein paar Schritte laufen
  • Musik hören, singen oder summen
  • Der Gedanke, dass es mir gut gehen darf und soll. Ich darf mich jetzt einfach für das entscheiden, was mir gut tut
  • Mich in den Arm nehmen und halten lassen. Einfach jemanden bitten, das zu tun.
  • TRE (zittern) und Zapchen (spucken, liebevolles Würgen, prusten, stampfen, die Welt ablegen, schaukeln…)
  • Alkohol. Einen guten Wein oder eins, zwei Bier trinken.

Schade, PCT

Dieser Bach lud mich vor ein paar Tagen ein, an seinem Bett Platz zu nehmen.

Was für ein schöner Ort. Klares, kühles Wasser gluckst und rauscht unablässig über glatte, graue Steine mit zarten, weißen Mustern.

Und natürlich habe ich an den PCT gedacht.

Immer wieder tut es weh, wenn ich Bilder der Menschen sehe, die noch dort sind. Ich wäre auch noch gerne dort.

Warum schmerzt es so?

Es geht um den Wunsch, anzukommen.

Es ist die Hoffnung auf das Ankommen, was mich treibt und vielleicht ist dieses Getriebensein auch ein Grund, warum ich so selten dort angekommen bin, wohin ich eigentlich wollte:

Im Zufriedensein. In Ruhe. In meiner Mitte.

Ein für alle Mal. Ein Ziel, so fern und unvorstellbar wie Kanada.

Mit jedem Tag hatte ich die Chance, mir den Schmerz des Verlustes zum alten Freund zu machen, der mich begleitet wie ein Schatten: Zwar da ist, aber nicht mehr so weh tut. Nein, ich habe ihn weder aushalten noch annehmen können und bin wieder vor ihm geflohen.

Dabei hätte mir der PCT mit seiner wilden Schönheit, den Hilfestellungen wie Apps, freundliche Menschen, einfache Wegführung und normalerweise recht gute Wetterbedingungen so gut als Boden, Träger, Rahmen, Inspiration und Ablenker dienen können.

Deshalb tut es weh.

Spüren, was ich vermisse:

Den Trail.

Aber vor allem, das ‚Einfach sein zu können‘, Teil zu sein, meinen Platz zu haben, Aufgaben zu haben, in die ich hineinwachsen und erfüllen kann und will. Zufrieden zu sein. Mit wenig und / wie mit mir.

Es ist die Traurigkeit, darüber – mit dem PCT – wiedermal – die Hoffnung verlassen zu haben, dass mir das je gelingen könnte.

Sucht oder (Verrückt-) Sein? Wirre Fragen.

Ist es Flucht oder Leben?

Es war eine so dermaßen verrückte Idee auf den PCT zu gehen.

Ermöglicht durch Uffenheim.

Ich habe meine Süchte verlassen. Das Essen, das Fernsehen, die Arbeit.

Was mich in Aufruhr gebracht hat. Ich spüre mein Getriebensein, meine Angst, meine Verunsicherung. Dieser Unruhe verdanke ich mein „Verrücktsein“ und somit viele Erlebnisse.

Das Verrückteste war natürlich der PCT an sich.

Auch auf dem PCT habe ich verrückte Dinge getan. Zum Beispiel, zu Ludo zu trampen. Oder nach Bishop. Oder zurück nach Big Bear zu fahren, um alleine meine Streckenlücke zu füllen. Mich dort wieder umzuentscheiden, um hunderte von Kilometern zurück zu fahren. Abzubrechen. Wieder den Rückflug absagen zu wollen, um mir noch eine allerletzte Chance zu geben. Lauter verrückte Dinge, so wie jetzt auch meine kleine Tour de France.

Ist Verrücktsein meine neue Sucht?

Laufe ich nur weg vor dem Annehmen meines kleinen Lebens? Bin ich nur verrückt, um mich nicht um meine Aufgaben im Hier und Jetzt zu kümmern?

Mit dem Tun von verrückten Dingen erringe ich Aufmerksamkeit, Anerkennung, Bestätigung. Ist Verrücktsein also nur die Suche nach Gehaltenwerden von Außen? Das „Seht mich!“ – damit ich mich nicht selbst sehen muss?

Etwas Besonderes sein wollen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und zu „verdienen“. Weil es ja gar nicht sein kann, einfach sein zu dürfen. Das kann nicht genug sein, es muss verdient werden.

Und wer bin ich denn überhaupt, wer will ich sein? Und will ich das tun, was ich gut und richtig finden könnte? Darf ich das dann überhaupt?

Verrücktsein hilft mir alles in Frage zu stellen. Es gibt mir die Erlaubnis.

Verrücktsein ist aber auch ein Neinsagen zu meinem bisherigen Leben. Dabei war da bestimmt auch nicht alles schlecht.

Zudem klage ich darüber, meine Mitte nicht zu finden, gebe mit dem Verrücktsein der Unruhe aber immer wieder selbst Antrieb.

Ist es eine neue Sucht, einfach eine neue Art von Weglaufen aus dem Schmerz der Leere? Also ist Verrücktsein nur eine neue Süßigkeit, die den Schmerz überdeckt?

Oder ist es das Tor ins Leben? Lebendig sein. Neues denken, hoffen, wünschen, wagen, erleben zu können?

Muss ich Verrücktsein leben um mich selbst annehmen zu können? Um nicht wieder in Selbstzweifel zu verfallen, weil ich Nein gesagt habe? Zu bequem war?

