Es war in diesem Sommer, irgendwann und irgendwo zwischen Herborn und Nürnberg, genauer gesagt zwischen Kalsmunt und den drei Birken. Ein Landwirt hatte Erbsen angebaut und ich nahm mir großzügig…welche zum Naschen und mit nach Hause – nahm ich mir außerdem die Idee, niederzuschreiben, was ich damit verbinde, in diesem schier endlosen Feld grüner Erbsen Üppigkeit zu stehen.
Gier, Traurigkeit, nur scheinbare Unersättlichkeit als Zeichen der sinnlosen Suche, Füllstoff für Leere… späte Erkenntnis? Vielleicht.
Hinter dem Eigenheim betrieben unsere Eltern einen Kleingarten. Es waren auch ein paar blühende Pflanzen, aber hauptsächlich wurde essbare Ware angebaut. Alles landete in Gefriertruhen, Einmachgläsern oder gleich auf den Tellern.
Die einzigste Ausnahme waren die Erbsen. In jeden Frühjahr ging unser Vater in den nahegelegenen Wald und holte Reisig. Ich habe es nie beobachtet, wie er diese Äste in den Boden verbrachte. Sorgfältigkeit ist eine Eigenschaft, die mir niemals in den Sinn käme, ihm zuzuschreiben, mir aber dennoch gerade nicht aus ebendiesem kommt, wenn ich nun an die Erbsen denke. Vielleicht vermochte er es doch mit Plan, überlegt, bedacht und in Ruhe zumindest seine Hände zu nutzen, um den werdenden Pflänzchen eine sichere Umgebung zu erschaffen?
Auch drückte er wohl jedes kleine Erbsenkörnchen im rechten Abstand einzeln in den zuvor gelockert Boden, scharrte etwas Erde darüber und goss mit sanfter Tülle an…
Erbsen waren nur zum Naschen da. Von ihm für uns. Wortlos. Auch ohne jede Aufforderung zu Dank oder Schuld.
Zuneigung auf Vaterart?
Wir suchten das Stückchen Erbsen Feld täglich ab. Unreife Schoten waren verboten, aber oft genug gut genug. Fand man eine reife, aber noch saftige Frucht, war das eine stille, heimliche Riesenfreude. Hastig wurde sie verschlungen. Keiner hatte sie zuvor entdeckt. Keiner soll sie nehmen können.
Vielleicht doch Liebesperlen?
Jedenfalls Erbsenzählerei.