Freiburg, erste Eindrücke

Der Donnerstag neigt sich. Erst seit Dienstag bin ich hier. Aufgebrochen bin ich am Montag, den 8. Juli 2019. Bin mit dem Motorrad durch den Vogelsberg, den Spessart, Teile vom Odenwald und den Kraichgau nach Malsch bei Wiesloch gefahren und wurde dort herzlich empfangen (siehe Blogbeitrag zuvor). Am nächsten Tag ging es dann per Bundesstraßen nach Karlsruhe und von dort aus durch das Kurvenreich Schwarzwald nach Freiburg. Ich kam pünktlich um 10:30 Uhr an Ort und Stelle an.

Haus Landwasser ist eine Rehabilitationseinrichtung für psychisch erkrankte Menschen. In mir stockt es noch immer, das zu kapieren, dass ich krank, also weder „abartig“ noch „normal“ und des hysterischen Sozialschmarotzertums schuldig bin. Naja, egal, man nenne es, wie man will. Ich darf hier sein und am Rehaprogramm teilnehmen. Simulanten wird sowas eigentlich nicht bezahlt.

Ich hatte schon am Dienstag viele, viele Gespräche… mit den Mitarbeitern aus dem Sekretariat, der Pflege, der Ärztin, dem Sozialdienst, meinem Rehabetreuer und meiner „Patin“. Ich bezog mein Zimmer

und am Nachmittag kam dann noch Klaus mit meinen Sachen vorbei. Ach, was bin ich so froh, dass ich ein Fahrrad hier habe!!!

Neben der Teilnahme am therapeutischen Angebot zur Rehabilitation ziehe ich nämlich meine Kreise…

Die üblichen Verdächtigen (Lidl, Aldi, Müller, Ikea) sind ausgemacht. Habe auch schon im Second Hand Laden gestöbert, die ersten Cafe’s ausprobiert, einen Briefkasten aufgesucht, der abends um 23 Uhr geleert wird, war am Münster (war schon geschlossen) und im Obi. Eine schöne Feierabendbank mit Blick auf den kleinen Flughafen habe ich auch schon für mich erkoren.

…Wie wohl der Bau voran schreiten wird? Hoffentlich kein Hochhaus.

Die Wege im hier gleich nebenan gelegenen Wald sind schnurgerade und ziemlich langweilig, aber: Da!

Fahrräder! So viele Fahrräder… immer wieder staune ich. Es gibt hier überall Fahrradständer, Fahrradwege und sogar Fahrradstraßen. Und ich habe einen gewaltigen Respekt vor den aufmerksamen, geduldigen Autofahrern hier, die nicht nur überall mit kreuz- und querfahrenden Radfahrern zu rechnen scheinen, sondern auch noch Rücksicht nehmen und Vorfahr gewähren, wo gar keine ist. Es gibt auch viele Bäume in der Stadt. Und sehr, sehr viele Touristen. Eine Dame, die ich heute nach dem Weg fragte, meinte, ich solle vorsichtig fahren. Recht hat sie! „Karin guck‘ in die Luft“ befürchtet nicht ganz grundlos, in eine der vielen Fahrradfallen in Form von Straßenbahnschienen oder einen der Wasserläufe („Bächle“) zu fahren. Netterweise fordern die Kopfsteinpflaster der Innenstadt ihre Aufmerksamkeit und schützen so ein bisschen vor forcierter Verträumtheit.

Gestern war ein herrlich warmer Tag. Und die Stadt war bis abends zum Einbruch der Dunkelheit voller Menschen. Überall Stimmengewirr, Trauben von Grüppchen auf Steinen und sonnenwarmen Platten. Schmunzelnd nehme ich meine Verwunderung über französische und ’schwiezerdütsche‘ Sprachmelodien wahr. Und was uns Hessen wohl ebenso fremd ist: Es wurde, völlig ungezwungen, dafür aber besonders entspannt wirkend, im Freien getanzt.

Die Örtlichkeit stellte sich im Nachhinein als ehemalige Springbrunnenanlage heraus: Welch eine geniale Idee, die glatte Oberfläche zum Tanzen und die Einfassung zum Zuschauen zu nutzen!

In den ersten acht Wochen bleibe ich an den Wochenenden hier. Das kulturelle Angebot ist riesig und für mich nicht wirklich überschaubar. Das Radwegenetz ist gut ausgeschildert. Die Wanderschuhe habe ich auch dabei. Und natürlich die BMW.

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