Unterwegs nach Hikertown

Ich bin einfach nicht in die Gänge gekommen, speziell nicht in den „so geh‘ ich jetzt mal ein paar Meilen am Stück Gang“. Immer wieder musste ich anhalten: Mal drückte der Schuh oder die Blase, ich wollte das Solarpanel anbringen oder schützen, die Regenjacke an- oder ausziehen. Erschwerend stieg der Weg einige Male an, was meine Langsamkeit einlädt, alles zu tun, was sie kann. Dazu war meine Stimmung nicht gut, ich fühlte mich einsam auf die andere Art, die traurige.

Ob die fehlende Hitze mir nun den Weg erleichtern oder den vielen Pausen neben der Kraftlosigkeit einen Grund geben sollte, weiß ich nicht, jedenfalls  konnte man an der Vegetation sehen, dass es hier öfter mal feucht ist: Das Gras war noch grün und sowas wie Vogelmire habe ich auch entdeckt. Es regnete ab und an, aber meistens war es ein kühler Wolkennebel, der sich mit der Sonne einen Wettkampf lieferte, wer denn nun hier die Wetterlage bestimmt. Aber gerade am Abend wollte ich nicht im Nebel bleiben. So versuchte ich noch, einige Höhenmeter abwärts zu kommen, blieb dann aber nach 19,9 Meilen auf einem, zugegebenermaßen nur kurzfristig, sonnenbeschienenen Plätzchen auf ca.1700m. Das waren bis dahin mit vielen Auf’s und Ab’s immerhin rund 1000 Höhenmeter. Ich habe viel gegessen und gefroren, vermutlich aus Erschöpfung, vielleicht aber auch zum Trost nach diesem mir schwer gefallenen Tag. Nach einen kleinen Anstieg geht es morgen 700 Höhenmeter runter nach „Hikertown“, wo eine Dusche und kalte Getränke auf mich warten. Ich werde auch einige meiner ehemaligen Wanderfreunde wiedersehen, was gegen die Einsamkeit helfen wird.

15. Mai 2017

Ich bin einfach nicht in die Gänge gekommen, speziell nicht in den „so geh‘ ich jetzt mal ein paar Meilen am Stück Gang“. Immer wieder musste ich anhalten: Mal drückte der Schuh oder die Blase, ich wollte das Solarpanel anbringen oder schützen, die Regenjacke anziehen, ausziehen oder ich musste einfach nach Luft ringen: Immer wieder stieg der Weg an, was meine Langsamkeit einlädt, alles zu tun, was sie kann. Dazu war meine Stimmung nicht gut, ich fühlte mich einsam auf die andere Art, die traurige.
Ob die fehlende Hitze mir nun den Weg erleichtern oder den vielen Pausen neben der Kraftlosigkeit einen Grund geben sollte, weiß ich nicht, jedenfalls konnte man an der Vegetation sehen, dass es hier öfter mal feucht ist: Das Gras war noch grün und sowas wie Vogelmire habe ich auch entdeckt.

Es regnete ab und an, aber meistens war es ein kühler Wolkennebel, der sich mit der Sonne einen Wettkampf lieferte, wer denn nun hier die Wetterlage bestimmt. Aber gerade am Abend wollte ich nicht im Nebel bleiben. So versuchte ich noch, einige Höhenmeter abwärts zu kommen, blieb dann aber nach 19,9 Meilen auf einem, zugegebenermaßen nur kurzfristig, sonnenbeschienenen Plätzchen auf ca. 1700m. Das waren bis dahin mit vielen Auf’s und Ab’s immerhin rund 1000 Höhenmeter bergauf. Ich habe viel gegessen und gefroren, vermutlich aus Erschöpfung, vielleicht aber auch zum Trost nach diesem mir schwer gefallenen Tag. Nach einen kleinen Anstieg geht es morgen 700 Höhenmeter runter nach „Hikertown“, wo eine Dusche und kalte Getränke auf mich warten. Ich werde auch einige meiner ehemaligen Wanderfreunde wiedersehen, was gegen die Einsamkeit helfen wird.

Nachtrag: Hier noch ein Bild vom Sonnenaufgang, direkt aus dem Zelt.

