– Blutzuckermessung verweigert. Weil ich es hasse. Und ich weiß, es ist unnötig, denn morgen wird Blut abgenommen
– TRE (Zittern zum Spannungsabbau) notdürftig, aber erfolgreich, seit Ewigkeiten mal wieder ausprobiert
– Blutzuckermessung verweigert. Weil ich es hasse. Und ich weiß, es ist unnötig, denn morgen wird Blut abgenommen
– TRE (Zittern zum Spannungsabbau) notdürftig, aber erfolgreich, seit Ewigkeiten mal wieder ausprobiert
Es ist noch dunkel draußen. Die Temperaturen sind erstaunlich mild für Mitte November, aber der Nebel passt in den Monat. Das Rauschen auf dem Karl Kellner Ring nimmt langsam zu, aber momentan sind die Fahrzeuge noch einzeln auszumachen.
Es sind Konstruktionen, die erfunden wurden, Menschen dazu zu verhelfen, sich in einer Art fortbewegen zu können, die über das Maß ihrer ursprünglichen Möglichkeiten hinaus geht. Diensttuend hinterlassen sie Raum – sowie dieses typische Rauschen in meinen Ohren.
Ich werde heute ein leeres, abgezogenes Bett zurücklassen, dazu etwas Platz in Regalen, sowie ein verklingendes Geräusch, das entsteht, wenn ein Mensch eine hölzerne Treppenstufe verlässt, also ebenfalls eine Form, die dazu dient, von A nach B zu kommen.
Und als solche möchte ich gerade die Einrichtung begreifen, in die ich mich heute begebe – eine Psychotherapeutische Klinik als eine Konstruktion, die dazu dient, Menschen eine Fortbewegung zu ermöglichen.
„Ich muss mich umbringen oder mein Leben“ klingt arg theatralisch, entspricht aber prinzipiell meiner Beurteilung. Und wenn ich „mich“ im Hier und Jetzt getrennt erlebe, also Erleben als Produkt meines Gehirnes neben mir als körperlich existierendes Wesen, würde der Satz auch mit einem „und“ verbunden werden können.
Produkt meines Gehirns ist ein „Ego“, das mir das Erleben erschwert, verkompliziert, in Unruhe, Getriebensein, Verunsicherung versetzt – sich also in ständiger Gefahr wähnt. Egal, ob „ICH“ das so (wahr-) haben will oder nicht: Dieses Ego als Produkt meines Gehirns ist zum einen unschuldig (ich MUSS nicht so sein, denken, fühlen!), kann also frei gesprochen werden. Zudem ist es ‚überlebt‘, nicht mehr aktuell.
Da dieses Egoerleben aber nur ein Konstrukt meines Gehirnes ist – also nicht „ich“ ist, darf ich sagen, dass ich ES umbringen will und darf – getrennt von mir als Körperwesen:
Ich habe also das Ziel, mich von meinem Ego-Erleben fortzubewegen.
Dazu soll mir der heute beginnende Klinikaufenthalt dienen. Klinik und Therapie als Konstruktion, meinen Handlungsmöglichkeiten mehr Raum zu schaffen.
Therapiemethoden zu erkennen als hilfreiche Vorschläge, wie ich aus den zwingenden Urteilen meines Egos hinaustreten und mich von ihm distanzieren könnte. Rückschläge als Hinweis, nicht als Scheitern beurteilen lernen. Freude erkennen, berechtigen und erleben. Das Kommen und Gehen von Gefühlen an sich – vielleicht mit zunehmender Gelassenheit – beobachten und erfahren, vielleicht sogar lernen, also Werkzeuge zu be- und ergreifen, darin nicht mehr zu vergehen oder vom Ego hineingeworfen zu werden.
Das ist zu abstrakt, Karin.
„Ich“ weiß. Darin liegt Gefahr.
Menschen sollen mir als Ermutiger dienen, das Konstrukt „Klinik“ als Fabrik, die Methode DBT als Werkzeug, gleichgesinntes Sein, Denken, Fühlen, Tun, Teilen und Trennen mit Menschen ist der Werkstoff aus dem mein neues Erleben entstehen soll.
Das ist immernoch zu abstrakt, Karin.
Wenn Du ehrlich bist: Du hast in Begegnungen eigentlich grundsätzlich Angst. Du bist ständig gestresst, unter Anspannung und im Kontakt mit Deinen Kritikern. Du vergehst in ihrem Urteil, versuchst ihnen, statt Deinem Wohlergehen, selbstaufopfernd Dienst zu tun. Das ist wohl so, auch wenn Du dieser Tatsache davonläufst, Distanz schaffst mit Essen, Laufen, Telefonieren, Räumen, Grübeln, Verleugnen, Verschieben, Dich Kleinmachen…. etc… Du bist fern vom Hier und Jetzt, bist grundsätzlich wohl fast ununterbrochen in der Existenzbedrohung Deiner Kindheit, den Kritikern und den Gefühlen des Dichs als Kleinkind ausgeliefert. Du willst und musst weg vom Erleben Deiner Vergangenheit, willst Dich öffnen können lernen für das, was hier ist, jetzt im Hier und Jetzt. Darum geht es: Sicherheit erleben. Vertrauen erleben, auch ein Gefühl des Getrenntseins aushalten zu können. Aber auch: Gefühle des Insicherheitseins und Vertrauenhabens haben, aushalten, vergehen lassen lernen im Vertrauen auf die Wiederkehr. Dem alten Ego mit Würdigung Macht und Einfluss entziehen, dem neuen „Hier und Jetzt“ mit Offenheit, Zuversicht und Freude begegnen. Lernen. Nicht können.
…wird schon besser, Karin. Wohl geling’s 😉 Geht noch ein Schritt weiter?
O.K.
Die täglich auszufüllende Diary Card im DBT Programm beinhaltet den Punkt „Entscheidung für einen neuen Weg“
Ich habe gerade die sehr konkrete Idee, diesen Punkt hier in meinem Blog täglich zu veröffentlichen.
Butter bei die Fische.
So: 8:29 Uhr. Raus aus den Federn und der Komfortzone… – per Dienstfahrzeug.