Warner Springs

Nun bin ich hier in Warner Springs bei Meile 109 angekommen. Es war ein sehr warmer Tag heute und er war gerade gegen Ende sehr zäh für mich.

W.S. hat ein Communitycenter, in dem wir Hiker herzlich mit Gebäck, Informationen und kühlen Getränken empfangen werden. Es gibt kostenlose Campingplätze, Eimerduschen und freies WLAN. Handtücher, Seife Waschmittel – alles steht bereit. Man darf 5 Dollar spenden, muss aber nicht. Heute gab es Spaghetti Bolognese für 1,-$ und Livemusik an Abend.

Eimerduschen – ganz einfach! Man fülle sich einen Eimer und dusche damit ganz nach Belieben. Es gibt sogar erwärmtes Wasser! Es war herrlich. Und die nächste Dusche ist 70 Meilen entfernt – diese Vorstellung steigert den Genuss zusätzlich….

Nachtrag, 22.04.2017, 5:38 Uhr:

Jetzt, nach ’ner Badekappe voll Schlaf, kommt mir dieses Bild bewusst vor Augen: Habt Ihr diesen Baum gesehen? Vor lauter Zelten, Menschen und Angst habe ich diesen Baum nicht gesehen!

Den muss ich nachher unbedingt bewusst betrachten, mal anfassen, horchen, wie er lebt.

Undenkbar

Ich bin noch in Julien. Den Vormitag habe ich bei frei WLAN an der Steckdose in Mom’s Café genossen. Anschließend habe ich im Supermarkt – wie immer – zu viel eingekauft und Geld geholt. Dann war dann die Lodge soweit.

Mal wieder duschen und Wäsche waschen. Über Sauberkeit auf dem Trail werde ich an anderer Stelle ausgiebiger schreiben…

Aber was für uns alle zu Hause wohl undenkbar ist: Tine (Belgien), Trish (Canada), Chelsey (Australien) und ich teilen uns hier in Julien ein Doppelzimmer, zu zweit sogar ein Bett….

Essen waren wir bei Carmen, zum Burger gibt’s da für Thruhiker ein Freibier…

Unvorstellbar

Die Tage vor Julien:

Ich kann Euch gar nicht beschreiben, wie unvorstellbar schön diese Gegend hier ist. Die Aussichten sind für mich unbegreiflich. Ich fasse es einfach nicht, hier zu sein.

Manchmal wechselt die Natur innerhalb ein paar Meter von steppigem Gestrüpp zum Pinienwald und wieder zurück. Dann wieder Weite, Weite, Weite….

Ich habe schrecklich viele Bilder gemacht. Hier nur ein paar wenige:

Pinienzapfen im Größenvergleich.

Blick aus dem Zelt
Die ersten blühenden Kakteen

 

 

 

Apple Pie

Gestern bin ich bis Meile 73.1 gewandert. An Meile 77 entschied ich mich, zum 12 Meilen abseits der Straße liegenden Städtchen Julien zu trampen. Ich brauche für die kommenden Tage noch Snacks, Bargeld und Internetstöberzeit, die es hier gibt. Außerdem einen kostenlosen, hausgemachten Apple Pie bei Mom’s für Thruhiker. Das Trampen hat super geklappt, ich habe keine Viertelstunde gestanden bis Carlos vorbei kam, ein Sheriff, und im Auto kurzerhand Platz machte, um uns alle Vier mitzunehmen:

Frost

 

Die Nächte sind kalt. Heute gab es hart gefrorene Socken vom Baumstamm (siehe oben).  Mit in meinem Schlafsack sind immer mein Handy, die Powerbank, eine Flasche Wasser und der ‚Squeezer‘, der Wasserfilter, der auch nicht frieren darf :-).

Gute Nächte sind die, in denen ich nicht raus muss!!!

Mount Laguna

Heute sind wir in  Mount Laguna angekommen. Eine herrliche Strecke.

Das waren nur 6 Meilen zu gehen, aber mir hat das gereicht. Ich fühle mich irgendwie unwirklich, anders, kann mich nicht eine Spur konzentrieren. Vielleicht habe ich nicht dran gedacht, wirklich ausreichend zu essen und zu trinken. Vielleicht ist es aber auch die altbekannte Traurigkeit, das Gefühl des Ausgeschlossenseins, das hier immer neue Erinnerungspunkte findet.  Tue mich schwer mit der Sprache, habe den Eindruck, alle außer mir sprechen und verstehen fließend.

Ich hatte dann aber auch die Gelegenheit, mal mit jemandem deutsch sprechen zu können und das war gut so.

Habe dann mehrfach eingekauft (ein Trinksystem, eine wärmere Mütze, einen Sonnenschirm, Essen für ein paar Tage) und mir ein Solarpanel voraus bestellt. Und schließlich habe ich noch die angefallene Wäsche gewaschen.