Es war so kalt am Morgen, dass das Wasser auf dem Zelt sofort gefror, als ich es verließ. Ich trug vier Schichten Oberkleidung, Handschuhe und Mütze für ca. eine halbe Stunde Marsch, dann begann der „Pellvorgang“. Unten angekommen erwartete mich die Sonne und ich ließ mich bewusst von ihrer Wärme verwöhnen.

Casa de Luna

Sonntag, 14. Mai, 22:47 Uhr, Meile 485,4 nach Casa de Luna und ins. 17,7 Meilen

Nach ca. 10 Meilen erreichte ich das Trialangelhaus Casa de Luna.

Chaotisch und unaufgeräumt wirkend, aber mit allem, was man braucht, um sich ein bisschen zu erholen. Zum Frühstück gibt es Pancakes und abends den legendären Tacosalat. Ich kam für das eine zu spät und ging für das andere zu früh.

Die rustikale Gartendusche habe ich aber gerne genutzt und in zwar sicher nicht sauberer, aber frisch ausgewaschener Wäsche fühle ich mich auch wieder wohler. Um 15:30 Uhr war ich wieder auf dem Trail und froh darüber.

Ich habe eine neue Blase am rechten großen Zeh. Hoffentlich nervt die nicht.

Noch 32,1 Meilen bis zur nächsten Dusche: Hikertown.

Leichte Langsamkeit

Was für ein toller Tag!

Eigentlich war ich nach einer erstaunlich gut durchschlafenen Nacht im Hikerheaven um 6 Uhr schon komplett fertig und hatte den Rucksack auf dem Rücken.

Aber mir gingen so viele Möglichkeiten durch den Kopf, was ich nun machen könnte. Mich zurück nach Whrightwood fahren lassen, um einige der verpassten Strecken nachzuholen, rückwärts laufen oder vorwärts?

So verging die Zeit, die ich unter anderem in einem intensiven Gespräch über den PCT mit Trialangel „Spirit“ verbrachte. Auf meinen Hinweis, das mein Weg sich für mich nicht „ganz“ anfühlt, weil ich so oft gesprungen bin, meinte sie: „But it is a complete experience“. Und damit hat sie Recht.

Irgendjemand schlug vor, frühstücken zu gehen. Gute Idee!!! Pancakes und Kaffee.

Gegen 10:30 Uhr war auch das erledigt und ich bin nach links gegangen.

Links bedeutet, ich habe mich dafür entschieden, weiter voran zu gehen.

Die anderen sind noch nicht so weit, sie machen sich später oder morgen auf den Weg.

8,7 Meilen bis zum Wasser. Meist bergauf.

Ich habe mir viiiiiiel Zeit gelassen. Unglaublich, wie langsam ich sein kann. So viele waren es nicht, die mir begegnet sind, aber mit jedem, der wollte, habe ich mich unterhalten.

So z.B. mit den Helfern eines Berglaufs, die mir Wasser anboten und das letzte Stück selbstgemachten Bananenkuchen schenkten.

Ich war herrlich einsam und habe es so sehr genossen. In der Mittagshitze geht eigentlich niemand gerne und schon gar nicht von Hikerheaven weg. So hatte ich den Weg nahezu für mich alleine. Niemand, mit dem ich mich vergleichen und an den ich mich abwerten konnte.

So habe ich mit Euch Kontakt gehalten, die Aussicht bestaunt und die Pflanzen und Tiere am Wegesrand wahrgenommen.

Da war z.B. ein Moment, in dem beim Vorbeilaufen ein intensiver, würziger Duft meine Nase weckte und ich herausfinden wollte, wer denn der Verursacher war. Es handelte sich bei einer Handvoll möglicher Täter um dieses Kraut hier:

Und ich habe sogar eine richtige Mittagspause gemacht!

Die Quelle erreichte ich um ca. 16:30 Uhr und es dauert ein Weilchen, bis man Wasser für den Sofortdurst und die nächsten 15 Meilen gefiltert hat. Ich war also echt spät dran. Mit nur 8,7 Meilen konnte ich mich bei diesem herrlichen Wetter und den ausgesprochen entspannten, laufwilligen Beinen aber nicht zufrieden geben.

