Freundschaft

 

Freundschaft ist für mich der Boden.

Dort, wo ich das finden kann, was mir zum Leben fehlt.

 

Freundschaft habe ich durch Dich kennengelernt.

 

Ich weiß und Du weißt. Mehr müssen wir nicht wissen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Es kann einfach keine schönere Antwort geben.

Danke, Anke,

Freundin.

 

 

Blassgoldglänzend

Im Moment sein heißt lauschen, spüren, sehen, riechen – und das Lassen tun.

So legte ich mich einfach hin, hörte den Grillen, den Halmen, den Stechmücken und dem Christoph zu. Sah den Mond und ganz viel Himmel.

Atmen. Gänzlich unbemerkt

blieb ich noch eine Weile, nahm einen Teil Wirklichkeit wahr, ließ sie sein und mich darin. Ließ die restliche Welt sein und den Tag gehen.

Bodenwärme.

 

Sehnübungen

 

Ich muss da sein, um anzukommen.

 

Was hindert mich daran Ruhe und Klarheit zu gewinnen?

Was hat Dasein mit Stillstand zu tun?

Nichts.

 

Es ist die Angst. Feigheit. Vielleicht Zwang.

Ist es vielleicht doch ein instinktives Gefühl oder vielleicht die Vernunft, mich nicht noch mehr in Gefahr zu bringen?

Ich traue mir und meinen Entscheidungen nicht. Bin am Dauerzweifeln. Und das verdammt ausdauernd!

Sprichwörtlich leidenschaftlich.

Gelebte Lust.

Lust am Leben?

Verboten. Nie gelernt. Mit Scham und Schuld vernebelt. Irgendwie verriegelt.

Wie kann man lustvoll leben, wenn die Erlaubnis zum Dasein fehlt?

Geht Dasein ohne Lust?

 

Lernen. Geht nicht durch Lotto. Geht durch üben…

 

Willkommen

Sehnsucht

Da sein lassen

 

 

Alex Meier Fußballgott

Gestern spielte die Eintracht in Frankfurt gegen den HSV. Gegen Ende der zweiten Halbzeit forderten die Fans im ausverkauften Stadion lautstark die Einwechslung von „Alex Meier Fußballgott“.

Dieser Beiname wird ihm schon sein Jahren zuteil und sowas fällt einem nicht einfach zu.

Alex Meier spielt seit 2004 als Stürmer bei der Eintracht. Das ist im Bundesligafußball eine sehr lange Zeit. Er stieg mit auf und ab und auf und ab und auf und war lange Zeit ein Garant für die jeweils nötigen Tore. Obwohl man sich oft des Eindrucks nicht verwehren konnte, dass die Eintracht nur mit ihm auf dem Platz gewinnen konnte, zeigte er sich in den Interviews immer bescheiden, unkompliziert, hob sich nicht hervor und reihte seine Leistung immer in die der Mannschaft ein. Sowas merken sich die Fans.

In der laufenden, fast abgelaufenen Saison hat er verletzungsbedingt nicht gespielt. Und als Fünfunddreißigjähriger wird er wohl auch nicht mehr damit rechnen, dass sein Vertrag nochmals verlängert wird. Aber gestern war er seit langem mal wieder im Kader und dann war es so weit: Alex Meier wurde in der 86. Minute beim Stand von 2:0 für die Eintracht eingewechselt. Das alleine war schon ein irgendwie ergreifender Moment.

Es war diese Freude, die ich teilen und fühlen konnte und mich zu Gänsehautschauern, ja, sogar feuchten Augen rührte. Anerkennung des Trainers für seine Arbeit und Geste für die Fans, die mit ihrem stadionbeschallenden, anhaltenden Feiergesang ihre Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck brachten.

Und dann schoss der Kerl doch tatsächlich in der 90. Minute noch das 3:0!

Ich konnte mich – ganz einfach – mit ihm und Tausenden anderen freuen. Einfache, geteilete Rührung, Anerkennung, Freude.

Und das war – einfach – schön.

Splitter 37 – Taubheit

Taubheit

Ekelerregendes wird nun nicht mehr nur von meinem Hirn produziert, sondern auch durch die Wunde am Gesäß. Und ihr dumpfer Schmerz wechselt sich mit einem Gefühl ab, das an eine – je nach dem – zunehmende oder abschwellende Lokalanästhesie erinnert.