Lege morgen einen Pausentag ein oder gehe mit Trish 6 Meilen weiter. Tine plant 20 km zu laufen, das wird mir wohl zu viel, mal sehen. Wir haben ja Zeit, in der Sierra Nevada schneit es noch immer.

Die Vorstellung, alleine hier zu bleiben, macht mich traurig. Auch wenn es ein schöner Platz zum Verweilen ist – ein Campingplatz mit Duschen und Toiletten!

Aber den Trost des Trails kann ich auch gut gebrauchen. Den vermisse ich schon jetzt.

Tag 2

Der endete auf dem Boulder Oak Camping Groundsheed, 26 Meilen vom Start in Campo entfernt.

Zur Zeit wandere ich mit Tine aus Belgien und Trish aus Canada. Das Wetter ist prima, nur nachts friere ich bei Temperaturen um die 0 doch ein bisschen. Heute haben mich Handschuhe und Mütze in der Nacht gewärmt.

Die Gegend begeistert einfach. Ich kann es nicht beschreiben.

 

Nur der Menge an Essen und Wasser, das ich trage, verschätze ich mich noch (trage zu viel mit), aber ich habe ja Zeit zu lernen.

Tag 2 brachte mir eine Blase unter dem rechten großen Zeh, ich hoffe, mir weitere zu ersparen.

Frodo und Scout

Als ehemalige „Thru-hiker“ entschloss sich dieses Ehepaar irgendwann einmal, als Trial Angel aktiv zu werden, also als Helfer für andere Menschen, die auf dem PCT wandern wollen. Angefangen haben sie mit 17 Menschen in einem Jahr, mittlerweile sind sie bei über 600. Eine Zahl, die sich keiner vorstellen kann, der weiß, was sie und ihre Helfer zu tun imstande sind.

Leistungen:

• Abholen vom Flughafen

• Übernachtung und Verpflegung von bis zu 40 Menschen gleichzeitig

• Fahrten zum Telefonaten

• Fahrten zum Outdoor Ausrüster

• Bereitstellung vom kompletten Bedarf zum Versenden von Resupply Paketen

• Bereitstellung von Informationsbedarf

• Angebot, die Ausrüstung und Verpflegung durchzusehen, um sie auf den Bedarf und das Gewicht zu optimieren

• Fahrt zum Ausgangspunkt vom PCT

Und für all das nehmen sie kein Geld entgegen, weisen allenfalls auf die Notwendigkeit hin, für die PCT zu spenden. Unglaublich!!! Aber wahr. Ich selbst kam in den Genuss.

Dafür tausend Dank.

Ich wäre schon mit der Organisation meines Transportes zum Startpunkt überfordert gewesen.

Zum Dank möchte ich mir diese Offenheit,dieses Vertrauen in fremde Menschen als Beispiel nehmen. Es tut der Seele einfach gut, so etwas zu erleben.

Aussortiert

Heute habe ich Unterstützung beim Erleichtern meines Gepäcks bekommen. Einige Wäschestücke, Medikamente, die Halbierung meines Handtuchs und viel Kleinkram haben dann doch 2kg ausgemacht: Anstatt 12, habe ich jetzt nur noch 10 kg Grundgepäck. Nun kommen noch Lebensmittel für ein paar Tage und – Dank der großen Niederschläge in diesem Sommer nur 2l – Wasser hinzu.

In San Diego bei Frodo und Scout

Heute ist Mittwoch, der 12. April. Es ist kurz nach meiner zweiten Nacht hier in den USA. Der Jet Leg macht mir zu schaffen. Ich war gestern am Tage bleiern muede, nachts haette ich die Muedigkeit vielleicht besser gebrauchen koennen….

Ich sitze hier im Wohnzimmer von Frodo und Scout. Das Fruehstueck der heute Abreisenden findet gerade statt. Alles gut organisiert. Einfach unglaublich, was hier geleistet wird.

Morgen bin ich dann dabei….

Man bekommt hier viel, viel Hilfe. Beratung beim Einkaufen, man wird durch die Gegend gefahren zum Ourdoorladen und zu AT&T. Immer gibt es was zu essen, alles kostenlos. Die ganzen Materialien zum Packen von Paeckchen stehen bereit. Alle Fahrten sind kostenlos. Sie nehmen einfach kein Geld, sondern halten es fuer wichtiger, dass fuer die PCTA gespendet wird. Phantastisch!

Morgen.

Die Geschichte beginnt. Sie erzaehlt von einem Abenteuer. Einem, dass die Kleine in mir bezaubert, neugierig macht, aufhorchen und freudig aufspringen lassen soll. Sie hat in den letzten Jahren so gerne Verstecken gespielt. Kein Wunder, dass sie sich straeubt, dieses Spiel, das sie so gut beherrschte, in dem sie sich sicher gefuehlt hat, aufzugeben, auch wenn die Verstecke einsam sind, oft dunkel und bedrueckend.

Ich hoffe, ich treffe ihren Geschmack….