Wind, Wellen, Rauschen, Wärme und Geruch. Alles da.
Und ich jetzt auch.
….es hat Steine. Ja, ich bring‘ Dir einen mit!
Und: Klaus, hier schmeckt das Meer auch nicht 😉
Wind, Wellen, Rauschen, Wärme und Geruch. Alles da.
Und ich jetzt auch.
….es hat Steine. Ja, ich bring‘ Dir einen mit!
Und: Klaus, hier schmeckt das Meer auch nicht 😉
Frau ‚der Bürgersteig hinten ist jetzt auch links weg‘ empfiehlt heute:
(wobei ich von Norden gekommen bin, aber empfehle den dann anschließend gefahrenen Grand Canyon du Verdon wegen der besseren Sicht von Westen aus zu fahren)
Der gestrige Höhepunkt des Spaßerlebnisses fand hier statt:
Ich sag‘ nur: „Hach, war das schön!“
Am Montag kam ich recht spät in Nancy los. Die Etappe über Nefchâteau, Langres, Chaâttillon-s-Seine, Tonnere, Nitry nach Avallon erstreckte sich über etwa 250km und führte über meist lange Geraden an riesigen Feldern entlang. Wenn ich mal eine kleinere Straße meiner Richtung fand, konnte ich mich über die Abwechslung in Ortschaften freuen.
Abends kaufte ich mir in einem Supermarkt ein paar aktuelle Karten, damit kann ich mich dann auch durch kleinere Strassen navigieren.
Avallon
Gestern, am Dienstag, 18. Juli bin ich in den ‚Monts du Forez‘, einem kleinen Gebirgszug mitten in Frankreich, angekommen. Campingplatz ist klein, aber fein, ist ein ehemaliger Bauernhof mitten im Wald und die hiesige Umgangssprache ist holländisch. Somit muss ich mich nicht umstellen: Ich verstehe kaum ein Wort meiner Mitmenschen 😉
Hergefunden habe ich in einer kurvenreichen 430km Fahrt über Lormes, Motauche les Settons, Anost, Atleuf, Glux en Glenn, Larochemillay über Luzy, Issy l’Évêque nach Digoin. Das Departement heißt scheinbar Yonne Nièvre, die Landschaft ist hügelig, kaum besiedelt, von Landwirtschaft geprägt. Wiesen, auf denen die typischen, muskulösen, hellbraunen Rinder gehalten werden, und Felder sind mit Hecken umrandet. So wirkt die Landschaft wie ein großes Tiffanyglas in verschiedenen Grün- und Beigetönen.
Immer wieder habe ich zwischendurch mal die Straße verlassen und mich einige Male verfahren. Überall traf ich auf Kurven und schöne Gegend.
Der Versuch, ab Digoin an der Loire entlang zu fahren, scheiterte an meiner Lust auf die mühselige Strassensuche in in der Nachmittagshitze. So nahm ich die gut ausgebaute und befahrene ‚Autostrasse‘ über le Donjon und erreichte Arfeuilles. Hier wurden die Straßen immer kleiner und ich immer müder. So war ich froh, diesen schönen Platz mit freundlichen Menschen gefunden zu haben. Und etwas Gutes für den Körper und Seele gab es auch noch.
Nachtrag:
Wie das Wetter ist? Die Wäsche trocknet nachts 🙂 Allerdings ist ein heftiges Gewitter vorhergesagt. Mal sehen, ob ich rechtzeitig eine gute Unterkunft finde.
…Ja, und dann habe ich noch zwei Mal mein Motorrad beiseite gelegt….
Das erste Mal typischerweise beim rückwärts Rangieren auf Wiesenboden. Ich sollte das einfach lassen.
Gestern dann habe ich in Gedanken ans Fotografieren den Fuß auf die falsche Seite zu Boden gebracht, welcher sich als Senke herausstellte…
Nicht nur, dass ich immer sofort Hilfe bein Aufrichten bekam, in diesem kleinen Geschäft in Langes schraubte mir der Mechaniker auch den Spiegel wieder fest. Kostenlos.
Es gibt sie auch hier…
Mir war der Alleinreisende ein paar Plätze weiter schon vorher aufgefallen. Mit Campinggepäck auf dem Rennrad unterwegs? Das ist schon ungewöhnlich.
Abends nahm ich meine Flasche Wein und bot ihn etwas davon an. So kamen wir ins Gespräch, welches auf englisch stattfand, denn Bartram ist Belgier. Er war ca. 300 km in fünf Tagen angereist und plante, am kommenden Tag mit dem Zug nach Hause zu fahren.
Wir kamen erstaunlich schnell auf das Thema Einsamkeit. Dass sie so unterschiedlich sein kann – mal befreiend, mal unerträglich. Und dass man das, was man als wichtig empfindet, am besten spüren kann, wenn man davon getrennt ist.
Er erzählte mir von seiner Mutter, die ihn in genau in dem Moment angerufen habe, als er sich unterwegs sehr einsam gefühlt habe.
Ich ihm von meinen Lieblingsmenschen und den Trialangelerfahrungen auf dem PCT.
Und wir uns von der Natur, die manchmal so tragen kann.
