Liebensollen

Wie „Schlimm“ lieben?

Er ist mein Produkt. Entstanden nur durch mich. Teil von mir.

Eines meiner ‚Chorkinder‘. Ich muss ihn doch lieben können, um zu…

Nur wenn ich mich lieben kann, dann… Du musst Dich selbst lieben… Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst….

Blablabla.


Die innere Kritikerin kann das nicht lieben. Wie soll das gehen? Bin gefesselt an die anderen Extreme dieses Chors. Die Dirigentin ist eine Fata Morgana, ein Nebel.

Die Kleine scheint ununterbrochen zu jammern, irgendwas zu brauchen. Ich habe keinen Bock mich zu kümmern und bin eh nicht gut genug. Alles nervt, ist zu viel und irgendwie durchdrungen von Schlimm.

Das ist nicht zum Aushalten. Da ist nichts, was uns zusammen halten könnte. Keiner will was mit dem anderen zu tun haben. Keiner weiß, was zu wollen sollen seindürfen.


„Ich bin Schlimm und werde nicht satt. Ich werde nie genug haben.“


Hunger ist Ausdruck von Lebenwollen. Schlimm ist deshalb da und deshalb so groß. Weil das Leben sich so sehr will. Und ‚Ich‘ nicht anders zu sein gelernt hat.

Und Schlimm ist einfach nicht Einfach. Schlimm ist einfach nicht zu lieben, weil er sich einfach schlimm anfühlt und immer Schlimm sein wird.


‚Ich‘

kann Mitgefühl aufbringen für ihn…

Auch für

Vater Friedel, der nicht lieben konnte. Er konnte es und sich aber egal sein und uns, seine Familie, meistens immerhin aktiv in Ruhe lassen, wenn er doch schon immer präsent und zeitgleich niemals da war. Seine Not, sein Schuldgefühl, seine Freiheitsliebe hatte er mit zuverlässiger, treuer Pflichterfüllung bei grundgestimmten Genervtsein, „für andere der liebe Friedelsein“ und Spiegeltrinken im Griff. Nur manchmal versoff er sich eben und dann brach sie aus, die Not, gekleidet in höhnischem Spott, Wut, Ekel, Gewalt.

Wie muss es sich anfühlen, zu müssen, zu sollten und nicht zu können?

Weder einfach noch sonstwie?

Ich weiß es:

Schlimm lieben sollen.

Verantwortungsabgabe. Ichbinjadochsoklein. Opfersein. Es-einfachhaben-Verkleidung Sucht Jammerducken und Irgendwiegebrauchtfühlen statt Sich(einsam)selbstertragen hab ich hier gelernt. Kann ich gut.


Mutterich deutet an, sie würde Schlimm lieben können, aber…

sie tut Mussjaanderesweilumzu.

Verdienen von Wegseindürfen in anderer Form.

Wenn sie sich nicht sorgen müsste, funktionieren müsste, wegseinmüsste, könnte sie Lieben. Aber sie Mussja. Und

kann einfach nicht. Kann nicht Einfach.

Weil. Echt gute Gründe.

SIE hat wirklich gute Gründe.

Nachvollziehbar. Endlos bewundernswert. Für uns alle lebensnotwendig. Sie hat sich geopfert für uns. Hat sich ihn und alles gehalten für uns. Nichts war leicht und einfach für sie. Und sie hält sich und andere noch heute mit schier endlosen Willen und Kraft zusammen

Du bist so, so tapfer.

Und du bist meine.

Ich bin deine.

Ich bin aus Dir, nur durch Dich.

Aber:

Egal

– wenn es um die Ausmaße, die Fettsucht, von meinem „Schlimm“ geht. Ich habe ihn (statt Einfach) breit gemacht.

Einfach sein haben. Einfach lieben? Ist nicht.

Einfach leben dürfen konnte man auch hier nicht abschauen.

Einfach geliebt sein… Habe ich einfach nicht verstanden.

Aber das Fürimmeretwasschuldigseingefühl hab ich kapiert. Das Schwerhabensein.

Das „Ichkannjanichteinfachlebenweil“.

Arme, kleine, unfähige Karin weil.

Blablabla.


Die Kleine weiß auch, wie sie sich anfühlt, „Einfach“ nicht zu können.

Etwas einfach zu bekommen ohne es verdient haben zu müssten.

Sie sollte es ‚wenigstens‘ ‚einfach‘ vermögen, die Liebe ihrer Eltern zu wecken, zu entdecken. Und sie vermochte es nicht.

Sie lernte das Leben nicht aus Lust und Liebe einfach kennen, sondern sie wählte die Sicht, Grund zu Pflicht, Last und Sorge zu sein, also ’schlimm‘.

Und gleichzeitig ist die Wunde offen, die begierig nach „Einfachheilseingefühl“ lächzt. Das Hättedochseinmüssen… Da muss doch was sein… Auch für mich….?!

Dumm gelaufen.


Anpassung Auflösung Seinwie Irgendwieleichtsein Hauptsachedengroßengehtesgutmitmir statt

Selbstsein

Klar, dass da nichts ist, was Ichsein einfach gelernt haben könnte:

Selbersein ist ja nicht nur gefährlich, sondern bestimmt auch schlimm anstrengend! (Guck Dir nur die Großen an…)

Liebensollen ist zwecklos!

Widerstand ist zweckvoll:

Das, was war, samt Schlimm, Kleiner und Kritikerin ist nicht zusammenzulieben. Da gibt es nichts zu kitten. Da ist nichts zu kleben, stopfen oder flicken. Was zu be-, erricht(ig)en wäre oder losgelassen werden könnte.

Anpassung, Fressen, Arbeiten, Fernsehen, Festhalten…

Kaputtsein, Sport, Abnehmen, Unruhe, Suchen, Suchen, Suchen, Verstehenwollen um kontrollieren zu können…

Es ist und bleibt ein Haufen Fetzen, ein Puzzle.

Und ein Puzzle wird nicht, niemals, zur lebendigen Landschaft.

Lass die Teile liegen und öffne die verklebten Augen, Ich.

Das Leben benötigt keine Sorge, kein Leiden, keine Schuld, keinen Grund, kein Weil und Warum und auch kein Ichmussdadurch und Ichmussesschaffen, kein Ziel… Es braucht keine Liebe und keinen Schlimm mehr…

Es muss auch kein Einfach sein.

…um zu werden, um sein zu dürfen. Um überleben zu können.

Es ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert