Scholle

Man hatte mich für eine Nacht nach Hause gelassen.

Als notwendige, wenn auch oft nicht hinreichende Hilfsmittel, um wahrzunehmen, dass ich eine Situation verlassen habe um irgendwo anders anzukommen, dienen mir Zeit, körperliche Betätigung und äußerliche Reize der Umgebung.

So fuhr ich die jeweils gut 20 km mit dem Rad.

Gestern auf dem Rückweg von Wetzlar nach Gießen musste ich anhalten. Es war ein Gedanke, der sich, mit einem Bedürfnis und einem guten Gefühl verknüpft, – wiedermal – im Bewusstsein Raum erdrängelt hatte. Einer der Sorte, die so wertvoll sind, mich erstaunt aufatmen lassen – die in der Klarheit aber sehr selten sind, mir so gerne wieder durch die Finger rinnen und in schlüpfriger Haltlosigkeit verschwinden.

Es war genau hier an der B49 zwischen Dutenhofen und Linden:

Und der Gedanke…

Ihm/Ihr - innerer Kritiker / inneres Kind

Ich bin anders. Nicht so noch so. Noch nicht. Anders eben.

Anders als ich denke und weiß vor allem.

Und es ist nicht schlimm.

Ich bin…

Vor allem.

Diesen Moment des Ergreifenkönnens/Ergriffenseins habe ich zu sichern versucht…

Habe mir bei der Befindlichkeit von ihr ein Bild zu machen versucht…

…mittels einer Fotografie…

…habe schnell eine Notiz geschrieben…

…dieser Beitrag ist jetzt da.

Alles das, um das Gefühl zum „Ja“

einzuladen, sich wieder zu mir zu gesellen. Sich ein Weilchen niederzulassen.

Es wird gebraucht.

Gewonnen

Das Wort „Gewinn“ ist germanischen Ursprungs und war der Begriff für etwas, das ‚mit Anstrengung erlangt‘ wurde.

Ja, ich bin müde, fühle mich ausgelaugt und dringend ruhebedürftig. Möchte in diesen Raum…

…auf dessen kleinen Türschild, vielleicht nur für mich zu lesen, steht: „Das, was Du brauchst“. Dort würde ich unter die leichte, wärmende Decke kriechen, Trost und Vertrauen finden und mich sicher und willkommen sein fühlen lassen. Würde nicht darin baden, sondern Erholtsein einschlafen.

Krankenhauskaffee ist auch sicher: Bitter und lauwarm.

Er wird hier schon jetzt, lange vor dem Frühstück, angeboten, und ich habe ihn genommen. Was nicht nur kein Gewinn im Sinne der Anstrengung, sondern auch keiner des guten Geschmacks ist.

Was habe ich in den rund sieben Wochen DBT Programm neben allen bewussten und anderen Erfahrungen auch mit ebensolchen gewonnen?

Der größte Gewinn ist es, gespürt zu haben, wie weh es mir tun kann, wenn mein Vertrauen verletzt wird.

Es fällt mir schwer zu schreiben, dass ich mich besser schützen will. Denn ich will vertrauen können lernen. Dazu muss ich es tun. Aber ich durfte erfahren, dass ich mein Geld und meine Papiere hier nicht der Lust Fremder so hätte feilbieten dürfen. Ich brauchte diesen deutlichen Schmerz, um diese eine Grenze ziehen zu können. Die Kleine musste sich so deutlich machen, damit ich, die Große, in Zukunft in solcherlei Situationen bewusster handele. Für Sicherheit sorge, statt diese Verantwortung anderen zu überlassen.

In diesem Zusammenhang kann ich es also auch als ein Gewinn bezeichnen, verzeihen zu können.

Charlotte, die Scham, ist mit im Raum. Ist da und darf da sein. Ist willkommen. Darf mir vertrauen lernen um mir auch ein bisschen was abgeben zu können… Ruhe finden.

Ich habe eine Ahnung von Geschmacksvariationen gewonnen.

Nein. Krankenhauskaffee kannte ich schon.

Ich ahne was anderes…

Im Topf der Lotterie muss es sowas wie Selbstvertrauen geben.