Geburtstagsgeschenk

Ich wusste, sie kommt später noch zum Kaffeetrinken. Es war klar, sie kommt nicht zu mir, ich würde aber mit am Tisch sitzen. Und ich wusste, sie hat Geburtstag.

So deckte ich den Tisch mit einer Tischdecke ein, erfand Gründe, warum bestimmte Tassen vielleicht doch zu den Mustern oder Farben eigentlich völlig unpassender Teller passen könnten, suchte Servietten aus. Fand eine kleine Kerze in Blütenform und ein passendes Gefäß dafür. Freute mich darüber, dass sogar das Feuerzeug so schon bunt war. Füllte die Kaffeemaschine auf…

Alles war rechtzeitig fertig.

So hatte ich Zeit genug, um eine gemütliche Radfahrt zum Bahnhof zu machen. Rein zufällig hatte ich tags zuvor die Blütenpracht auf den ungemähten, wild bewachsenen Parkplatzrändern entdeckt und die Idee gehabt, ihr dort ja einen Geburtstagsstrauß pflücken zu können.

„Mit zunehmenden Alter werde ich immer komischer…“, kommt mir jetzt der Gedanke. Denn ich habe in diesem Jahr, soweit ich mich erinnere, noch keine Blume gepflückt. „Sie gehören in die Natur“, lautet mein Argument. Und dass es zu eigensinnig sei, sie nur für mich da raus zu holen.

Und was hatte ich eine Freude dabei, diesen Strauß zu sammeln!

Herauszufinden, welche Farbe noch fehlt und welche der vielen Blüten denn die Richtige für den Strauß sei… schauen, dass ich die weniger vertretenen Sorten schone usw.

Ich konnte mir die Freude gönnen, weil ich ihr eine machen wollte.

Anschließend fuhr ich dann auch noch in eine ganz andere Ecke Wetzlars, weil ich wusste, dass da ein Feld mit hunderten von echten Kornblumen war…

Ich war einfach einverstanden und zufrieden mit dem, was ich tat. Und stellte keine übertriebenen Ansprüche an mich.

Mein Geschenk zu ihrem Geburtstag.

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