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Was soll dieses Bild hier?

Ich mag diese alten Autos. Ich freue mich, sie zu sehen. Irgendwann abgestellt warten sie auf viel Liebe, Know how oder die Blechpresse. Egal.

Jetzt sind sie da und erfreuen mich.

Ich sehe im Moment diesen Baum. Höre Kojoten heulen. Hunde dazu bellen. Grillen zirpen. Spüre die Kühle des Abends.

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Geht Zufriedenheit auch ohne das?

Ist diese Fähigkeit wirklich erstrebenswert?

Oder nur ein billiger Trost?

Ruhe

Ich lasse mir Ruhe. In diesem Moment. Sitze auf der Treppe, in der Sonne. Jetzt im Moment mag ich es, sie auf meiner Haut zu spüren, auch wenn sie sich in diese zu brennen scheint. Höre, ganz in der Ferne, diesen Zug durch Tehachapi hupen. Fühle mich richtig hier. Raus aus der Stadt. Keine Rolle, keine unerfüllten Ziele. Keine Zeitpläne. Keine Trägheit.

Ruhe.

Selten schöner Augenblick.

Wie ist das neue Zelt? Und der Rucksack?

Das Zelt

Mein neues Zelt heißt MSR HUBBA NX und man sieht es, neben dem Big Agnes Flying Creek recht häufig.

Es wiegt 1,7 kg, das Gestänge ist aus Aluminium, das Innenmaß beträgt 216 x 76 x 91 cm. Es wird in zwei Akten aufgebaut, also zunächst das Innenzelt, dann wird das Außenwelt darüber gelegt und in die Füße des Gestänges eingehängt.

VORTEILE, die ich sehe, sind: Es ist an sich freistehend. In warmen Nächten ist es möglich, nur das Innenzelt aufzubauen und darin zu schlafen. Es ist nicht leicht, aber das Gewicht hält sich in Grenzen. Es hat eine geringe Grundfläche.

NACHTEILE, die ich bis jetzt sehe: So richtig schnell bekomme ich den Aufbau noch nicht hin. Sollte es regnen, wird der Innenbereich nass bis das Außenzelt drüber ist. Der Abstand vom Außenzelt zum Boden ist relativ groß, lässt sich nicht verringern und der Moskitonetzanteil des Innenzeltes ist hoch: Das Zelt ist kalt, man friert schnell darin.

So richtig glücklich macht mich das Zelt also nicht, aber ich bekomme keine Bauchschmerzen mehr, wenn ich abends einen Zeltplatz suchen muss.

Der Rucksack

Ist ein Osprey Aura 65 l und für Frauen konstruiert. Er hat ein komfortables Tragesystem, ist dafür aber auch mit ca. 2100g Eigengewicht ordentlich schwer.

Ich hatte ihn zu Hause in die engere Wahl genommen, mich dann aber für den ÜLA Rucksack entschieden, weil dieser bei scheinbar gleichem Tragekomfort mit ca. 700g leichterem Gewicht ein schlagendes Argument hatte.

Wie Ihr wisst, kam es anders. Das hier zu tragende, tatsächliche Gewicht war für den Catalyst zu viel.

Der Osprey ist schwer, aber tragbar. Er hat Fächer zum Ordnen, man findet, was man sucht. Er hat viel Stauraum.

Er hat aber auch Schnickschnack, den man nicht wirklich braucht. Die Reißverschlüsse, besonders die der Hüftgurttaschen, nerven, weil sie beim Schließen klemmen.

Nein, so richtig glücklich bin ich mit beiden Dingen nicht. Aber ich gehe den Kompromiss ein. Ich mache meine Erfahrungen und lerne.

Rick

Die High Sierra mit ihrem Schnee zwingt uns Wanderer mehr oder weniger alle zum Warten. Nur wer das wo und was er dann tut, ist unterschiedlich: Tine und Susi fliegen nach Hawaii. Roland fährt erstmal nach Los Angeles. Die meisten anderen, mit denen ich gesprochen habe, wandern erstmal 150 Meilen weiter nach Kennedy Medows.

Ich freue mich sehr darauf, mit Matthias ein paar Tage in Tehachapi zu verbringen und plane, dann auch erstmal weiter zu gehen. Allerdings ist er ein paar Tage hinter mir.

