„Brischidd“

Es war früh am Morgen. Ich hatte schon einige schöne Kurven genommen, mich am blauen Himmel gefreut und im Örtchen namens Comps-sur-Artuby auf dem Weg von Draguignan nach Castellane Lust, es den entspannt wirkenden Menschen im Strassencafe gleichzutun und mich dem Innehalten hinzugeben.

Ich freute mich auf den Kaffee und bestellte ein Baguette dazu. Es kam knusprig daher, belegt mit frischem, herbem Salat, Tomaten, Ziegenkäse aus der Region und reichlich Olivenöl: Es war ein Genuss.

Aber noch viel genüsslicher erlebte ich die Begegung mit Brigitte, die auf dem Platz neben mir saß. Es ist für mich ein besonderes Kapitel in meiner kleinen Reise, eines der für mich ganz wichtigen. In jedem von uns findet seine ganz eigene Welt statt. Ich empfinde es als ein Glück von besonderem Wert, zufällig die Türe in die Welt eines fremden Menschen geöffnet zu bekommen. Interesse und Offenheit zu leben und zu erleben, Vertrauen zu verschenken und zu teilen – ist das nicht wunderbar?

Sie wuchs in Lothringen auf, direkt an der deutschen Grenze. Ihre Eltern sprachen deutsch miteinander, deshalb verstand sie mich und konnte sich verständlich machen. Ihr Leben findet am Gardasee statt, wo auch ihre zwei Kinder aufgewachsen sind. Sie erzählte mir von sich und ihren Töchtern und ihrer aller Lebenslinien. Sie erzählte mir von ihrem Drang, sich zu bewegen. Dass sie Radfahren müsse – mindestens 80km pro Tour, besonders im Urlaub, dann auch täglich. Sonst sei sie mit sich nicht zufrieden. Dass sie jetzt Englisch lerne. Die Sprache fehle ihr so. Und ich erzählte ihr von meinem unbezahlen Urlaub und meiner Reise, dem Abbruch, der neuen Tour….

Wir nahmen uns flüchtig in den Arm beim Abschied.

Auf Nimmerwiedersehen.

In Nimmervergessen.