Sensibilität ist mir auch in anderer Beziehung abhanden gekommen. Kommt man in ein Krankenhaus, gibt man noch mehr ab als die engen Grenzen des Erträglichen und einen Teil der Selbstbestimmung. Ich beispielsweise habe den Kontakt zu meinem Chor abgegeben. Er ist zerfallen. Die Stimmen sind verstreut. Ich bin taub.

Müsste ich ein Antidepressivum nehmen, gäbe ich ganz sicher ihm die Schuld für diese Entferntheit von dem, was ich in den letzten Monaten an mir entdeckt habe. Es hat mich in Bewegung, Erstaunen und Mut versetzt, aber auch in zielloses Suchen, immer wieder eingebremst von Denkblockaden aus Verunsicherung und Angst. Mein altes Leben war weg und das neue für mich nicht wirklich vorstell-, form- oder gar greifbar.

Zermürbt, zermahlen, aber in diesem höhnischem Spott über mich selbst war ich noch zu einem Entschluss in der Lage:

„Jetzt reicht es“.

Und dann machte ich mich auf den Weg, meinen langgehegten Plan, mit meinem Leben wieder verbunden zu sein, indem ich es mir nehme, in die Tat umzusetzen.

Es war eigentlich ein ganz guter Plan, aber eine dilettantische Durchführung. Verloren oder gewonnen?

Ich habe gelernt.

Und bin am Leben. Halte mich an Regeln, übe flüchtigen Kontakt und alles irgendwie richtig sein zu lassen, hülle mich in das Zeitvergehenlassen ohne wirkliches Vertrauen. Dumpf annehmen, hinnehmen, noch nicht mal warten, einfach abgeben, irgendwie zu sein versuchen, nur nicht fühlen.

Ist das Genesung?

Mein Essdruck sagt eindeutig „Nein“.

Watte anfressen.

 

Angst und Lust

 

Angst vor dem Loslassen.

Lust auf das Fliegen.

Angst zu verlieren.

Lust zu finden.

Vielleicht bin ich schon weg. Ich will es nur nicht wissen.

 

 

Vielleicht will ich nicht weg. Und will es nur nicht wissen.

Lust zu finden.

Angst vor dem Vermissen.

Lust zu bleiben.

Angst anzunehmen, was ist.

 

 

Vielleicht weiß ich es schon lange.

Und habe nur Angst vor dem Sprung.

Ob meine Flügel mich tragen

Kann ich doch nur beim Fliegen lernen.

 

 

Vielleicht weiß ich es schon lange.

Und habe nur Angst vor dem Ja?

Ob meine Wurzeln mich halten

Kann ich doch nur beim Bleiben lernen.

 

 

Bis heute habe ich keine Wurzeln im Vertrauen.

Mein Halt sind meine Freunde.

Und die fliegen mit.

 

 

Leben jetzt

> Gesendet: Donnerstag, 29. März 2018 um 12:48 Uhr
> Von: „Karin“ <xxx>
> An: „xxx“ <xxx>
> Betreff: Leben jetzt
>
> Hi xxx!
>
> Ja. Schön von Dir zu lesen: Dito 🙂
>
> Zu lesen, dass Du auch auf Asphalt wieder Boden gefunden hast.
>
> Wo soll die nächste Reise hingehen?
>
> Ich bin noch unterwegs. Nein, nicht auf einem Wanderweg. In der Zwischenwelt.
>
> Bin krank geschrieben und werde wohl nicht mehr wieder zurück auf die Station gehen. Auch nicht mehr zurück in das Krankenhaus, in dem ich über 30 Jahre lang gearbeitet habe.
>
> Wie die Krankheit heißt? Vielleicht ungestillte Sehnsucht oder Suche nach dem Ankommen?
>
> Noch bekomme ich Krankengeld bis Februar. Wohin der Weg mich führt?
>
> Ich habe noch keine Vorstellung.
>
> Bin gerüttelt. Wach oder durch? Zer?
>
> Freue mich, wieder von Dir zu lesen oder hören. Oder, irgendwann, zu sehen.
>
> Vielleicht bei einem gutem, würzigen, herbem Bier.
>
> Solltest Du mal in der Gegend sein, melde Dich. Ich freu‘ mich drauf.
>
> Herzliche Grüße
>
> Karin

Sehnsucht

Beim Denken an Dich, für uns, liebe „Duweißtschonwer“!

