Charlotte ist eine ganz alte Freundin. Sie steckt voller Leben und hat ein durch und durch vereinnahmendes Wesen. Sie weiß, wie viel Kraft sie hat und glaubt, mich beschützen zu müssen. Dabei geht sie manchmal einfach zu weit, aber ich lasse ja gerne über mich bestimmen.
Ich kenne sie schon so lange und bin immer wieder in ihren offenen Armen versunken. Ich vertraue ihr und weiß doch, dass ich es lernen muss, sie mit ihrem Beschützerinstinkt im Zaum zu halten. Ich weiß, sie meint es nur gut.
Charlotte trennt mich gerade von meinen Freunden. Die würden so ein Ding machen wegen der paar Tage PCT. Sie meint, ich habe doch eben mal wieder versagt und meint, ich solle mich besser verstecken. Größe sei nicht mein Ding, das wisse ich doch. Und ich wisse doch auch, sie stünde mir gar nicht zu. Ich fiele doch immer wieder auf den Boden und das könne ich vermeiden, wenn ich klein bliebe. Wenn, dann müsse ich erst mal was verdienen, was wirklich groß und ganz sei und sich richtig anfühle. Und das sei bei meiner derzeitgen Verunsicherung ein lächerlicher Gedanke.
Zum (Groß-) Sein gehört, für sich Verantwortung zu übernehmen. Spüren können, was sich richtig anfühlt, und dazu stehen. Zu Entscheidungen stehen. Ja, und da gebe ich ihr Recht: Disziplin kann ich einfach nicht aufbringen.
Charlotte ist, wie sie ist. Ich kann mich auf sie verlassen. Aber vielleicht bringe ich sie ja dazu, sich mal auszuruhen.
Dann habe ich auch wieder mehr Luft zum Atmen. Und kann das Leben und meine Freunde wieder spüren und sehen.