Bremse

Manchmal spüre ich diese Bremse vor der Freude als stünde ich vor einer verschlossenen Türe aus Milchglas.

Wie gelähmt stehe ich davor. Kein Impuls zur Tat, zum Griff an den Griff. Ich rüttele nicht daran.

Da ist dieses verwitterte Schild:

„Besser nicht, Karin“.

Es sind nicht die Worte, die wirken.

Es ist die Schrift meiner Hand.

Nahgespräch

…heute ist von 17 bis 21 Uhr die Malwerkstatt der Diakonie geöffnet. Ich überlege, mal hinzugehen

das ist doch eine gute Idee

wieso?

na, dann hast Du einen Termin, wo du hingehen kannst – du malst doch gerne

ich weiß nicht – alles nur Getue

was meinst du damit?

 

Was soll denn das? Chemie auf irgendwas: Müll produzieren – in doppelter Hinsicht, weiß nicht, was schlimmer ist von beidem – Materialverschwendung oder Produkt…

 

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll –

 

Ist doch wahr

 

Es ist irgendwie wie ein Schlag vor die Brust für mich, das zu hören. So eine Art Druckwelle… aber nicht gefährlich

vielleicht der Luftschwall, der entsteht, wenn eine Tür zugeschlagen wird…?

…aber ich seh‘ Dich ja noch…

Vielleicht sowas wie wenn man  eine aufgepustete Brottüte zerplatzen lässt… fällt mir auf: Das hab‘ ich auch schon ganz, ganz lange nicht mehr gemacht… könnte Spaß machen! …aber Spaß beiseite:

 

Du bist wütend!

 

Ja, komisch.

 

Es ist die alte Suche nach dem Besonderssein, die da mitspielt, glaube ich.

 

Malen hat was mit der Kleinen zu tun. Sie hat Spaß daran. Sie will aber auch immer was Besonderes sein. Und das ist sie eben nicht.

 

Ich kann und will ihr diese Wertschätzung nicht geben. Es ist einfach nichts Besonderes, was sie da macht.

 

Dann ist sie eingeschnappt, beleidigt und will keinen Spaß mehr daran haben. Kann man ja auch verstehen. Sie ist sauer, weil sie einfach nicht „einfach malen“ darf. Es muss immer was Tolles sein. Und das ist auch nie so richtig „richtig“…

 

mach‘ mal langsam, ich komme nicht so ganz mit, glaube ich…

Also da geht es um Dich, die Kleine, das Besonderssein und das Malen?

Ach, ich weiß auch nicht. Ist mir alles zu viel.

Malen kann Spaß machen. Euch Beiden.

Ja…

Kann Dich aber auch wütend machen. Und die Kleine trotzig, also zum Rückzug oder zur Blockade zwingen.

Ja

Das klingt nach Schmerz und Angstrengung. Das würde ich auch nicht machen wollen. Warum sollte man sich dem aussetzen?

Weil es eben auch Spaß machen kann. Ich kann vielleicht neue Leute kennenlernen. Und ich kann „wo hin gehen“ – ich habe einen Termin –

komisch, mir fällt gerade auf, das ist auch interessant, warum das so wichtig ist. Aber da muss ich andermal drüber nochmal nachdenken.

Wann macht es Spaß, wann ist es doof?

Weiß ich doch nicht. Kommt drauf an… kann ich doch gar nicht wissen. Es kommt halt drauf an –

…wie Du es bewerten wirst…

Ja, ich weiß schon. Bewerten soll ich nicht. Wieder ein Fehler! Blöd bleibt blöd.

kannst Du Dir eigentlich bei mir abschminken, das Niedermachen…

Getue meinst Du

ich nenne es Verkleidung, sowas wie Rollensuche, aber egal, ist ein anderes Thema…

was ich sagen wollte ist:

Was ist, wenn Du die Schuld und die Bockigkeit mal freundlich ansiehst und zum Ausruhen aufforderst, was ist dann?

Ganz spontan? Wir könnten spielen gehen –

Spielend zum Malen gehen.

 

 

ggf. zurück zu: 3 h Kunstatelier

Hirn Flick Flack

Nein, ich wollte mich partout nicht daran erinnern, wo ich die Lebkuchen vor mir selbst versteckt hatte. Wie macht man sowas?

Mit einem „Hirn Flick Flack“!!!

Ein Skill!

Ein Skill ist eine Fertigkeit… um in bestimmten Situationen klar zu kommen, klar werden zu können, wohlwollend und -tuend mit sich und der Welt umgehen zu können. Manchmal, wie in diesem Falle, eine einfache Ablenkung, die bewusste Beschäftigung mit etwas völlig anderem.

Ich wählte also einen Hirnflickflack. Ich suchte Tierrassen in alphabetischer Reihenfolge. Das gelang mir ganz gut – bis auf das vermaledeite „X“, natürlich… (aber: nein, ich google nicht!!!).

Und es gelang mir sogar, wenn auch nicht ganz in der richtigen Reihenfolge, auf „Yorkshire Terrier“ und „Quarter Horse“ zu kommen. Auch der hässliche Hund mit der blauen Zunge fiel mir ein: Chow Chow.

Aber: Ich kam einfach nicht DA rauf. Jeder kennt sowas, denke ich.

Wohlwollend bat ich mein Hirn, welches den Begriff ganz sicher kennt, ihn mir zu verraten. Und ich ließ den Zwang und die zeitliche Gebundenheit los…

…dachte an so vieles… immer mal wieder an dieses Wesen, dessen Bild ich doch genau vor Augen hatte…

…aber bis heute früh kam ich partout nicht auf den Namen von diesem familienfreundlichen, bellfaulen, mittlerweile aus seiner Hochzeit gefallenen Modehund… den scheinbar jeder Fellnasenfreund in seinem Eigentum gehabt zu haben schien!!!

Da war doch was mit „beige“ oder „blond“? Ganz sicher…

Es began zu wurmen. Und klar, genau in dem Moment, in dem ich mir erlauben wollte, das Internet nach dem Begriff für diese Züchtung Hund zu befragen, gab mein Hirn den künstlichen Widerstand auf und säuselte, fast unmerklich, wie unbeteiligt, völlig harmlos tuend, zu meinem stillen, aber genüsslich reinem Vergnügen, die zwei Worte in mein Bewusstsein:

Golden Retriever

So. Das hätten wir also.

…womit wir wieder bei den Lebkuchen wären…


zur Zufriedenheit

„Was steht heute bei Dir an?“ fragt sie mich.

Keine Termine.

Strahlend blauer Himmel.

Keine körperlichen Einschränkungen.

Motorrad, Auto, Fahrrad vorhanden und einsatzbereit.

Ich gehe spontan in mich und stelle fest:

„Ich glaube, jammern, mich selbst bemitleiden, erniedrigen und mit dem Verzweifeltsein hingebungsvoll verschmelzen steht auf dem Plan…“

Aber auch das wird mir nicht in Vollendung gelingen.

Zuversicht.

 

 

 

Nabelschausuhlen

 

Die Mittagsmail meiner Mutter bestand heute aus einem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach

Am Ziel deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen, dein Wandern zum Ziel.

 

Da geh ich jetzt mal gründlich drauf suhlen…

Sonne, Braunfels, Cappuccino: Ich komme!

Raus aus den Federn, alte Sozialschmarotzerin.

Jetzt erst??? …und dann auch noch frech grinsen!!!