So dachte ich, ich fliehe zunächst aus Tehachapi, laufe die kommende 17 Meilen PCT Etappe erstmal hoch und tags drauf wieder runter…, aber für heute kam es erstmal anders:

Rick ist mir auf dem Trail eher unangenehm aufgefallen. Er spricht laut, viel und schnell. Meistens habe ich ihn nicht verstanden. Es hat einen flotten Schritt und mich deshalb mehrfach überholt, allerdings nicht, wenn es bergauf geht – da habe ich mich dann meistens wieder an ihm vorbei bewegt – was wirklich ein Zeichen seiner Langsamkeit ist. Er braucht viele Pausen zum Luftholen. Neulich haben wir zusammen auf einem Campingplatz übernachtet und gegenseitig anhand der zahlreichen Reißverschluss- und Wendegeräusche festgestellt, wie schlecht wir beide geschlafen haben. Dass ich ihm mit Wasser aushelfen konnte, hat er tags drauf jedem begeistert erzählt, ob er wollte, oder nicht.

Heute hat er mich zufällig beim Einkaufen aufgegriffen und mit seinem hier abgestellten Auto zurück zum ca. zwei Meilen entfernten Campingplatz am Flughafen gefahren. Als ich später dann mit Sack und Pack in der Stadt stand, sprach er mich erneut an. Schließlich fuhr er mich meilenweit zum Trail, auf dem ich eher Ruhe zu finden hoffte als auf dem Flughafen. Dann wieder zurück, weil ich mich dann doch nicht entschließen konnte loszugehen, läuft der Weg doch erstmal am mehrspurigen Highway entlang. Zudem war es schon recht spät, schrecklich windig und der nächste Platz zum Campen erst in ca. 5 Meilen ausgeschrieben. Er begleitete mich zum Essen, wir holten uns anschließend ein Bier und verbrachten den Abend im Innenhof der Lodge, uns sprachlich mehr schlecht als recht, aber von Herz zu Herz richtig gut unterhaltend.

„Menschen“, meinte Manuela, sind das, was auf den Weg wirklich wichtig ist, was in Erinnerung bleibt.

Rick wird es tun.

Freitag, 19. Mai – Trialmagic × 2

Es ging bergauf. Gefühlt sehr lange bergauf…

Bergauf zu laufen fällt mir einfach schwer. Verstärkt durch die Vergleiche mit Menschen, die mich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit überholen und schnell als immer kleiner werdende Punkte im Horizont verschwinden.

Aber irgendwann war selbst ich oben. Und da war das Wunder:

Trialmagic!

Wasser,  Saft, frisches Obst, Kekse. So nett arrangiert mit Blumen, einladenden, freundlichen Worten auf Schildern. Und das alles völlig abgeschieden, nur zu Fuß oder auf einer schmalen Dirtroad zu erreichen. Wer sind nur diese Menschen, die so etwas machen? Ich könnte heulen, so sehr rührt mich das.

Danach ging es über Meilen bergab, leicht zu laufen. Immer weiter auf eine wirklich riesige Windkraftanlage zu.

Zum ersten Mal habe ich beim Laufen Musik gehört und war bei Louis Armstrong so beschwingt, dass ich sogar ein paar Tanzschritte einbaute.

Irgendwann (genauer gesagt nach ca. 15 Meilen) stand ich an einer Straße, entschied mich gegen die Aussicht, irgendwo im Windpark übernachten zu müssen und für das Trampen ins ca. 8 Meilen entfernte Tehachapi, wo es eine Campingplatz am kleinen Flughafen geben soll…

Trampen war, wie immer, kein Problem. Ich wurde am Flughafen abgeliefert, wo mich gleich Susi empfing: Ob ich Hunger habe? Es gäbe Trialmagic!!!

Wassermelone, Nudeln Bolognese, frischer Salat, Knobibutterbrot, Schokokuchen, Limonenkuchen, Brötchen. Dazu Besteck, Servietten, Teller. Einfach so, von einem Trialangel gebracht.

Habt Dank, ihr Engel!!!!

Nach der Pixidusche sind wir noch ein Bier trinken gegangen.

Und jetzt noch ein paar Worte zur Nacht:

Tehachapi liegt an einem mehrspurigen Highway, der fast direkt an den Sportflughafen grenzt. Ferner wird die kleine Stadt von einer Bahnlinie durchquert, auf der sich auch nachts stündlich unvorstellbar laut hupend ein ewig langer Güterzug ankündigt, der dann dröhnend durch den Ort donnert: Die Geräuschkulisse am Campingplatz auf dem Flugplatz zwischen Highway und Bahnlinie kann man sich weder vorstellen noch recht beschreiben.