So hatte ich die Gelegenheit, noch weitere Trialanwohner zu fotografieren:

Gegen 19 Uhr habe ich dann nach ca. 13,2 Meilen (ca. 21 km) diesen Platz zum Zelten gefunden:

Wie für mich gemacht. Und die Sonne hat mich noch bis zum letzten Bissen begleitet: Ich habe mir zum Nachtisch mit Freude, Zufriedenheit und Dankbarkeit das Stück Bananenkuchen auf der Zunge zergehen lassen.

Gras

Beim Innehalten ist dieses beruhigende, leise raschelnde – oder eher rauschende – Geräusch zu hören,… eine Verbindung aus Wind und sanfter Reibung der Halme mit- und aneinander. Dazu ein Duft von getrockneten Gras.

Könnt Ihr Euch das ein bisschen vorstellen?

 

Jetzt.

Im Moment ist morgens meine beste Zeit.

So kann ich im Moment so gut „Ja“ sagen zu meinen Entscheidungen oder der großen Unentschlossenheit, die ihnen vorausgeht oder ihnen folgt.

Ich gehe langsam, sehr langsam, komme kaum voran.

Die Sonne droht mir schon jetzt an, welche Konsequenzen das für mich haben kann oder wird.

Im Moment stehe ich an meiner Seite.

Jetzt.

Hiker Heaven

Heute standen nur zehn Meilen nach Agua Dulce zum Hikerheaven auf meinem Plan. Die Strecke lief sich leicht. Unterwegs verlief der PCT durch den „Vasquez Rocks Country Park“, der wohl immer mal wieder als Filmkulisse genutzt wird.

Hiker Heaven ist eine Trialanglestation. Bis zu 50 Hiker dürfen sich das Gelände mit freilaufenden Hühnern und Hunden teilen. Die drei Pferde haben ihre Ruhe vor uns. Es gibt eine Dusche, Pixiklos, eine Küche, ein Wohnzimmer mit Instrumenten, TV, Spiele usw., die Wäsche wird gewaschen, Pakete werden entgegengenommen und verschickt. Alles läuft wie am Schnürchen. Zwar liegt das Grundstück über eine Meile abgelegen vom Supermarkt, aber mitgenommen wird man fast automatisch und ein Nachbar nutzt sein Golfcar als Pendelbus.

Ich glaube, das alles ist unvorstellbar für die deutsche Art von Hilfsbereitschaft. Ein großes Meeting, vor allem für die Amerikaner hier. Auch wenn ich sehr, sehr dankbar für das Angebot bin, ich freue mich nach den zwei Tagen „Rudelcampen“ aber auch schon wieder auf einen ruhigen Schlafplatz in der Natur.

Was brauchst Du?

Gerade bin ich wieder mal so traurig. Die Sonne strahlt mich von der Seite an, es ist ein guter Weg, Vögel zwitschern und ich heule.

Traurigkeit was brauchst du?

Trost und Sicherheit.

Jemand anders soll das machen.

Karin, weil Du es nicht kannst, weil Du selbst Dich nicht wert genug dafür fühlst. Dein Trost zählt nicht, Sicherheit kannst Du Dir selbst nicht geben.

Einsamkeit, was brauchst du?

Liebe, Trost und Mitgefühl.

Liebe

Mich?

So viel Gutes

Weil ich gestern gedacht hatte, einen schlechten Tag gehabt zu haben, möchte ich jetzt unbedingt noch mal auflisten, was alles gut gelaufen ist:

ich habe lange und gut geschlafen
hatte morgens einen Kaffee mit frischer, zubereitete Birne
bin zwei mal ganz lieb in den Arm genommen worden
Ich habe Kasimo getroffen und es mit der Busfahrt somit viel einfacher gehabt
Trotz verpasstem Anschlussbus sind wir nicht viel später in Whrigtwood angekommen
Ich habe mich über meine Sonnenbrille gefreut
Es geht mir körperlich gut
Das Wetter ist trocken und klar, es ist nicht zu kalt
Das Zelt ist rechtzeitig angekommen, es baut sich schnell auf und ist groß genug
Es gibt Menschen die ich mag und die mich mögen, auch wenn ich es selbst nicht verstehe.
Ich habe schnell einen Hitchhike an den Trail bekommen
Endlich meine gummiummantelten Verschlussdrähte im Outdoorshop bekommen
Ich konnte in der Nacht doch noch ein paar Stunden schlafen