Ich bin einfach nicht in die Gänge gekommen, speziell nicht in den „so geh‘ ich jetzt mal ein paar Meilen am Stück Gang“. Immer wieder musste ich anhalten: Mal drückte der Schuh oder die Blase, ich wollte das Solarpanel anbringen oder schützen, die Regenjacke anziehen, ausziehen oder ich musste einfach nach Luft ringen: Immer wieder stieg der Weg an, was meine Langsamkeit einlädt, alles zu tun, was sie kann. Dazu war meine Stimmung nicht gut, ich fühlte mich einsam auf die andere Art, die traurige.
Ob die fehlende Hitze mir nun den Weg erleichtern oder den vielen Pausen neben der Kraftlosigkeit einen Grund geben sollte, weiß ich nicht, jedenfalls konnte man an der Vegetation sehen, dass es hier öfter mal feucht ist: Das Gras war noch grün und sowas wie Vogelmire habe ich auch entdeckt.
Es regnete ab und an, aber meistens war es ein kühler Wolkennebel, der sich mit der Sonne einen Wettkampf lieferte, wer denn nun hier die Wetterlage bestimmt. Aber gerade am Abend wollte ich nicht im Nebel bleiben. So versuchte ich noch, einige Höhenmeter abwärts zu kommen, blieb dann aber nach 19,9 Meilen auf einem, zugegebenermaßen nur kurzfristig, sonnenbeschienenen Plätzchen auf ca. 1700m. Das waren bis dahin mit vielen Auf’s und Ab’s immerhin rund 1000 Höhenmeter bergauf. Ich habe viel gegessen und gefroren, vermutlich aus Erschöpfung, vielleicht aber auch zum Trost nach diesem mir schwer gefallenen Tag. Nach einen kleinen Anstieg geht es morgen 700 Höhenmeter runter nach „Hikertown“, wo eine Dusche und kalte Getränke auf mich warten. Ich werde auch einige meiner ehemaligen Wanderfreunde wiedersehen, was gegen die Einsamkeit helfen wird.
Nachtrag: Hier noch ein Bild vom Sonnenaufgang, direkt aus dem Zelt.
Es war so kalt am Morgen, dass das Wasser auf dem Zelt sofort gefror, als ich es verließ. Ich trug vier Schichten Oberkleidung, Handschuhe und Mütze für ca. eine halbe Stunde Marsch, dann begann der „Pellvorgang“. Unten angekommen erwartete mich die Sonne und ich ließ mich bewusst von ihrer Wärme verwöhnen.