Bartram ist 27 Jahre alt und arbeitet, wenn ich ihn richtig verstanden habe, als freischaffender Bühnenbauer. Seine Brüder seien Arzt bzw Pharmazeut geworden, er lebe von Job zu Job, aber sei so glücklich, das gefunden zu haben und tun zu können, was er liebt.
Ich habe einige „goosebombs“ genossen an diesem Abend.
Ja, und dann habe ich noch Bartram getroffen. Das heißt, ich habe mich einfach getraut ihn anzusprechen.
Aber davon berichte ich später… Muss den Platz räumen und mich aufmachen.
Neugierig?
Bis bald!
Der Campingplatz des Stadtteils La Brabois im Südwesten Nancys ist in einem ehemaligen Park eingebettet und seine großen Bäume strotzen nur so mit frischer Luft zum Durchatmen und schattigen Plätzen. Aber endlich hatte sich die Sonne durch die Wolkendecke gekämpft und ich suchte mir zum Essen ein Plätzchen, an dem sie mich bescheinen konnte.
Und dann kam Musik dazu. Es klang nach einer Art von Zigeunermusik. So laut, dass klar war, dass etwas vorging und das machte mich neugierig. Ich dachte an Livemusik, aber die kam aus der Dose: Es war Zauberkünstler, der bald begann, sein Können vorzuführen.
Und ich ließ mich auch ein bisschen verzaubern. Ja klar, auch von seinen Tricks, weit mehr aber von der Begeisterung und dem Staunen der gebannt zuschauenden Kinder.
Und ich nahm Teil an ihrer von ihnen selbst nicht glaubhaften, aber auch nicht ganz abwesenden Angst, als ihre Mutter Schwerter durch den Kopf gestoßen bekam. Und spürte ein bisschen ihrer Erleichterung mit, als dieser doch wieder heile hervorkam. Nach der Entlassung der kompletten Mutter aus ihrem Assistenzjob wurde sie vor Freude sofort bestürmt und geherzt. Ein Mal in den Arm nehmen, alle Befürchtungen sind dahin, und die Freude und die Neugierde wieder da.
Irgendwann waren alle Tricks vorgeführt. Anschließend eroberten die Kinder die Bühne und versuchten herauszufinden, wie der doch so normal wirkende Mann das alles gemacht haben könnte. Ein paar hielten mit großen Augen gebührenden Abstand, andere befragten ihn ohne jede Scheu.
Besondere Aufmerksamkeit wurde den weißen Tauben zu Teil, sie wurden wohl wegen ihrer tatsächlichen Lebendigkeit lange bestaunt.
Es war einfach schön, das alles zu beobachten.
Dass Nancy eine Wiege des Jugendstils ist, hatte ich nicht gewusst. Im Museum der ‚Ecole de Nancy‘ wollte ich ein bisschen mehr davon erfahren.
Ohne Navi machte ich mich auf den chaotischen Suchweg und war erstaunt und sogar ein bisschen stolz darauf, beim Vorbeifahren zwei Häuser mit Jugendstilmerkmalen zu entdecken.
Ich hielt an, machte begeistert Bilder und mich zu Fuß auf die Suche nach weiteren Zeichen der ’neuen Kunst‘ – um zu erfahren, dass die Stadt voller Jugendstil ist! Selbst die Bäume wurden verziert…
Im Museum gab es erfreulicherweise eine Audioführung auf deutsch und Infomaterial zu anderen Jugendstilhighlights der Stadt. Aber ich war erstmal pausenreif. Und auch danach nicht mehr in der Lage, die Orte zu finden, die ich finden wollte.
Aber gesehen habe ich zwangsläufig eine Menge ‚Nancy’…. Beim Verfahren 😉
Und nun weiß ich: Zur Schonung der Umwelt und des Nervengerüstes ist es unabdingbar, mir ein Motorradnavigationsgerät zu besorgen!!!
…hat neulich ein Mensch zu mir gesagt, den ich sehr lieb habe.
Das stimmt. Leider.
Aber ich kann vielleicht Abstand schaffen. Kurz innehalten und versuchen wahrzunehmen, was ich sonst noch spüren und erleben kann. Diesen Fluchtversuch nutzen, Neues zu tun, zu erfahren, eine Art von Lebendigkeit zulassen, die mir lange Zeit fern war.
Ich möchte auch immer besser ‚Ja‘ zum ‚Nein‘ sagen lernen. Zu dem, was mir gerade unmöglich ist, zu spüren oder zu erfahren. Vielleicht kann ich das auch irgendwann in aller Ruhe tun, ohne Ausbruch und Flucht.
Wandern war mir zuletzt nicht mehr möglich, weil die Langsamkeit zu viel Raum zum Nachdenken gelassen hat. Und auch wenn ich wohltuende Gesellschaft wirklich sehr vermisse, so ist es nahezu unmöglich, alleine zu viel zu sein.
…oder mich meiner Gesellschaft in irgendeiner Art überdrüssig zu fühlen. Auch das.
(So viel zum Thema ‚eigentlich unerlaubte Gefühle zulassen‘)
Aber es gibt so viel Grautöne. Möglichkeiten, Unmöglichkeit zu leben.
So wie jetzt gerade.
Und der Genuss darf wachsen.