Ich muss schon drüber grinsen, dass ich wegen des Lärms (o.k., auch wegen der Aussicht auf ein kühles Bier…) nicht zum übernachten im Windpark bleiben wollte!

Aquadukt

Donnerstag, 18. Mai 2017

Der aufbrausende, kühle Sturm der Nacht hatte nur eine klare, weite Sicht auf die umliegenden Berge hinterlassen. Verschwunden war er lange vor dem Morgenrot, mit dem wir uns auf den ca. 50 Meilen langen Weg Richtung Tehachapi machten.

Die erste Etappe ist unter den Wanderern berüchtigt, führt sie doch in der heißesten und trockensten Gegend des PCT, der Mojave-Wüste, größtenteils neben einer Wasserpipeline entlang, ohne Zugriff auf den Inhalt haben zu können.

Nur anfangs verläuft dieses Aquadukt oberflächlich, später ist es unter Beton versteckt. Daneben führt die Straße entlang. Wie sonst unüblich auf dem PCT kann man nebeneinander laufen und sich so prima unterhalten.

Pausieren lässt es sich hervorragend auf den in bestimmten Abständen auftauchenden Betoninseln. Sie bieten Schatten und Kühle. Und unter der Abdeckung kann man das Wasser rauschen hören.

 

Wenn man nach 17 Meilen den ersten Zugang zum Wasser hat, steht man schon mitten in einer riesigen Windkraftanlage.

Gerade gegen Abend machten die Mühlen mit dem auftauchenden Wind einen eindringlichen Lärm, dem ich mich nicht die ganze Nacht aussetzen wollte. So setzte ich meinen Weg bis hinter die letzten Krafträder fort. In einem kleinen Tal fand ich Windschatten und somit auch die Ruhe, die es braucht, um zum ersten Mal auf dem PCT einem großen Grillenkonzert zuhören zu können.

Schlaflos, glücklich und leichter

Bin noch immer in meiner „Schlafbox“ in Hikertown. Der Wind bläst, was er kann. Durch die Glastüre kann ich die Sterne sehen und wünsche mich einerseits ins Cowboycampen hinaus und bin andererseits sehr, sehr froh darüber, relativ windgeschützt und warm untergebracht zu sein.

Ich hatte bislang so viel Glück auf dem Trail. Zum Beispiel mit dem Wetter. Wanderer, die nur einen halben Tag hinter mir waren, hatten kürzlich stundenlangen Regen, teilweise Schnee und Hagel.

Und dass ich meinen ungeliebten, instabilen Schirm verloren habe, empfinde ich im Moment auch als Glück.

Heute haben mir Mitglieder meiner ehemaligen Wandergruppe geholfen, nochmal durch meine Ausrüstung zu sehen. Etwa 300 – 400g sind danach in die Hikerbox gewandert, darunter auch meine Klapptasse, die ich kaum, und wenn, dann meistens als Schöpfkelle benutzt habe. Ich besitze inzwischen kein Handtuch mehr. Zwei kleine Lappen müssen den Zweck erfüllen. Immer wieder wandert Seife in meinen Besitz. Auch diese durfte mich jetzt wieder verlassen, ebenso wie ein Teil des Verbandmaterials.

So bin ich glücklich und leichter, aber hoffentlich bald nicht mehr schlaflos…

High Sierra?

2,5 Tage bis Tehachapi, der letzten größeren Stadt für lange Zeit. Danach steht die Entscheidung zur „High Sierra“ bevor.

Viele von Euch wissen vielleicht, um was es geht. Die High Sierra ist ein Gebirgszug, in dem es im letzten Winter Rekordschneemengen gegeben hat. Und dieser Schnee ist ein Problem einerseits, wenn er liegt, aber besonders, wenn er schmilzt und die Flüsse mit kaltem Wasser und Geröll füllt, die die Wanderer dann durchqueren müssen. Gerade für Unerfahrene wie mich kann das Erwandern solcher Hochgebirge deshalb nicht nur extrem anstrengend, sondern auch gefährlich sein.

