Das Wort „verlässlich“ verlässt mich seit einer Weile in anderer Hinsicht nicht… ich formulierte kürzlich mal:
„Ich bin kein Mensch, der verlässlich zu sich stehen kann.“
Ist das schlimm? Ego meint verächtlich: „Schäm‘ Dich was!“ – Ego meint also, das sei schlimm.
Ist es aber gar nicht.
Es ist gut so.
Es ist gut, in dem Sinne, die Strenge des Egos, seine Wahrheiten, Beschuldigungen verlassen zu können:
Ich bin ein Mensch, der verlässlich zu sich stehen kann.
und
es macht Angst. Denn zu solchen launigen, wankelmütigen Menschen kann Andermensch nicht verlässlich stehen. Oder?
Bleib im Jetzt, Liebe, sagt mein Mitgefühl. Bleib‘ hier bei mir. Jetzt im Moment bist Du, real, völlig verlassen, denn Du bist alleine hier im Raum. Es ist kein Mensch da. Und, fühlt sich das schlimm an? Nein. (* Anmerkung der Redaktion: Kein Wunder, sie, mein Mitgefühl, ist ja da…) Jetzt im Moment lässt Dich das Ego in Ruhe, auch die Kleine schläft, egal wie viel Mist Du gemacht hast und wie verkorkst Du Dich manchmal verhälst: Egal, wie Dich Deine Kritiker bewerten. Egal, wie viel Angst in Deinen Gedanken über… steckt.
Wer verlässt überhaupt wen wann?
Alle Menschen sind im Moment auch verlassen von mir, denn ich bin alleine. Fühlt sich das für die im Moment schlimm an? Nein.
Ist das schlimm für mich? Ego/Kleine meint, kleinlaut, aber doch: „Ja, eigentlich schon…“ Womit die Lächerlichkeit dieses Urteils ziemlich offenbar wird.
Sie werden Dich verlassen! Sie werden Dich erkennen, angewidert sein und… Dich sowas von satt haben… zumindest viel lieber etwas mit anderen zu tun haben wollen… Lückenfüller…
Jetzt, im Moment jetzt, kann mir keiner (mehr) folgen. Ich weiß selbst nicht, auf welche Taste ich als nächstes tippe. Ich weiß nicht, was passiert.
Wenn Du Dich hingibst, wenn Du Dich zeigst, wirst Du die Angst der Wahrheit des Verlassenseins spüren. Du wirst erniedrigt, verspottet, weggeschickt. Du wirst verletzt, verwundet. So sehr, dass Du daran zu Grunde gehen wirst.
Der Verstand reagiert mit „Dumpfe“, mit Verdrängung, der Körper deutet Schock an. Für ihn war das schon sehr oft wahr. Für ihn war das früher so wahr, dass er das Programm gelernt hat, in bestimmte, lebensrettende Verhaltens- und Gefühlsmuster zu verfallen (Selbsterniedrigung, Anpassung, Unterwerfung, Kleinmacherei, Spott und Hohn, Anbiederung, Fremdverherrlichung, Realitäts(v)erträumung… Dumpfe und Verdrängung…).
Bei allem (in dieser Schockstarre) – verdumpften – Mitgefühl:
Sind diese Urteile im Hier und Heute deshalb weniger lächerlich?
Andauernd verlasse ich und bin verlassen und es ist nicht schlimm: Ist es nicht wunderbar befreiend? Auch das ist egal, denn es kann sich sogleich verdammt und real schlimm anfühlen, also wirklich sein… Und, Karin, auch das ist ein Geschenk, so fühlen zu können. Geschenke kann man manchmal nicht zurück geben oder wieder los werden. Man muss, darf sie behalten und etwas damit machen, lernen zum Beispiel:
Ich darf mich darüber hinaus
– immer wieder – auf mich
und
mich – immer wieder – verlassen.
Menschen verlassen mich. Mehrfach täglich. Und ich fühle es meistens nicht. Auch das ist schlimm. Und ich bin dankbar dafür.
Ich verlasse den Kreis vertrauter Menschen und fühle so dumpf. Dauerschuld. Manchmal kriecht die Angst hoch.
Und es ist nicht schlimm, dass es sich fühlt und denkt, als ob das alles zusammen genommen aber sowas von… sei.
„…diese Wichtigtuerei...“ ja, Ego… ruhig Blut. Wir sind uns unserer Unwichtigtuerei ja manchmal auch schon bewusst.
…und mit so einem Kram verpasst man das Leben… 😉
Dennoch: Danke für’s Lesen.
Noch mehr?
Ich bin ein Mensch, der verlässlich zu sich gehen kann.
Schmeckt sich gut an. Fühlt sich neugierig an. Ein schöner Legosatz. Lässt Freiheit zu, zu dürfen, auch anders zu sein, hat aber eine ziemlich begrenzte Richtung.
Den probier‘ ich vielleicht mal aus, lass‘ ihn mal so stehen… Der ist es aber nicht…
Denn: Ich bin auch (in) Euch, Ihr, die ihr seid und gewesen seid, seid auch in mir… wir leben zusammen. Und es gesellen sich neue Wanderer hinzu und wir dürfen uns wieder da sein und verlassen sein lassen.
Ich bin ein Leben, das, trotz (und nur wegen/in Form genau) dieser Menschengestalt, verlässlich lernen darf, einfach (einfach) zu sein.
Alles andere ergibt sich mit der Aufgabe.