Was bleibt

Kurz. Beeindruckend. Gut. Vorbei.

Damit ist dieses kurze Kapitel „Freizeitbekanntschaft für gemeinsame Aktivitäten“ vorbei, wenn auch noch nicht ganz abgeschlossen.

Zwei sehr unterschiedliche Planeten, deren Krater sich so bekannt vorkamen, haben sich gestreift.

Dem letzten Akt ging voraus:

Aus scheinbar tiefer Verletzung heraus wurde ich angeschrieen. Mit gepresster, zorniger Stimme angeschrieen.

In einem Moment, in dem ich nicht darauf vorbereitet war, also mir allenfalls einer freundlich gemeinten, auf den für mich objektiv gesehen nicht korrekten Wahrheitsgehalt der vorherigen Aussage hinweisenden, Provokation bewusst war.

Zuvor – so mir weitestmöglich – entspannt am Boden liegend wurde ich angeschrieen.

Mein Gegenüber konnte nicht wissen, dass so unerwartet damit innerhalb von Sekunden mein Vater vor mir stand. Und so kann ich mich nicht mehr anschreien lassen.

Mein unterbewusstes Nervensystem reagierte schnell.

Nach einem kurzen, erstarrten Moment des verwunderten Ertragens stürmte sie, meine Verteidigungsarmee, auf die Bühne.

Sie besteht aus einem Schwall wildem, kindlichen Trotz und Zorn in der Hülle der erwachsenen körperlichen und stimmlichen Kraft.

Ich richtete mich auf. Zwar war ich vollkommen nüchtern, aber dennoch: Wie mein Vater wurde ich laut, schroff und herablassend.

(Um im Araberbild zu bleiben: Ich stieg in Sekundenschnelle auf das wild steigende Pferd und fühlte mich mit diesem in diesem Moment stark genug – wenn auch nicht wirklich gut)

Und siehe da: Meine Grenzen wurden akzeptiert.

 

Papa, was hat man Dir nur angetan,
dass Du glaubtest, Dich so verteidigen zu müssen?

Gegen "es", aber vor uns, die wir uns nicht wehren konnten.

Du gabst sie einfach uns, die Schuld für Deinen Zorn, und ich nahm sie an.

Ich habe die Verantwortung für Dein Pferd übernommen.

Du hättest uns der sein sollen,
der uns die verantwortungsvolle Pferdehaltung nahe bringt.
Und hast uns aber nur das  zeigen können, was Du kannst...

Henne oder Ei: Du warst zu besoffen.
Egal. Es ist wie es ist:

Ich bin dran, Verantwortung zu übernehmen,
Verantwortung für ein emotionales Paket ("Typ Araber"),
das jetzt meines ist.


Dumm, wirklich dumm und schade auch, dass ich die Warnzeichen nicht vorab erkannt habe und sie, diese Grenzen, nicht anders verdeutlichen konnte.

Klar, vielleicht war der andere Planet auch zu selbstbezogen, scharfkantig, mit frischen und alten Kraterwunden beschäftigt, in einer verzweifelten situativen emotionalen Verfassung unfähig zu,… egal, es kommt auf dasselbe raus:

Nun ist er weg, der, der vielleicht ein guter Gesellschaftsplanet hätte werden können.

Und ich sitze hier auf meiner weiten Wiese und betrachte den scheinbar ruhig grasenden Vierbeiner:

Was mache ich nur mit diesem Pferd… ?

 

Wie äußert sich eine Störung der Emotionsregulation?

Menschen mit einer Borderline-Störung reagieren sensibler auf gefühlsmäßige Reize und lassen sich leichter von Gefühlen anstecken. Gefühle sind stärker ausgeprägt und werden intensiver erlebt. Gerade unangenehme Emotionen werden also häufig als unerträglich intensiv erlebt.
Die Emotionen halten länger an, d.h. Menschen mit einer Borderline-Störung brauchen mehr Zeit, um zu einer neutralen emotionalen Ausgangslage zurückzukehren.
(Bohus/Wolf-Arehult, Interaktives Skillstraining, 2.Auflage, S.48)


Also: Was mache ich nun mit diesem Pferd (also mit diesem Typ „Erleben, Vorurteil und automatisierter Reaktion“)?

Berechnen lernen. Standardformeln (z.B. der Begegnung mit anderen Rössern) eintrainieren. Immer besser kennenlernen.

Und lieb haben.

Komm‘, Schöner, wir gehen uns in den Fitnessraum bewegen. Da verstehen wir uns ein Weilchen immer ganz gut. Und danach kommst Du mit Motorrad fahren…

Gütenbach be- suchen. Den Platz, an dem sich unsere Freundin so wohlgefühlt hat. Dass es ihr dort so gefallen hat, macht ihn für uns zu einem Ort der Verbundenheit.

Und dann fahren wir kurvensuchend wieder „heim“ in diese vier Wände, die uns ein sicherer Fleck sind.

 

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