Rick

Die High Sierra mit ihrem Schnee zwingt uns Wanderer mehr oder weniger alle zum Warten. Nur wer das wo und was er dann tut, ist unterschiedlich: Tine und Susi fliegen nach Hawaii. Roland fährt erstmal nach Los Angeles. Die meisten anderen, mit denen ich gesprochen habe, wandern erstmal 150 Meilen weiter nach Kennedy Medows.

Ich freue mich sehr darauf, mit Matthias ein paar Tage in Tehachapi zu verbringen und plane, dann auch erstmal weiter zu gehen. Allerdings ist er ein paar Tage hinter mir.

So dachte ich, ich fliehe zunächst aus Tehachapi, laufe die kommende 17 Meilen PCT Etappe erstmal hoch und tags drauf wieder runter…, aber für heute kam es erstmal anders:

Rick ist mir auf dem Trail eher unangenehm aufgefallen. Er spricht laut, viel und schnell. Meistens habe ich ihn nicht verstanden. Es hat einen flotten Schritt und mich deshalb mehrfach überholt, allerdings nicht, wenn es bergauf geht – da habe ich mich dann meistens wieder an ihm vorbei bewegt – was wirklich ein Zeichen seiner Langsamkeit ist. Er braucht viele Pausen zum Luftholen. Neulich haben wir zusammen auf einem Campingplatz übernachtet und gegenseitig anhand der zahlreichen Reißverschluss- und Wendegeräusche festgestellt, wie schlecht wir beide geschlafen haben. Dass ich ihm mit Wasser aushelfen konnte, hat er tags drauf jedem begeistert erzählt, ob er wollte, oder nicht.

Heute hat er mich zufällig beim Einkaufen aufgegriffen und mit seinem hier abgestellten Auto zurück zum ca. zwei Meilen entfernten Campingplatz am Flughafen gefahren. Als ich später dann mit Sack und Pack in der Stadt stand, sprach er mich erneut an. Schließlich fuhr er mich meilenweit zum Trail, auf dem ich eher Ruhe zu finden hoffte als auf dem Flughafen. Dann wieder zurück, weil ich mich dann doch nicht entschließen konnte loszugehen, läuft der Weg doch erstmal am mehrspurigen Highway entlang. Zudem war es schon recht spät, schrecklich windig und der nächste Platz zum Campen erst in ca. 5 Meilen ausgeschrieben. Er begleitete mich zum Essen, wir holten uns anschließend ein Bier und verbrachten den Abend im Innenhof der Lodge, uns sprachlich mehr schlecht als recht, aber von Herz zu Herz richtig gut unterhaltend.

„Menschen“, meinte Manuela, sind das, was auf den Weg wirklich wichtig ist, was in Erinnerung bleibt.

Rick wird es tun.

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