 

Der Blick ist starr
gliedertiefer Hoffnungsschock
wie im Tunnel scheint nur eine Richtung möglich

So unmöglich scheint die Existenz des Lichtes
dass ein Blinzeln
es vernichten könnte

Nur nicht loslassen

Wohlwissend der öligen Schwäche
und der scheinbar wahren Lebrigkeit

wir kennen sie gut

Starren ist enge Angst
Vernichtung der Hoffnung

nicht Dunkelheit, aber
Blindheit schafft Vertrauen

Liebe macht blind

Blinzel

 


 

Die alte Sehnsucht steht mir im Lebensweg.

Licht öffnet die Schleusen. Alt und neu vermischen sich.

Die Kleine in mir sehnt sich so unsagbar, unfühlbar groß

Ich habe Angst vor Dir.

Du drückst mit voller Wucht ins Leben

Kleine, ich weiß. Du kannst nicht so laut schreien wie der Schmerz, die Wut, Deine Traurigkeit.

Ich bin kein guter Ersatz. Aber ich will und kann vielleicht doch ein bisschen besser werden. Dich einlassen in mein Leben und mich einlassen auf Dich.

Es bleibt mir keine Wahl.

Nur Hoffnung.

 

Das Leben könnte schöner sein…

Vertrauen heilt Schmerz

Vertrauen ins Leben oder Gott weiß wer an ihn glaubt

 

Übungen

Es ist Freitag, der 19. Januar 2018, kurz nach 7 Uhr morgens. Leonhard Cohen säuselt mein Zimmer voll und lädt mich ein zur Hingabe, zur Sanftheit, zum Sein und Lassen, zum ruhigen, tiefen Atmen, zum Wahrnehmen und -haben, – zum Innehalten eben.

Habe als Übungsmittel eine Flasche Sekt im Eisfach.

Passt das zu diesem dampfenden Getränk in der Tasse? Brennesseltee steht für mich für „Loslassen“. Er hat einen herben, erdigen Geschmack. Aber auch für „Verinnerlichen von Unberührbarem“.

Jetzt gerade im Moment sollte ich eigentlich auf der Arbeit sein und „Patienten“ „fertig machen“.

Es gibt einige unter Euch, die genau wissen, was ich damit meine. Und ich lasse es trotzdem bewusst so stehen.

Nach meiner letzten Nachtschicht hatte ich fünf Tage frei und gestern den ersten von acht aufeinanderfolgenden Diensten.

Ich habe es geschafft bis 10:45 Uhr und ich habe es geschafft und bin gegangen.

Es passiert in mir und um mich rum, was ich gerade tue.

Ich kann es nicht besser beschreiben: Ich bin es, ich weiß, es stimmt, aber ich fasse es nicht und glauben kann ich es und daran, dass es wirklich stimmt, auch noch nicht. Dieser Satz ist nicht zu lesen. Passt zu dem Gefühl…

Ich kann diese Arbeit nicht mehr tun.

Vermutlich schon ganz lange nicht mehr.

Ich werde diese Arbeit nicht mehr tun.

Nicht mehr widerstrebend, jammernd, mich selbst bemitleidend, auf die letzte Minute losziehen um gehetzt, aber rechtzeitig anzukommen. Die Station aufschließen, lauschen, vorsichtig riechen, was mich erwartet. Im Vorbeigehen ein flüchtiger Blick auf den Pflegewagen: Alles da oder muss ich nachher an was denken? Kaffeegeruch – guten Morgen… alle da? Wer wohin?

Ich werde diese Arbeit nicht mehr tun. Meinen Platz haben, ein für fast alle angenehmer, weil immer bei sich selbst die Schuld suchender, umsichtiger, mitfühlender, mitdenkender, insgesamt eher mehr als weniger geschätzter Teil des Teams sein.

Es kann reizvoll sein, etwas zu tun, das man sowieso niemals gut genug machen kann. Es passt zu mir und meinem Grundgefühl, nicht gut genug zu sein.

Und es ist so schön, gerade von diesen Menschen ein Lächeln als Dank zu bekommen. Auch wenn sie gerade an ganz jemand anderen denken, glauben woanders zu sein – ich bin Teil, vielleicht sogar Geburtshelfer dieses Lächelns in diesem Gesicht voller Zeichen eines langen Lebens.

Und ich werde nicht mehr respektvolle Blicke oder Worte voller Achtung und Mitleid bekommen, wenn ich sage: „Ich bin Krankenschwester auf einer psychiatrischen Demenzstation“.

Vielleicht fühlt sich das bei anderen richtig an, wenn ich das tue.

