Gerade ist es um Mitternacht, Mittwoch, der 30. Mai ist vorbei.
Ich liege im Schlafsack unter einem Laubbaum. Der Wind lässt ihn leise rauschen. In einiger Entfernung singen die Grillen. Ein Hund schickt ab und an, gelangweilt klingend, ein Bellen in die Nacht. Rechts und links von mir in ca. 3m Abstand versuchen andere Hiker zu schlafen.
Es ist sehr warm. So warm, dass ich unter freiem Himmel keinen Schlafsack brauche.
Kein Platz für mich. Zu voll, laut, weit weg vom PCT. Aber:
Mein Platz. Heute.
Tagesbeginn: Zunächst einmal widerte mich das Wasser, an dem ich genächtigt hatte, an und ich freute mich über die frische Quelle – nur ein paar hundert Meter weiter entfernt gelegen…
Ich hatte nur ein paar Meilen. Es ging bergab oder eben dahin. Schnell war ich am Walker-Pass, eine Stelle, an dem der PCT einen Highway kreuzt.
Trialangel. Mal wieder wahr.
Schatten, frisches Obst, Wasser, Chips,…
Abschied.
Jürgen, Clayton und ich gingen irgendwann zum Highway, um ins 35 Meilen entfernte Lake Isabella zu trampen. Wir standen nur ca. 10 min bis Michael anhielt. Er machte erst mal Platz im Auto und die Rucksäcke wurden sorgsam auf den Motorradträger geschnürt.
Michals Bruder ist schneeerfahren und gerade in der High Sierra auf dem PCT unterwegs.
Lake Isabella ist ein großer See, der sich in eine hügelige Landschaft schmiegt. In Europa wäre er dicht besiedelt und ein Ort würde sich, um Touristen oder reiche Anwohner ringend, an den anderen schmiegen.
Hier gibt es diesen gleichnamigen, langgestreckten Ort, durch den eine, für unsere Augen, viel zu breite Straße führt.
Der Campingplatz hat sich auf Hiker eingestellt. Es gibt einen großen Grill, ein Fernsehzimmer, einen Getränkeautomaten, Waschmaschinen und herrliche Duschen. Die Übernachtung kostet 5 Dollar.
Wir haben uns reichlich Bier besorgt. Und damit klappt es mit der Verständigung auch bei mir ganz gut…. Kellsie und Trag, ein junges Päärchen aus San Francisco, beantwortete freundlich all meine neugierigen Fragen (ihre kleine Zweizimmerwohnung z.B. ist mit 3000 Dollar Miete im Monat ein echtes Schnäppchen und nur so billig, weil er schon so lange darin wohnt) und schenkte mir viel Freude, indem sie mich an ihrem zweisamen Glück ein bisschen teilhaben ließen. Und für feuchte Augen hat Kellsie gesorgt, als sie mir, die ich Hamburger verschmähte, mit einem Nudelgericht überraschte. Einfach eine warmherzige Geste, die mich tief berührte. So wurde es ein schöner, entspannter Abend.