3:58 Uhr. Gerade bin ich wieder in den Schlafsack gekrochen. Wird nicht lange dauern, bis er mich wieder wärmt. Ich mag ihn sehr und es hat mir sehr leid getan, ihn gestern Abend in meiner verschwitzten, staubigen Wanderkleidung aufzusuchen. Normalerweise ziehe ich mich um.
Gestern, also vor ein paar Stunden, war Samstag, der 28. Mai. Die Eintracht hat in Berlin aufgespielt. Sie hat im DFB Finale 2:1 gegen Dortmund verloren – was soll’s?
Ich habe gestern meinen Auftritt in Südkalifornien von Meile 583,3 (Wasserstelle Golden Oaks Spring) bis 602,1 (Wasserstelle Robin Bird Spring) gehabt (knapp 31 km). Es war eine der beiden bisher anstrengendsten Etappen für mich.
Sie führte von einer Wasserstelle zur nächsten und war die zweite von mindestens fünf bis sechs Etappen zur nächsten Verpflegungsstation, wir waren also reichlich mit Gepäck beladen. Landschaftlich befinden wir uns im Bereich der Mojave-Wüste, einer sehr trockenen, heißen Gegend. Und heiß war es auch schon ab ca. 10 Uhr.
Ich hatte nachts gegessen und morgens nicht gefrühstückt. Mittags hatte ich keinen Hunger. So habe ich an meinem Körper Raubbau getrieben, indem ich mich nur von Müsliriegeln, Salzgebäck und zwei Äpfeln ernährt habe. Das habe ich, gerade bei dem Anstiegen, deutlich zu spüren bekommen. Es gab einige dieser Anstiege und in der Hitze war es schon physisch eine Quälerei. Zudem hatte ich einen emotional harten Tag.
Völlig fertig kam ich irgendwann an der Wasserstelle an, habe es geschafft, mir was zu Essen zu machen um irgendwie wieder zu Kräften zu kommen, und mir anschließend ein einsames Cowboycamplager in ca. 300m Entfernung eingerichtet.
Um ca. 2 Uhr wurde ich mal wieder wach und kam auf die Idee, mich an der Quelle waschen zu gehen. Danach fühle ich mich immer besser. Gedacht, getan. Was für eine Wohltat!
Der Sternenhimmel ist noch immer wunderschön, es ist eine ruhige Nacht, der erste Vogel zwitschert. Heute, 28. Mai, muss es einfach besser werden.