Aber es fühlt sich bei mir nicht mehr richtig an. Und um mich „richtig“ im Sinne von „in Ordnung“ zu fühlen, muss ich aufhören das zu tun, was sich nicht richtig anfühlt.

Übung 4995:

Denke: „Ich bin nicht mehr Krankenschwester auf einer psychiatrischen Demenzstation“ und spüre dem Reiz nach, den das verursacht.

Mmmmh…..

Übung 4996:

Trete vor den Spiegel und sage voller Achtung, Respekt und Mitgefühl:

„Ich bin nicht mehr Krankenschwester auf einer psychiatrischen Demenzstation“

Fühle Dich saumäßig wohl dabei.

 

Ok. Zeit für den Sekt 😉

 

 

 

Zweifel

Ich habe mich „aufgemacht“ im letzten Jahr.

Und ich habe mich zu spüren bekommen.

All diese Selbstzweifel, die Unruhe, das Gefühl der Haltlosigkeit, meine Einsamkeit. Das Gefühl, falsch zu sein. Und die tiefe Sehnsucht.

Ich lerne mich selbst wahrzunehmen und auszuhalten.

Und ich lerne es hoffentlich, darauf entsprechend zu reagieren und immer leichter Entscheidungen zu treffen, die sich richtig anfühlen.

Am letzten Montag habe ich meine Arbeitsstelle wieder angetreten. Im ganzen letzten Jahr habe ich nach dem Klinikaufenthalt und vor dem halbjährigen unbezahlten Urlaub kaum gearbeitet.

In meiner alten Strenge, mit mir selbst umzugehen, würde ich sagen, es war Gewohnheit, oder es mangelt mir an Durchhaltevermögen oder Willen. Heute halte ich die schlichte Notwendigkeit für möglich, die mich in den letzten Tagen in mein altes, zwanghaftes Essverhalten trieb.

Essen ist Trost und Belohnung für besondere Anstrengung. Aber was ist denn so anstrengend?

Es fühlt sich schlicht nicht mehr richtig für mich an, dort zu arbeiten. Und es macht mir Angst, dies als meine Wahrheit anzunehmen.

Aber ich kann nicht mit mir ins Reine kommen, wenn ich ständig damit beschäftigt bin, mich im Dreck zu wälzen.

Ich werde mich nie richtig fühlen, wenn ich das Gefühl habe, das Falsche zu tun. Am falschen Ort zu sein. Ich kann und will die Anforderungen dieses Arbeitsplatzes nicht mehr erfüllen. Ich habe mich aufgemacht und will mich nicht mehr zustopfen müssen, um in der Lage zu sein, dort zu arbeiten. Ich will den Preis nicht mehr zahlen, den es mich kostet, dort arbeiten zu können.

Warum habe ich den überhaupt all die Jahre gezahlt?

Ich sehe nun deutlicher, wie wichtig es für mich als Karin ist, einen Platz zu haben, an dem ich willkommen bin. Anerkannt und gesehen. Als Person irgendwie gewertschätzt und Teil einer Gruppe von Menschen. All dies glaubte ich in einem gewissen Maße in der Arbeit gefunden zu haben. Ausgeblendet habe ich die Details, vor denen ich nun nicht mehr meine Augen verschließen kann und will.

Es macht mir Angst, wie emotional unbeteiligt ich gedanklich diesen Hort der Sicherheit aufgebe. Wie viel ist mir die Sicherheit eines unbefristeten, im Pflegebereich gut bezahlten Arbeitsplatzes wert? Bringe ich mich um Hab und Gut und in Not? Ich erhoffe mir Genesung, mehr und mehr Heilsein fühlen zu können, indem ich nicht mehr so viel tue, was sich falsch anfühlt. Aber die Pessimisten in mir lachen sich gerade kaputt…. „Deine Wunden sitzen tiefer, meine Liebe, die heilen doch in diesem Leben nicht! Du machst Dir was vor! Planlos, ideenlos, haltlos wie Du bist!“

Ich werde wieder zur Arbeit gehen. Und hoffe darauf, noch deutlicher zu spüren, dass es so nicht weitergeht. Dass sich ein Weg auftut, der sich gut anfühlt. Und die Strecke dazwischen kleine Wunder birgt, mit denen ich jetzt noch gar nicht rechnen kann.

Karin, denk‘ an den PCT… keine Minute willst Du missen. Trotz des ganzen Schmerzes.

Gleichzeitig habe ich Angst davor, dass die alten Mechanismen des Verdrängens wieder greifen.