Freitag, 19. Mai – Trialmagic × 2

Es ging bergauf. Gefühlt sehr lange bergauf…

Bergauf zu laufen fällt mir einfach schwer. Verstärkt durch die Vergleiche mit Menschen, die mich mit einer erstaunlichen Leichtigkeit überholen und schnell als immer kleiner werdende Punkte im Horizont verschwinden.

Aber irgendwann war selbst ich oben. Und da war das Wunder:

Trialmagic!

Wasser,  Saft, frisches Obst, Kekse. So nett arrangiert mit Blumen, einladenden, freundlichen Worten auf Schildern. Und das alles völlig abgeschieden, nur zu Fuß oder auf einer schmalen Dirtroad zu erreichen. Wer sind nur diese Menschen, die so etwas machen? Ich könnte heulen, so sehr rührt mich das.

Danach ging es über Meilen bergab, leicht zu laufen. Immer weiter auf eine wirklich riesige Windkraftanlage zu.

Zum ersten Mal habe ich beim Laufen Musik gehört und war bei Louis Armstrong so beschwingt, dass ich sogar ein paar Tanzschritte einbaute.

Irgendwann (genauer gesagt nach ca. 15 Meilen) stand ich an einer Straße, entschied mich gegen die Aussicht, irgendwo im Windpark übernachten zu müssen und für das Trampen ins ca. 8 Meilen entfernte Tehachapi, wo es eine Campingplatz am kleinen Flughafen geben soll…

Trampen war, wie immer, kein Problem. Ich wurde am Flughafen abgeliefert, wo mich gleich Susi empfing: Ob ich Hunger habe? Es gäbe Trialmagic!!!

Wassermelone, Nudeln Bolognese, frischer Salat, Knobibutterbrot, Schokokuchen, Limonenkuchen, Brötchen. Dazu Besteck, Servietten, Teller. Einfach so, von einem Trialangel gebracht.

Habt Dank, ihr Engel!!!!

Nach der Pixidusche sind wir noch ein Bier trinken gegangen.

Und jetzt noch ein paar Worte zur Nacht:

Tehachapi liegt an einem mehrspurigen Highway, der fast direkt an den Sportflughafen grenzt. Ferner wird die kleine Stadt von einer Bahnlinie durchquert, auf der sich auch nachts stündlich unvorstellbar laut hupend ein ewig langer Güterzug ankündigt, der dann dröhnend durch den Ort donnert: Die Geräuschkulisse am Campingplatz auf dem Flugplatz zwischen Highway und Bahnlinie kann man sich weder vorstellen noch recht beschreiben.

Ich muss schon drüber grinsen, dass ich wegen des Lärms (o.k., auch wegen der Aussicht auf ein kühles Bier…) nicht zum übernachten im Windpark bleiben wollte!

Aquadukt

Donnerstag, 18. Mai 2017

Der aufbrausende, kühle Sturm der Nacht hatte nur eine klare, weite Sicht auf die umliegenden Berge hinterlassen. Verschwunden war er lange vor dem Morgenrot, mit dem wir uns auf den ca. 50 Meilen langen Weg Richtung Tehachapi machten.

Die erste Etappe ist unter den Wanderern berüchtigt, führt sie doch in der heißesten und trockensten Gegend des PCT, der Mojave-Wüste, größtenteils neben einer Wasserpipeline entlang, ohne Zugriff auf den Inhalt haben zu können.

Nur anfangs verläuft dieses Aquadukt oberflächlich, später ist es unter Beton versteckt. Daneben führt die Straße entlang. Wie sonst unüblich auf dem PCT kann man nebeneinander laufen und sich so prima unterhalten.

Pausieren lässt es sich hervorragend auf den in bestimmten Abständen auftauchenden Betoninseln. Sie bieten Schatten und Kühle. Und unter der Abdeckung kann man das Wasser rauschen hören.

 

Wenn man nach 17 Meilen den ersten Zugang zum Wasser hat, steht man schon mitten in einer riesigen Windkraftanlage.

Gerade gegen Abend machten die Mühlen mit dem auftauchenden Wind einen eindringlichen Lärm, dem ich mich nicht die ganze Nacht aussetzen wollte. So setzte ich meinen Weg bis hinter die letzten Krafträder fort. In einem kleinen Tal fand ich Windschatten und somit auch die Ruhe, die es braucht, um zum ersten Mal auf dem PCT einem großen Grillenkonzert zuhören zu können.