Wände

Ok, denke ich, es ist Zeit, mir wieder zu begegnen, packe meine Sachen und gehe aus dem Ruheraum.

Mein erster Blick fällt auf die Therapeuten im Raum gegenüber. Sie warten auf den Beginn der Therapiekonferenz, sehen mich kurz an und unterhalten sich weiter.

Komme mir beobachtet vor, irgendwie entblößt und (für mich logische, völlig automatisierte Folgerung) als unwertig erkannt.

Ich korrigiere mich. Meine Anspannung aber bleibt. Ich fühle mich störend, während ich an zwei Menschen auf dem Flur vorbeigehe.

Im Tagesraum ist viel los. Eigentlich zu viel für mich. Etwa 6-8 Mitpatienten spielen Skipbo. „Mein“ Platz ist besetzt. Einen anderen nehmen? Kann ich mir nicht erlauben. Mich zumuten geht gerade nicht. Flucht.

In den Ruheraum zurück? Am Therapeutenzimmer vorbei? Geht nicht.

Ich schaue nach dem Sofazimmer. Was für ein Glück: Es ist frei!

Sogar das Fenster ist geschlossen, die eindringenden Geräusche sind gedämpft.

Fühle mich wie ein Kämpfer in seiner Ecke zwischen den Runden eines sinnlosen Kampfes ohne Aussicht auf Erlösung.

Mein Gegner sind Wände aus Watte.

Noch zehn Minuten bis zum Mittagessen.

Schon jetzt höre ich den Ton der bald rufenden Glocke.

 

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