Ich habe es nicht lange ausgehalten.
Was heißt ’nicht lange‘?
Ich habe es für die Dauer einer guten Woche ausgehalten.
Was ist ‚es‘?
Das, was ich in der letzten Woche in meinem Praktikum im benachbarten Krankenhaus erlebt, gewertet und empfunden habe.
Ich habe in der Bettenzentrale und einen Tag mit der Mitarbeiterin in der Gebäudereinigung gearbeitet. Ich bin ein ums andere Mal in Stress geraten. Stress, dem ich nicht adäquat begegnen konnte. Ich konnte mich von dem, was ich erlebte, nicht distanzieren, reagierte mit fahrigem Getriebensein und unangebrachter Wut. Die nahezu verzweifelte Verärgerung widerum darüber drängte sich ständig und andauernd in den Vordergrund und fraß mein ‚inneres Ausgleichvermögen‘ auf.
Besonders heftig reagierte mein Nervensystem auf Mitarbeiter, die durch ihr hektisches Gestresstsein scheinbar auf die Arbeitsgeschwindigkeit ihrer Kollegen und die Stimmung im Team Eindruck machen und Einfluss nehmen wollten.
Bin ich am Ende auch so eine Mitarbeiterin?
Will ich das sein?
Nein.
Ich habe das Praktikum heute abgebrochen.
Ich hätte durchhalten können. Hätte mich wiedermal durchbeißen, anschließend auf die Schulter klopfen und mich über ein gutes Zeugnis werten können.
Ich habe das Praktikum heute abgebrochen.
„Sie brauchen sich nicht mehr so zu stressen, Frau Nies. Im Gegenteil. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr in einen solchen Stress geraten.“
Es hat den ‚Flair‘ eines Krankenhauses und so viel Zeit gebraucht, diesem Satz Zustimmung und das notwendige Federübergewicht Einwilligung zu geben.
Die Entscheidung ist getroffen. Sie fällt.