Es ist einerseits so reizvoll, mich zu Fuß in ein Hochgebirge zu einzuarbeiten. Mich mit Aussichen und Erfahrungen zu belohnen, die ich mir noch gar nicht vorstellen kann. Aber realistisch gesehen, habe ich keine Lust auf kalte, feuchte, klamme, nasse Hände, Füße, Klamotten, und die erhöhte körperliche und psychische Anstrengung. Dazu die durch die Abgeschiedenheit erschwerte Versorgungssituation, also mehr Gepäck und die Notwendigkeit, lange Wege abseits des Trails in Kauf zu nehmen, um an Verpflegung zu kommen. Ferner wäre es wohl notwendig, meine Ausrüstung an den Bedarf anzupassen, also Steigeisen, Eispickel, wärmerer Schlafsack, Kleidung,…

Vielleicht ist es ab Juli möglich, die High Sierra anzugehen. Oder sie zu überspringen und direkt dahinter (500 Meilen?) weiter zu gehen, wo jetzt auch noch Schnee liegt.

Es sind ca. vier Wochen Wartezeit, die ich noch nicht zu füllen weiß.

Einen Wanderweg um die High Sierra herum gibt es nicht.

Partnermassage

Seit meiner letzten Partnermassage sind nunmehr fünf Tage vergangen. In der Langsamkeit der Fortbewegung und der Fülle des Erlebens kommt mir es vor wie eine Ewigkeit.

Er kam einfach auf mich zu und schon das alleine freute mich sehr. Sein Schritt wirkte dabei leicht, fast lässig aber auf jeden Fall selbstbewusst und zielsicher. Sein Ausdruck machte auf mich Eindruck und sein Auftritt wirkte deutlich mehr von Neugierde geprägt als von Erwartung. Es dauerte nicht lange bis wir wussten, was uns beiden gut tut: Ich empfand alleine seine freiwillige Anwesenheit als ein Geschenk des Augenblicks: Seelenmassage. Und ihm gefiehl offensichtlich meine Art, ihm den Nacken zu kraulen. Er schien es sehr zu genießen, streckte sich aus, machte sich lang, blieb und blieb.

Und er schaute mir lang nach, als ich ihn verließ.

Wir taten uns – einfach – gegenseitig gut. Ungeplant, im richtigen Moment, das Richtige tun: Ein unbezahlbares Geschenk.

Euch ist sicher schon klar, das es kein Mensch war… und ich weiß noch nicht mal, ob es ein „er“ war – aber Eure Neugierde habe ich damit sicher geweckt.

Es war eines der Pferde in Agua Dulce, das mir dieses schöne Erlebnis geschenkt hat. Ein brauner Araber.

Hikertown

Was habe ich mich darauf gefreut…

Ankommen.

Duschen. Wäsche auswaschen. Kalte Getränke. WLAN.

Es kam so, aber mal wieder ganz anders als erwartet und beschreiben kann ich diesen Ort auch nicht wirklich gut: Hütten im Stil eines schlechten Western beinhalten runtergekommene Betten. Eine Dusche in uraltem Wohncontainer mit Teppichfußboden. Ebenso die Toiletten. Ein altes Waschbrett ersetzt die Waschmaschine. Es gibt eine zentrale Stromversorgungsstelle und einen Wasserhahn: Also alles, was man braucht – und auf gar keinen Fall mehr davon… z. B. keine kalten Getränke. Die Übernachtung kostet 10 Dollar.

Ich war früh da, habe somit eine kleine Wohnkabine mit Glastüre bekommen, die ich zunächst nicht wirklich beziehen wollte, aber zum Trocknen meines Zeltes nutzte. Meine Phantasie bezüglich der Matratzenbewohner beruhigte sich am Abend mit einem frischen Laken, der Kälte draußen, der Tatsache, dass ich mein Zelt noch nicht aufgebaut hatte und der Regenklamotten, die ich aufgrund des Wäschewaschens trug und die ich als Schutzschicht empfand.

Den Tag verbrachte ich im vier Meilen entfernten Cafe, dessen Betreiber mit Hamburgern, Snacks, einer großen Auswahl an Getränken, freiem Wlan und einem Shuttle-Service wissen, was ein Wanderer so braucht.

Am Abend kamen auch Tine, Susi, Roland und Sante an. Ihnen steckte das nasskalte Wetter der letzten Tage, dem ich größtenteils entkommen war, noch ziemlich in den Knochen.

Glück gehabt!

00:45 Uhr: Jetzt, in der Nacht, bläst der Wind scharf um die Gebäude. Mir ist es warm und ich bin froh, mich heute nicht um mich oder mein Zelt sorgen zu müssen.

Mir ist warm.

Ich weiß, welch ein gutes Gefühl das ist.