Wenn ich also Nein sage zu einer verrückten Idee – sage ich dann Nein oder Ja zum Leben?

Ich, ich, ich….

Ist das vielleicht alles nur Getue um Aufmerksamkeit zu bekommen?

Puh.

Ich musste das mal aufschreiben, in der Hoffnung, es irgendwann einsortieren zu können. Ich weiß, dass es auf viele dieser Fragen keine eindeutige Antwort gibt, kein Schwarz-Weiß, sondern eher ein hübsches Grau.

Ich muss Verrücksein nicht leben.

Ich darf den Geschmack der Vorstellung von Verrücktseins spüren, die es mir bereitet, wenn ich daran schnuppere. Die Hoffnung erforschen, die darin innewohnt. Auch ohne verrückt zu sein.

Aber ich darf es auch leben.

Es hat was von Weite.

Reiseverbindungen

Seit rund einer Woche bin ich nun auf meinem kleinem Ausbruch nach Frankreich unterwegs.

Auch wenn es äußerlich recht wenig mit dem PCT zu tun hat, kommen mir ständig Erinnerungen in den Sinn. Zum Beispiel an bestimmte Strecken. Oder Gewohnheiten. So ziehe ich die Socken morgens sehr sorgfältig an und korrigiere sofort den Sitz, wenn ich einen Druck im Schuh spüre. Auch hier wasche ich abends die Wäsche aus, so wie ich es auf dem PCT nach Möglichkeit immer getan habe, obwohl ich ja viel mehr Wäsche bei mir habe. Die Stirnlampe trage ich abends am liebsten um den Hals, dann weiß ich, wo sie ist. Nachts liegt sie neben dem Kopf, da, wo auch die Lesebrille ist. Höre ich einen Bach rauschen, stellt sich auch hier die Freude ein, wie ich sie dort erlebt habe. Wasserstellen zu erreichen, bedeutete für mich nicht nur, wieder genug Wasser zu haben, sondern auch das Erreichen eines Ziels und somit eine gewisse Zufriedenheit an sich.

Heute bin ich eine Nebenstrecke gefahren. Die kleinbäumige, strauchige Vegetation ähnelte manchen Gegenden auf dem PCT. Die einspurigen Sträßchen mit ihren engen Kurven erinnerten mich bisweilen an den Verlauf des PCTs und manche Ausblicke in die Hügel an die Weite Kaliforniens.

Ich bin so gerne im Freien. Und schlafe gerne draußen, wache mit dem Tag auf. Zumindest, wenn es trocken und warm ist 😉

Ja, und die Gefühle… Ich sehe verliebte Paare, liebevolle Eltern mit ihren Kindern oder einfach mich äußerlch ansprechende, schöne Menschen und spüre den Schmerz meiner unerfüllbaren Sehnsucht, und versuche, ihm nicht zu viel Raum zu lassen.

Aber auch die Gefühle stellen sich wieder ein, die mich letztendlich zum Abbruch getrieben haben. So kann ich die Vorstellung nicht ertragen, das das Handy leer sein könnte. Ich schreibe den Blog, auch um mich im Kontakt zu Euch zu wissen. Ich suche Mc D auf, um WLAN zu haben. Ich telefoniere. Ich brauche die Bestätigung der Anbindung.

In diesem Punkt bin ich noch nicht weiter gekommen und irgendwie ruhelos auf der Suche nach meiner Mitte.

So trete ich morgen den ca. dreitägigen Rückweg an. Ich nehme mir wichtige Termine wahr und plane, ein Navi zu besorgen. Und ich hoffe, die eine oder den anderen von Euch zu sehen und zu spüren.

Aber schon jetzt überlege ich mir, wohin die nächste Reise gehen könnte. Die Vorstellung, zu Hause zu sein und zu bleiben, ist mir noch nicht wirklich möglich.

Und das Unterwegssein hat durchaus auch seinen Reiz!

Ich habe die Stunden am Meer genießen können. Und das bisschen Sonnenbrand  hilft nur, mich daran zu erinnern.

Du kannst nicht vor Dir selbst fliehen

…hat neulich ein Mensch zu mir gesagt, den ich sehr lieb habe.

Das stimmt. Leider.

Aber ich kann vielleicht Abstand schaffen. Kurz innehalten und versuchen wahrzunehmen, was ich sonst noch spüren und erleben kann. Diesen Fluchtversuch nutzen, Neues zu tun, zu erfahren, eine Art von Lebendigkeit zulassen, die mir lange Zeit fern war.

Ich möchte auch immer besser ‚Ja‘ zum ‚Nein‘ sagen lernen. Zu dem, was mir gerade unmöglich ist, zu spüren oder zu erfahren. Vielleicht kann ich das auch irgendwann in aller Ruhe tun, ohne Ausbruch und Flucht.

Wandern war mir zuletzt nicht mehr möglich, weil die Langsamkeit zu viel Raum zum Nachdenken gelassen hat. Und auch wenn ich wohltuende Gesellschaft wirklich sehr vermisse, so ist es nahezu unmöglich, alleine zu viel zu sein.

…oder mich meiner Gesellschaft in irgendeiner Art überdrüssig zu fühlen. Auch das.

(So viel zum Thema ‚eigentlich unerlaubte Gefühle zulassen‘)

Aber es gibt so viel Grautöne. Möglichkeiten, Unmöglichkeit zu leben.

So wie jetzt gerade.

Und der Genuss darf wachsen.